Der 4 ½ Billionen Dollar Vertrag
John Frankenheimer bereicherte die Filmwelt in den
1960er Jahren mit einer ganzen Reihe von großartigen Filmen – angefangen von „Die
jungen Wilden“, seiner ersten Zusammenarbeit mit Burt Lancaster, auf
die vier weitere folgen sollten („Der Gefangene von Alcatraz“, „Sieben Tage
im Mai“, „Die den Hals riskieren“, „Der Zug“) über „Botschafter der
Angst“ bis zu „Der Mann, der zweimal lebte“ -, versank dann aber
fast in der Bedeutungslosigkeit, ehe er mit den Thrillern „Schwarzer Sonntag“
und „French Connection II“ Mitte der 1970er Jahre ein eindrucksvolles Comeback
feierte, um dann wiederum eher routiniert abgedrehte Werke zu präsentieren.
Dazu zählt leider auch der 1985 nach einer Vorlage von „Jason Bourne“-Autor Robert
Ludlum entstandene Thriller „Der 4 ½ Billionen Dollar Vertrag“ mit Michael
Caine in der Hauptrolle.
Inhalt:
Der New Yorker Architekt Noel Holcroft (Michael Caine)
wird von dem Anwalt Ernst Manfredi (Michael Lonsdale) nach Genf gebeten,
um Informationen zu erhalten, die sein Leben verändern würden. Auf einem
Ausflugsboot erfährt Holcroft, dass sein Vater Heinrich Clausen – der während
des Zweiten Weltkriegs als General und Finanzexperte für Adolf Hitler
tätig war und zum Ende des Krieges erkannt hatte, welchem Irrtum er
aufgesessen war – 4,5 Milliarden US-Dollar hinterließ, um die Opfer
des Nazi-Regimes zu entschädigen. Holcroft soll gemeinsam mit zwei anderen
Söhnen der Nazi-Generäle bei der Verteilung des Geldes helfen, dazu sollen die
drei Männer in Genf einen Vertrag unterzeichnen. Holcroft lernt den künftigen
Vertragspartner Johann von Tiebolt (Anthony Andrews) und dessen
Schwester Helden (Victoria Tennant) kennen.
Doch bis dahin will sich Holcroft versichern, ob seine Vertragspartner
wirklich ähnliche Ambitionen verfolgen, das riesige Vermögen an der richtigen Stelle
einzusetzen. Wie sich zeigt, hat selbst Holcrofts Mutter Althene (Lilli
Palmer) Zweifel an der Fähigkeit ihres Sohnes, seiner Verantwortung gerecht
zu werden. Während seiner Reisen nach Berlin, wo Helden und Holcroft den Dirigenten
Erich Kessler (Mario Adorf) kennenlernen, und London kommen sich die
beiden näher und verbringen sogar eine Liebesnacht miteinander. Doch dann werden
Holcrofts Mutter und der mit ihr befreundete Oberst (Richard Münch) ermordet,
was die bisherigen Erkenntnisse in einem neuen Licht für Holcroft erscheinen
lässt…
Kritik:
Robert Ludlum hat im Verlauf seiner langjährigen
Karriere einige Romane geschrieben, die mehr oder weniger erfolgreich verfilmt
worden sind – darunter „Das Osterman-Weekend“ und vor allem die vielen Filme
rund um die Romanreihe „Jason Bourne“ – und dabei eine Komplexität
entwickelt, die schwer auf die Leinwand zu übertragen war. Das bekommt das
Publikum vor allem bei „Der 4 ½ Billionen Dollar Vertrag“ zu spüren, bei
dem die an sich talentierten Drehbuchautoren George Axelrod („Botschafter
der Angst“, „Frühstück bei Tiffany“) und Edward Anhalt („Jeremiah
Johnson“, „Becket“) so sehr auf Vereinfachung setzen, dass das
Durcheinander von vordergründigen Protagonisten, im Hintergrund agierenden
Interessengruppen und diversen Auftragskillern schnell perfekt ist, also niemand
mehr auch nur eine Idee davon hat, wer mit welcher Motivation unterwegs ist.
Michael
Caine („Die schwarze Windmühle“, „Ipcress – Streng geheim“) bemüht
sich redlich, als Vorsitzender der Stiftung den Überblick zu behalten, aber Frankenheimer
wechselt so oft den Handlungsort, lässt unzählige Figuren auf- und
abtreten, schiebt Autoverfolgungsjagden und eine oberflächliche Liaison
dazwischen, dass Logik und Spannung alsbald auf der Strecke bleiben. Frankenheimer
und Caine sind dabei die einzigen Akteure, die ihr Geschäft zu verstehen
scheinen, doch der unzusammenhängend konstruierte Plot, die mehr als blassen Darsteller
und der schrecklich aufdringliche Synthi-Score des russischen Komponisten Stanislaw
Syrewicz machen „Der 4 ½ Billionen Dollar Vertrag“ zu einem
überflüssigen Thriller, der nur durch seine Schauplätze und Frankenheimers
gekonnte Regie punkten kann.
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