Weggehen und wiederkommen
Auch wenn sich ein Großteil seiner oft humorvollen,
romantischen Werke mit den zwischenmenschlichen Beziehungen von Männern und Frauen
auseinandersetzt, ist Claude Lelouch hin und wieder auch ein sehr ernster
Film gelungen, beispielsweise das 1985 entstandene Kriegsdrama „Weggehen und
wiederkommen“.
Inhalt:
Während des Zweiten Weltkriegs flieht die vierköpfige
jüdische Familie Lerner - mit dem Psychoanalytiker Simon (Michel Piccoli),
der Mutter Sarah (Françoise Fabian), der Tochter Salomé (Evelyne
Bouix) und den Sohn Salomon (Eric Berchot) - aus dem besetzten
Paris. Eine Zeit lang können sie sich bei der befreundeten Familie Rivière –
mit dem Vater Roland (Jean-Louis Trintignant), der Mutter Helene (Annie
Girardot) und dem Sohn Vincent (Richard Anconina) - in einem alten
Schloss verstecken. Doch der Aufenthalt der Lerners bleibt nicht unbemerkt. Als
eines Tages die französische Polizei und Soldaten der Wehrmacht auf dem
Schlossgelände erscheinen und die Lerners verschleppen, wird klar, dass jemand
aus dem Dorf die Familie denunziert hat.
Jahre später kehrt die Tochter, Salomé Lerner, als einzige
Überlebende ihrer Familie zurück. Sie ist entschlossen, herauszufinden, wer
ihre Familie damals denunziert hat. Als Salomé vier Jahrzehnte später in Paris
einen jungen Pianisten spielen hört, glaubt sie, die Reinkarnation ihres
verstorbenen Bruders vor sich zu haben…
Kritik:
Claude Lelouch hat mit „Weggehen und wiederkommen“
nicht nur einen Film über die Schrecken des Krieges, über Verrat und Vergebung,
vorgelegt, sondern auch über die Kraft der Musik, die vor allem in Form des 2.
Klavierkonzerts von Rachmaninoff ausgestrahlt wird. Lelouch
erzählt keine lineare Geschichte. Tatsächlich wird der Faden in der Gegenwart
gesponnen und über die Möglichkeit einer Reinkarnation, der Salomés Vater
anhängt, zurück bis zur erzwungenen Flucht ihrer Familie während des Zweiten
Weltkriegs entwickelt.
Fortan springt die Geschichte hin und her, fokussiert
sich mal auf die Familie Lerner, mal auf die Familie Rivière, wobei die beiden
Patriarchen zwar beides Ärzte sind, Roland Revière aber weitaus pragmatischer
veranlagt ist. Vor allem in der inszenierten Verlobung zwischen Salomé und
Vincent kreuzen sich nicht nur die Familiengeschichten, sondern erregen damit
auch eine folgenschwere Aufmerksamkeit im Dorf. Wenn Salomé nach dem Krieg mit
kurzgeschorenen Haaren zum Schloss zurückkehrt, beginnt die Dramatik mit der Suche
nach der Wahrheit wie ein Kriminaldrama Formen anzunehmen, doch Lelouch
geht es weniger um Aufklärung als um die Art und Weise, wie Salomé mit der Vergangenheit
abschließen kann. Die Inszenierung gestaltet sich etwas holperig und wird vor
allem durch Rachmaninoffs Musik zusammengehalten, aber auch durch die bemühten
prominenten Darsteller.
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