Immerhin drei Filme haben Claude Lelouch und Jean-Paul
Belmondo innerhalb von fast dreißig Jahren miteinander realisiert, nach der
flotten Liebeskomödie „Der Mann, der mir gefällt“ (1969) sollten schon
zwanzig Jahre vergehen, ehe der mittlerweile alternde Belmondo bei „Der
Löwe“ für Lelouch vor die Kamera zurückkehrte, ehe die Altstars des
französischen Kinos 1995 noch einmal für eine neue Adaption von „Les
Miserables“ zusammenfanden. Mit „Der Löwe“ bereitete Belmondo
seine Abkehr vom Action-Kino vor und inszenierte sich als Unternehmer, der nach
einer Auszeit im afrikanischen Busch und seiner Rückkehr nach Paris wieder die
Fäden zu ziehen beginnt, wenn auch im Hintergrund.
Inhalt:
Nachdem er von seiner Mutter an einem Karussell ausgesetzt worden
war, wuchs Sam als Artist in einem Wanderzirkus auf, wo er wegen seiner Faszination
für Löwen Lion genannt wird. Als er bei einer seiner Nummer so schwer stürzt,
dass er seine Karriere als Artist aufgeben muss, kann er nur noch als
Reinigungskraft eingesetzt werden, doch bringt ihn eine bahnbrechende Idee
dazu, eine Reinigungsfirma zu gründen. Sam Lion (Jean-Paul Belmondo) lässt
seine Angestellten auf Rollschuhen durch die Straßen den Müll mit leicht
handhabbaren Maschinen kehren und baut mit seiner Firma „Victoria“ ein Imperium
auf. Doch im Alter will Sam mit der Firma nichts mehr zu tun haben. Er gibt die
Firma in die Hände seines Sohnes Jean-Philippe (Jean-Philippe Chatrier)
und seiner Tochter Victoria (Marie-Sophie L.) und nimmt eine
Weltumsegelung in Angriff, bei der vorgibt, umgekommen zu sein. In Hamburg
lässt er sich neue Papiere als belgischer Architekt ausstellen und reist nach
Afrika, wo er seinen Traum verwirklichen will, mit den Löwen zu leben, denen er
seinen Namen verdankt. Allerdings bleibt Sam im Reservat nicht lange unentdeckt,
denn ausgerechnet Al Duvivier (Richard Anconina), einer seiner ehemaligen
Angestellten, arbeitet hier als Kellner und erkennt seinen alten Chef wieder.
Sam entschließt sich, Duvivier als erfahrenen Reinigungsfachmann in seine
mittlerweile vom Konkurs bedrohte Firma einzuschleusen und sie wieder in die
schwarzen Zahlen zu führen, indem Duvivier stets telefonischen Kontakt mit ihm
hält. Tatsächlich gelingt es Duvivier, die Firma wieder in die Gewinnzone zu
bringen, doch dann verliebt sich Victoria in ihn und bringt Duvivier in
Erklärungsnöte…
Kritik:
Auch wenn Claude Lelouch („Ein Mann und eine Frau“,
„Allein zu zweit“) ein Meister im Umgang mit romantischen Stoffen ist, strapaziert
er in „Der Löwe“ den Faden der Glaubwürdigkeit und driftet ungeniert in
die Regionen des Kitsches ab. Das Märchen beginnt mit dem sagenhaften Aufstieg
eines Findelkindes über die Karriere als Zirkusartist bis zum schwerreichen
Unternehmer, um dann mit der zufälligen Begegnung des Aussteigers und seines ehemaligen
Angestellten im afrikanischen Busch endgültig seine Glaubwürdigkeit zu
verlieren. Belmondo darf sich hier nicht nur als unerschrockener Gefährte
von Löwen, sondern auch als Strippenzieher hinter den Kulissen präsentieren,
der erstaunlich lange unentdeckt bleibt und den anfänglich zurückhaltenden Duvivier
zu einem selbstbewussten Macher erzieht, der seinem Mentor am Ende auch die Stirn
zu bieten vermag und sich so als passender Mann für dessen Tochter qualifiziert.
Belmondo agiert souverän selbstverliebt als fördernder Mentor und
liebender Familienvater, während Claude Lelouchs damalige Ehefrau Marie-Sophie
L. vor allem reizvoll aussehen darf und Richard Anconina bemüht die
Wandlung vom Trottel zum Gentleman mit Charakter verkörpert. Mehr als die schauspielerischen
Leistungen überzeugen ohnehin die exotischen Bilder in Afrika, und deutsche
Zuschauer dürfen sich über Kurzauftritte von Arthur Brauss, Udo Wachtveitl
und Gila von Weitershausen freuen.

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