Horizon: Eine amerikanische Saga – Kapitel 1

Seit seiner ersten größeren Hauptrolle in Lawrence Kasdans „Silverado“ (1985) hat Kevin Costner eine besondere Vorliebe für das Western-Genre entwickelt und vor allem als Regisseur von Filmen wie dem siebenfach Oscar-prämierten Meisterwerk „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990) und „Open Range“ (2003) seinen Stempel aufgesetzt. Ein weiteres Highlight in seiner langjährigen Karriere stellte jüngst die megaerfolgreiche Serie „Yellowstone“ dar, in der Costner den charismatischen und unnachgiebigen Besitzer der noch größten verbliebenen Ranch in Montana verkörperte, was ihm den nötigen Auftrieb verlieh, sein bereits seit 1987 Formen annehmendes Projekt „Horizon“ endlich umzusetzen. Mit vier jeweils dreistündigen Filmen will Costner die ultimative Western-Saga präsentieren, ein Versprechen, das „Horizon: Eine amerikanische Saga – Kapitel 1“ nur zum Teil erfüllen kann.


Inhalt:

Auf unzähligen Flugblättern, die im Jahr 1863 die Runde machen, wird die Stadt Horizon als „Das Beste im Westen“ beworben, und unzählige Siedler machen sich auf ins San Pedro Valley, wo das fruchtbare Land direkt am Wasser liegen soll. Allerdings liegt es auch im Gebiet der Westlichen Apachen, die durch die Siedler ihre Jagdgründe bedroht sehen und schon die ersten Landvermesser kurzerhand niedermetzeln. Als tatsächlich die ersten Kolonien dort entstehen, zerstört der temperamentvolle Pionsenay (Owen Crow Shoe) mit seinen Anhängern die Siedlung, was ihm nicht nur den Zorn seines Vaters einbringt, sondern auch die Überlebenden des Massakers zwingt, mit der zu spät eintreffenden Kavallerie in ein nahegelegenes Fort umzuziehen, darunter die verwitwete Frances Kittredge (Sienna Miller) und ihre Tochter Elizabeth (Georgia MacPhail). Während Oberleutnant Gebhart (Sam Worthington) und Colonel Houghton (Danny Huston) zwar längst eingestehen müssen, die Siedlungstrupps nicht wirkungsvoll schützen zu können, will zumindest Gebhart die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben mit den Native Americans noch nicht aufgeben. Russell Ganz (Etienne Kellici), der den Überfall ebenfalls überlebt hat, sinnt derweil auf Rache und schließt sich einer Bande weißer Skalpjäger an, die die verantwortlichen Apachen zur Strecke bringen wollen. Viele hundert Meilen weiter nördlich versucht Lucy (Jena Malone) unter dem falschen Namen Ellen Harvey gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn, in einer Ortschaft in Wyoming ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. In Montana hat sie einen gewissen James Sykes (Charles Halford) angeschossen, dessen Söhne Junior (Jon Beavers) und Caleb (Jamie Campbell Bower) nun fieberhaft nach ihr suchen. Ellen/Lucy wohnt mit der Prostituierten Marigold (Abbey Lee) zusammen, die ein Auge auf den in ihrer Siedlung ankommenden Pferdehändler Hayes Ellison (Kevin Costner) wirft, der unvermittelt in ein Duell mit Caleb verwickelt wird und sich nun mit Marigold und dem Baby herumschlagen muss. Parallel ist eine Planwagengruppe, der Matthew Van Weyden (Luke Wilson) vorsteht, auf dem beschwerlichen Weg nach Horizon. Unter den Reisenden befinden sich auch einige Angehörige von Frances‘ getötetem Ehemann…

Kritik:

Kevin Costner liegt die Verwirklichung seines epochalen Western-Epos so sehr am Herzen, dass er nicht nur vorzeitig aus der Serie „Yellowstone“ ausstieg, sondern die 100 Millionen Dollar für die ersten beiden Teile von „Horizon“ aus eigener Tasche finanzierte. Entsprechend viel Herzblut ließ Costner auch in die Realisierung des ersten Kapitels einfließen, bei dem er nicht nur die Regie führte, sondern – natürlich - auch eine der Hauptrollen übernahm. Innerhalb von drei Stunden entfächert Costner ein breites Panorama an Landschaften, Figuren und Handlungssträngen, deren Motivationen nicht immer nachvollziehbar sind und bruchstückhaft bleiben, dafür entschädigen die prächtigen Panoramabilder von Kameramann J. Michael Muro („Open Range“, „L.A. Crash“) und die angenehm unaufdringliche Musik von John Debney („Swing Vote“, „Hatfield & McCoys“). 
Kevin Costner hat das Genre dermaßen verinnerlicht, dass er weiß, mit welchen Zutaten er sein Epos würzen muss, aber auch wie er die Zuschauererwartungen unterlaufen kann. So wird die Verfolgungsjagd, der sich Costners Lone Ranger aussetzen muss, ungewöhnlich unspektakulär aufgelöst. Und auch andere Handlungsstränge werden mittendrin eingeführt und abgebrochen, als sei ein Großteil des gefilmten Materials am Ende dem Endschnitt zum Opfer gefallen. 
Bei allen Schwächen erzählt Costner dennoch eine sehenswerte Geschichte der Besiedlung des Westens mit all den Strapazen und Auseinandersetzungen innerhalb der Siedlertrupps und mit den Apachen, und natürlich beleuchtet Costner auch angemessen die indianische Seite. Man darf gespannt sein, wie Costner seine Saga fortsetzt, denn genügend Anreize hat er mit dem ersten Kapitel bereits gegeben…

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