Ein jeglicher wird seinen Lohn empfangen...
Mit seiner eigenen Produktionsfirma Les Films 13 war
es dem französischen Filmemacher Claude Lelouch bereits in den 1960er
Jahren möglich, nahezu jedes Filmprojekt zu verwirklichen, das ihn
interessierte. Ein besonders aufwändig produziertes Projekt realisierte Lelouch
1981 mit einem riesigen Staraufgebot an französischen und US-amerikanischen
Schauspielern wie James Caan, Geraldine Chaplin, Fanny Ardant, Robert Hossein,
Evelyne Bouix, Richard Bohringer, Jacques Villeret, und Jean-Claude
Brialy. Neben der dreistündigen Kinofassung des episodischen Dramas „Ein
jeglicher wird seinen Lohn empfangen...“ entstand auch eine doppelt so lange
Fernsehversion in sechs Teilen.
Inhalt:
Nachdem die Moskauer Balletttänzerin Tatiana (Rita Poelvoorde)
1936 mit einer Darbietung von Ravels „Bolero“ einen Wettbewerb um die kommende Primaballerina des
Staatsballetts verloren hat, heiratet sie den Kulturbeauftragten Boris
Itovitch. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht, muss Boris zum Militär.
Bevor er jedoch an die Front geht und dort stirbt, zeugt er mit Tatiana einen
Sohn namens Sergei.
In Paris verliebt sich die junge Violinistin Anne (Nicole
Garcia) in den Pianisten Simon Meyer (Robert Hossein). Sie heiraten
und arbeiten zusammen im berühmten Varieté-Theater Folies Bergère.
Ihr Glück währt jedoch nur kurz. Nach der Besetzung Frankreichs durch
die deutsche Wehrmacht werden sie als Juden verhaftet und von
den Nazis in ein Konzentrationslager deportiert. Ihren Sohn können
sie retten, indem sie ihn mit Geld, Schmuck und einer Nachricht auf dem
Bahngleis aussetzen. Von dort wird er zwar aufgelesen, aber ohne die Beigaben
in einer weit entfernten Stadt vor einer Kirche abgelegt und vom dortigen
Pastor und dessen Schwester aufgezogen.
Der gefeierte deutsche Konzertpianist Karl Kremer (Daniel
Olbrychski) spielt 1938 auch für Adolf Hitler und wird 1940 als Kapellmeister
im besetzten Frankreich stationiert. Sein einziger Sohn stirbt in einem
Feuergefecht.
In New York feiert der Jazz-Bandleader Jack Glenn (James
Caan) derweil große Erfolge. Nach dem Krieg bringt er den Swing ins
befreite Paris, seine Frau Suzan (Geraldine Chaplin) stirbt indes bei
einem Unfall. Die gemeinsame Tochter Sara (Geraldine Chaplin) wird wie
ihre Mutter Sängerin, ihr Bruder Jason (James Caan) wird Filmregisseur,
der Sara bei ihrer Karriere unterstützt.
Karl Kremer gibt nach dem Krieg ein Konzert in New York.
Aufgrund seiner politischen Verbindungen im Dritten Reich bleibt das
Publikum jedoch aus, nachdem alle jüdischen Organisationen das komplette
Kartenkontingent aufgekauft haben. Sergei, der Sohn des russischen Paares, wird
unterdessen ein großer Ballettstar, der politisches Asyl in den Vereinigten
Staaten sucht. Anne, die den Holocaust überlebt hat, sucht in
den 1960er Jahren noch immer nach ihrem Sohn, der als Robert Prat (Robert
Hossein) zusammen mit seinen Freunden Richard (Richard Bohringer)
und Jacques (Jacques Villeret) im Algerienkrieg gedient hat,
inzwischen Anwalt geworden ist und sich wundert, woher sein Sohn Patrick seine
musikalische Begabung hat…
Kritik:
Claude Lelouch ließ sich für sein dreistündiges Kriegs-
und Musical-Epos „Ein jeglicher wird seinen Lohn empfangen…“ von Künstlern
wie Édith Piaf, Herbert von Karajan, Glenn Miller und Rudolf
Nurejew inspirieren und lässt seine von allerlei musikalischen Darbietungen
durchzogenen Film passenderweise von Szenen einrahmen, in denen zu Ravels
berühmten „Bolero“ getanzt und gespielt wird. Von den Vorwehen des Zweiten Weltkriegs
an spannt Lelouch einen weiten Bogen über Moskau, Paris, New York und
Berlin und verdichtet die Schicksale verschiedener durch den Krieg gebeutelter
Familien zu Mini-Dramen, in denen es um Liebe, Verlust, Heimat, Krieg und
natürlich die einigende, verzeihende Kraft der Musik geht. Bei so vielen
Schauplätzen, Figuren und der weiten Spanne von über vierzig Jahren bleiben die
Einzelschicksale allerdings nur an der Oberfläche, so dass der Film vor allem
durch die verschiedenen Musikdarbietungen von Ballett, Orchester, Swing-Band,
Rock’n’Roll und Chanson seine inszenatorische Kraft verliehen bekommt.
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