Allein zu zweit

Claude Lelouch zählt nicht nur zu den produktivsten, sondern auch vielseitigsten französischen Filmemachern. 1979 inszenierte er mit „Allein zu zweit“ ein temporeiches Gangsterdrama mit Catherine Deneuve und Jacques Dutronc in den Hauptrollen und wanderte damit erfolgreich und gekonnt auf den Spuren des offen im Film zitierten Meisterwerks „Bonnie & Clyde“ (1967) von Arthur Penn.

Inhalt:

Der musisch begabte Simon feiert 1951 seinen achten Geburtstag im Kreis seiner Familie und Freunde. Sein Vater gehört zu einer kriminellen Bande und wird eines Tages erschossen, als die Polizei ihn und seine Männer in einen Hinterhalt lockt. Simon wächst daraufhin in Paris bei Tonton (Jacques Villeret), einem Freund seines Vaters, auf. Wegen Diebstahl landet der erwachsene Simon (Jacques Dutronc) im Gefängnis, wo er zu Weihnachten für alle Insassen Klavier spielen und singen darf. Eines Tages gelingt Simon in einem Klavier die Flucht, worauf ihm der alt gewordene Tonton hilft unterzutauchen. Nach einem erneuten Coup gelangt Simon versteckt in einem Viehwagen voller Schafe in die Provence, wo er in der Hütte eines alten Ehepaars Unterschlupf findet. Auch die ehemalige Apothekerin Françoise (Catherine Deneuve), die eigentlich Cellistin werden wollte, sucht bei ihnen Zuflucht vor der Polizei. Sie stieg einst ins Gaunergeschäft ein, indem sie Männer verführte, deren Ehefrauen die Scheidung einreichen wollten und dafür Beweise für die Untreue ihrer Gatten benötigten. Daraufhin spezialisierte sie sich auf die Erpressung von Politikern, die sich keine Skandale leisten konnten.
Zunächst ist Françoise gegenüber Simon sehr reserviert. Sie wurde einst bei einem Überfall auf die Apotheke ihres Vaters vergewaltigt und vertraut seither den Männern nicht mehr. Als die Polizei über Tonton die Hütte findet, können Françoise und Simon auf einem Motorrad fliehen. Mit einem gestohlenen Wagen erreichen sie schließlich die Französische Riviera, wo sie auf dem Wasser einige Coups landen. Erneut auf dem Festland, werden sie im Radio als „Bonnie und Clyde der Côte d’Azur“ bezeichnet. Sie entschließen sich jedoch, fortan getrennte Wege zu gehen.
Beim Versuch, mit einem Flugzeug ins Ausland zu fliehen, wird Françoise jedoch festgenommen. Als sie mit dem Zug in Begleitung zweier Polizisten nach Paris gebracht werden soll, doch gelingt es Simon, Françoise aus dem Polizeigewahrsam zu befreien. Mit dem Zug reisen sie nach Le Havre und lassen sich mit einem Frachter nach Kanada bringen, wo sie im Hafen von Québec in einer Frachtkiste auf einen Lastwagen verladen werden. Kurz vor der Grenze zu den Vereinigten Staaten werden sie abgesetzt. Trotz meterhohem Schnee und eisiger Kälte gehen sie zu Fuß weiter. Nachdem sie die Grenze passiert haben, wollen sie in einem Schnellrestaurant etwas essen. Als sie dort von einer Gruppe Halbstarker provoziert werden, zieht Simon seine Waffe und verlangt die Schlüssel ihres Autos. Er und Françoise fahren daraufhin in ein Motel. Während sie gemeinsam duschen, treffen mehrere Polizeiwagen vor dem Motel ein…

Kritik:

Claude Lelouch, der auch für das Drehbuch von „Allein zu zweit“ verantwortlich zeichnete, inszenierte mit seinem Neo-Noir einen bitteren Abgesang auf das Frankreich der 1970er Jahre, mit dem er die Korruption und Niedertracht des Bürgertums kompromittierte. Seine beiden Hauptfiguren sind beide musikalisch begabt, müssen ihre Träume vom Künstlerdasein aber den Konventionen der Gesellschaft opfern. Während Simon bereits durch sein Elternhaus nur die Welt des Verbrechens kennengelernt hat, hat die bürgerliche Françoise durch die Vergewaltigung in der Apotheke ihr Vertrauen in die Rechtschaffenheit der Gesellschaft verloren und seither ihren Teil als Prostituierte beigetragen, um Ehebrecher und heuchlerische Politiker zu Fall zu bringen. Was folgt, ist eine wilde Odyssee von Simon und Françoise durch Frankreich bis auf die andere Seite des Atlantiks, wo sie endlich ihren Traum als Musiker zu leben beginnen. Lelouch hat dieses Gangsterdrama ohne große Romantik und Gefühlsduselei inszeniert. Simon und Françoise bilden eine Zweckgemeinschaft in einer Welt, die so niederträchtig, erbarmungslos und korrupt ist, dass sie nur zu zweit darin bestehen können.

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