Dein Schicksal in meiner Hand
1950 veröffentlichte Ernest Lehman seine Novelle „Tell
Me About It Tomorrow!“ in der Zeitschrift Cosmopolitan über einen
skrupellosen Zeitungskolumnisten, der auf dem realen Vorbild Walter Winchell
beruhte und der in den 1930er- und 1950er-Jahren einen großen Einfluss auf die
öffentliche Meinung in den USA hatte. 1957 adaptierte Alexander Mackendrick
(„Ladykillers“, „Der Mann im weißen Anzug“) die Geschichte mit Burt
Lancaster und Tony Curtis in den Hauptrollen und schuf mit „Dein Schicksal in meiner Hand“ ein
Meisterwerk über das Netz aus Lügen und Manipulation, das einflussreiche
Medienleute zu spinnen verstehen.
Inhalt:
Mit seiner von 60 Millionen Menschen gelesener Kolumne ist J.
J. Hunsecker (Burt Lancaster) ein New Yorker Star-Journalist, der dank
seiner Popularität einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung in den
Vereinigten Staaten ausübt. In Hunseckers Gefolge befindet sich der junge,
ehrgeizige Presseagent Sidney Falco (Tony Curtis). Der windige Sidney
lässt sich etwa von Restaurants oder bekannten Personen dafür bezahlen, dass
sie durch seine Vermittlung in den Kolumnen von Hunsecker Erwähnung finden.
Allerdings ist Falco dadurch von Hunseckers Wohlwollen abhängig. Doch derzeit
ist Hunsecker schlecht auf Sidney zu sprechen, denn diesem ist es entgegen
seinen Versprechungen nicht gelungen, für ein Ende der Romanze von Hunseckers
19-jähriger Schwester Susan (Susan Harrison) mit dem Jazzgitarristen
Steve Dallas (Martin Milner) zu sorgen. Der ansonsten gegenüber allen
Menschen kalte und berechnende J. J. hegt für seine Schwester eine krankhafte Überfürsorglichkeit.
Da Sidney sein Versprechen nicht erfüllt hat, erwähnt J. J.
schon seit einigen Tagen keine Klienten von Sidney mehr in seinen Kolumnen.
Erste Klienten beschweren sich bei Sidney, der nervös wird und nun doch alles
daransetzt, Hunseckers Gunst wiederzugewinnen. Also sucht Sidney den Club auf,
in der Steve spielt, und findet heraus, dass Susan und Steve sich verlobt haben.
Mit dieser Information geht Sidney zu Hunsecker und verspricht ihm, bis morgen
früh für ein Ende der Verlobung zu sorgen, im Gegenzug solle er wieder Klienten
von ihm erwähnen. Sidney macht sich schnell an die Ausführung seines Plans und
sucht dafür Konkurrenten von Hunsecker auf, die ebenfalls bekannte Kolumnisten
sind. Zunächst versucht er den Journalisten Leo Bertha (Lawrence Dobkin)
mit einer außerehelichen Affäre zu erpressen, damit dieser etwas Schlechtes
über Steve schreibe. Doch Leo lehnt das unmoralische Angebot ab und gesteht
seiner Frau offen seinen Fehltritt. Deshalb sucht Sidney mit Otis Ewell (David
White) einen weiteren Kolumnisten auf. Elwell geht auf Sidneys Angebot ein,
im Gegenzug bietet Sidney ihm an, eine sexuelle Gefälligkeit für ihn zu
arrangieren. Sidney und Elwell suchen die Wohnung von Sidneys
Gelegenheitsliebschaft Rita (Barbara Nichols) auf. Rita möchte sich
zunächst nicht für Elwell hergeben, lässt sich aber von Sidney überreden, da
sie droht ihren derzeitigen Job zu verlieren und der einflussreiche Elwell ihr
helfen kann. Rita und Elwell verbringen die Nacht miteinander.
Am nächsten Tag enthüllt Elwell in seiner Kolumne, dass der
Jazzmusiker Steve Dallas ein Kommunist und Marihuana-Raucher sei. Aufgrund
dieser Diffamierungskampagne wird die gesamte Band von Steve aus ihrem
Engagement im Club gefeuert. Wie geplant greift J. J. Hunsecker als scheinbarer
Retter ein und sorgt für eine Wiedereinstellung der Band. Dadurch soll Steve in
seiner Schuld stehen und von Susan ferngehalten werden. Doch Steve ahnt das
falsche Spiel und gibt J. J. offen zu verstehen, dass er dessen Einfluss auf
die Gesellschaft für böse hält. Susan muss nun zwischen ihrem Bruder und ihrem
Verlobten wählen…
Kritik:
Mit „Dein Schicksal in meiner Hand“ hat Mackendrick
einen stilsicheren Film noir inszeniert, der eindrucksvoll vor Augen führt, wie
geschickt manipulierte Informationen und inszenierte Artikel die Wahrnehmung
der Öffentlichkeit beeinflussen und das Leben auch ganz gewöhnlicher Menschen
zerstören können. Tony Curtis („Manche mögen’s heiß“, „Spartacus“) brilliert
als schmieriger Presseagent, der für seine Karriere über Leichen geht, aber
auch Burt Lancaster („Die jungen Wilden“, „Verdammt in alle Ewigkeit“)
überzeugt als selbstgefälliger Star-Kolumnist, der sich seiner Macht sehr wohl
bewusst ist, allerdings auch eine mehr als nur brüderliche Zuneigung zu seiner
kleinen Schwester empfindet. Mackendrick und seine Drehbuchautoren
(darunter auch Ernest Lehman), fängt das großstädtische Treiben in einer
pulsierenden Handlung ein, in der das Geschäft mit (Falsch-)Informationen
Karrieren befördern und zerstören kann. Das fängt Kameramann James Wong Howe
(„Der Mann, der zweimal lebte“, „Der Wildeste unter Tausend“) mit kunstvollen
Schwarzweißbildern ein, während Elmer Bernstein einen pulsierenden
Jazz-Soundtrack beisteuert, der von Chico Hamilton und seinem Quintett
im Film auch live auf der Bühne gespielt wird.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen