Die jungen Wilden

Zwar präsentierte John Frankenheimer bereits 1957 mit dem Drama „Das nackte Gesicht“ sein Regiedebüt für die große Leinwand, blieb bis 1960 aber dem Fernsehen verbunden, wo er einzelne Folgen für Serien wie „Danger“, „Climax!“ und „Playhouse 90“ inszenierte. Das änderte sich erst mit der Verfilmung von Ed McBains, unter dem Pseudonym Evan Hunter veröffentlichten Roman „Harlem Fieber“. „Die jungen Wilden“ markierte die erste Zusammenarbeit zwischen Frankenheimer und Burt Lancaster und bedeutete das Spielfilmdebüt für Telly Savalas.

Inhalt:

Im New Yorker Stadtteil Spanish Harlem wird der blinde 15-jährige Roberto Escalante unter Zeugen am helllichten Tag von drei italienischstämmigen Jugendlichen brutal niedergestochen. Nach der Tat flüchten die Täter und schmeißen die Tatwaffen weg. Aufgrund der hohen Anzahl an Augenzeugen werden die Drei allerdings schnell gefasst. Die minderjährigen Täter Danny diPace (Stanley Kristien), Arthur Reardon (John Davis Chandler) und Anthony „Batman“ Aposto (Neil Burstyn) sind Mitglieder der Straßengang „The Thunderbirds“, welche sich regelmäßige erbitterte Straßenkämpfe mit den verfeindeten „Horsemen“, einer puerto-ricanischen Jugendgang, liefern. Der angehende Gouverneur Dan Cole (Edward Andrews) ist in diesem Falle für die Todesstrafe, da er sich von einem harten Urteil Wählerstimmen erhofft. Diese Meinung teilt er mit dem ermittelnden Staatsanwalt Hank Bell (Burt Lancaster). Auf Roberto Escalantes Beerdigung fordert auch dessen Mutter Gerechtigkeit durch die Todesstrafe.
Allerdings protestiert Bells Frau Karin (Dina Merrill) gegen die Todesstrafe, die ihr Mann fordert. Zudem ist Danny das Kind von Bells früherer Jugendliebe Mary diPace (Shelley Winters). Da Hank Bell selbst aus dieser Gegend stammt und nur durch Fleiß den Weg aus dem Ghetto geschafft hat,
Bell ermittelt schließlich in beiden Lagern und macht durch den gerichtsmedizinischen Befund eine erstaunliche Entdeckung.

Kritik:

Zunächst wirkt „Die jungen Wilden“ (1961) wie ein typisches Rebellen-Drama à la „Der Wilde“ (1953) oder „…denn sie wissen nicht, was sie tun“ (1955), doch sobald Burt Lancaster als zuständiger Staatsanwalt die Ermittlungen übernimmt, entwickelt sich der Film zu einem klassischen Justizdrama, bei dem die Grenzen zwischen den beiden einander rivalisierenden Jugendbanden zunehmend verschwimmen. Natürlich spielt der Umstand, dass einer der Angeklagten ein Sohn des Staatsanwalts ist, eine besondere Rolle bei der Motivation, sich nicht nur vom politischen Kalkül leiten zu lassen. Auch wenn die Kameraarbeit noch sehr den Traditionen des Fernsehens verhaftet bleibt, zeigt „Die jungen Wilden“ doch bereits Frankenheimers Talent für spannende Geschichten in glaubwürdig herausgearbeiteten Milieus. Nur die Charakterisierung der Figuren bleibt eher oberflächlich.

Kommentare

Beliebte Posts