Da der in den 1960er Jahren brillant Meisterwerke wie die aus
„Botschafter der Angst“, „Sieben Tage im Mai“ und „Der Mann, der
zweimal lebte“ bestehende Paranoia-Trilogie inszenierende John
Frankenheimer in den 1980er Jahren fast unter dem Radar verschwunden war,
wurde er für die B-Movie-Schmiede Cannon Films interessant, die die Rechte an Elmore
Leonards Roman „52 Pick-Up“ besaßen, der bereits 1984 unter dem
Namen „Der Ambassador“ von J. Lee Thompson verfilmt worden war. Für
das Remake konnte Frankenheimer sowohl Roy Scheider als auch Ann-Magret
für die Hauptrollen verpflichten.
Inhalt:
Seit seiner Rückkehr aus dem Koreakrieg hat es Harry
Mitchell (Roy Scheider) zu einem Unternehmer gebracht, der ein
lukratives Patent für eine spezielle Metallverarbeitung hält und in seiner Firma
über 80 Angestellte beschäftigt. Mit seiner ambitionierten Frau Barbara (Ann-Margret),
mit der er seit fast einem Vierteljahrhundert verheiratet ist und die für den
Stadtrat kandidiert, lebt er in einem Vorort von Los Angeles in einer Villa mit
Pool. Zur Arbeit fährt er gern mit seinem Jaguar-Sportwagen, den er eigenhändig
restauriert hat. Damit kurvt er nicht nur lässig durch die Gegend, sondern
beeindruckt auch die 22-jährige Cini (Kelly Preston), mit der er seit
drei Monaten eine Affäre hat und die ihm nun zum Verhängnis zu werden droht. Als
er sich mit seiner Geliebten nämlich in einem Hotel treffen will, wird Harry
von drei maskierten Gangstern empfangen, die ihm ein Film mit Szenen seiner
Begegnungen mit Cini vorführen und ihn um 105.000 Dollar erpressen. Einerseits will
er die politische Karriere seiner Frau nicht gefährden, andererseits folgt er dem
Rat seines Anwalts, nicht zu zahlen, weil sich die Erpresser mit der einen
Zahlung nicht zufriedengeben würden. Also beichtet Harry seiner Frau den
Seitensprung, was sie nicht nur sehr verletzt, sondern weitere Aktionen des
Gangstertrios in Gang setzt. So wird Alan (John Glover), der Kopf der
Bande, unter einem Vorwand persönlich bei Barbara vorstellig und entwendet
dabei die versteckte Pistole und ein Sakko ihres Mannes, um mit einem weiteren
Video Harry zur Vernunft zu bringen. Dabei wird Cini mit entblößten Brüsten vor
laufender Kamera mit Harrys Pistole erschossen. Harry knickt jedoch nicht ein
und sagt den Gangstern den Kampf an, indem er Alan gegen seine Komplizen Leo (Robert
Trebor) und Bobby (Clarence Williams III) auszuspielen versucht,
wobei ihm Cinis Freundin Doreen (Vanity) wichtige Hinweise liefert…
Kritik:
Elmore Leonard hat bereits die Romanvorlagen bzw.
Drehbücher zu Filmen wie „Man nannte ihn Hombre“ (1967), „Valdez“
(1971), „Sinola“ (1972), „Das Gesetz bin ich“ (1974), „Schnappt
Shorty“ (1995), „Jackie Brown“ (1997) und „Out of Sight“
(1998) geliefert. An diese Klasse reicht „52 Pick-Up“ nicht heran, doch
bietet Frankenheimers Adaption eine unterhaltsame Mischung aus Erpresser-
und Rache-Thriller mit einer gehörigen Portion bloßer Brüste und Hintern. Es
ist der bei Leonard oft thematisierte Sumpf aus Gier und Verbrechen, Lust
und Korruption, Sex und Drogen, der „52 Pick-Up“ seinen
Unterhaltungswert verdankt. Das recht schnell eingeführte Erpresser-Video dient
dabei nur als Hitchcock-typischer MacGuffin, der die Ereignisse ins Rollen
bringt und den erfolgreichen Unternehmer in einen effektiven Racheengel
verwandelt, wobei er die niederen Instinkte seiner Peiniger genussvoll gegeneinander
ausspielt. Passenderweise ist der Anführer des Erpresser-Trios auch noch Softporno-Hobbyfilmer,
was Frankenheimer die Möglichkeit bietet, dem Publikum einen freizügigen
Blick auf allerlei entblößte Frauenbrüste zu präsentieren, aber diese
farbenfroh in Szene gesetzten Einblicke verdeutlichen natürlich auch den schmuddeligen
Sumpf, in denen sich der in die Jahre kommende Anzugträger begeben muss, um den
Spieß umdrehen zu können. Dieses Abenteuer bringt aber auch wieder den nötigen
Pep in das von hohem Arbeitspensum ausgehöhlte Eheleben von Harry und Barbara, aber
es bleibt fraglich, ob das Meistern dieser Herausforderung ausreicht, um verschütt
gegangene Gefühle wieder zu reaktivieren. „52 Pick-Up“ ist ein von allen
Beteiligten gut gespielter, von Frankenheimer temporeich inszenierter
B-Movie-Thriller, der fast an die frühere Klasse des Regisseurs anknüpft.

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