Die Entführer lassen grüßen

Seit seinem Oscar-prämierten Erfolg mit dem Liebesdrama „Ein Mann und eine Frau“ (1966) hat der französische Filmemacher Claude Lelouch vor allem komödiantische Stoffe wie „Der Mann, der mir gefällt“ und „Smic, Smac, Smoc – Die Drei vom Trockendock“ oder Gangsterdramen wie „Voyou – Der Gauner“ inszeniert. Mit dem 1972 entstandenen, hochkarätig besetzten Film „Die Entführer lassen grüßen“ hat Lelouch beide Genres geschickt miteinander verknüpft.

Inhalt:

Die Gauner Simon (Charles Denner), Jacques (Jacques Brel), Lino (Lino Ventura), Aldo (Aldo Maccione) und Charlot (Charles Gérard) müssen feststellen, dass ihre mickrigen Beutezüge wenig erfolgversprechend sind. Sie beschließen daher, das große Geschäft zu machen, indem sie mit Dreistigkeit höhere Ziele anpeilen. Das Entführungsbusiness erscheint ihnen am lukrativsten zu sein, wenn man nur die richtigen Leute als Geiseln aussucht. Ihr erstes Opfer ist Sänger Johnny Hallyday, der nicht nur bereitwillig das Lösegeld bezahlt, sondern sich auch noch über die kostenlose Werbung freut, die mit der Entführung verbunden ist. So machen die fünf Gauner mit immer groteskeren Aktionen weiter, die ihnen schließlich Wohlstand bescheren.
In Südamerika arbeitet man dann für den Revolutionär Ernesto und entführt den Schweizer Botschafter. Das Lösegeld wird gezahlt, aber Ernesto weigert sich zu zahlen. Also wird Ernesto entführt. Und weil man Ernesto bei der Gelegenheit zeigen will, wie man mit ein paar Telefonanrufen richtig viel Geld verdienen kann, wird Ernesto gleich dreimal verkauft: An die Rebellen, an den CIA und an das örtliche Militär. Aber das bleibt nicht ohne Fallstricke…

Kritik:

Mit Jacques Brel und Johnny Hallyday hat Claude Lelouch gleich zwei Schwergewichte der französischen Musikszene für seine episodenhaft inszenierte Gaunerkomödie gewinnen können, die durch Lino Ventura, Charles Denner und Charles Gérard auch schauspielerisch gut besetzt ist. Interessanter als die Gaunereien, die Lelouch in lockerer Abfolge und ohne größere Vorbereitungen und Hintergründe präsentiert, ist der grundsätzliche Wandel in der Berufsausübung von Verbrechern. Waren es früher einfache Banküberfälle, die einem den Lebensunterhalt sicherten, müssen Lino und seine Gesellen heutzutage schon größere Unternehmungen in Angriff nehmen, in diesem Falle Entführungen von Prominenten, was zum Ende hin zu äußerst skurrilen Vorfällen führt, deren Logik gar nicht erst versucht wird zu erklären. Das trifft vor allem auf die politisch motivierten Verbrechen zu, nach denen Politik auch nur Showbusiness ist. 
Wenn zu Beginn Linos Huren den Generalstreik ausrufen, weil in den Bordellen eine Selbstverwaltung eingeführt werden soll, ahnt man als Zuschauer schon, dass die politische Dimension des Films eher unterhaltsamer Natur ist und später noch groteskere Formen annimmt. Auf eine durchdachte Story legt Lelouch wenig Wert, dafür entschädigt die Spielfreude der gut aufgelegten Stars in dieser mit pfiffigen Ideen durchsetzten Gaunerkomödie.

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