Bram Stokers Dracula
Seit der Veröffentlichung von Bram Stokers Schauer-Roman
„Dracula“ im Jahr 1897 avancierte die Figur des untoten Vampirfürsten
zur meistverkörperten literarischen Figur im Film und wurde von Darstellern wie
Max Schreck (in F.W. Murnaus „Nosferatu – Eine Symphonie des
Grauens“, 1922), Bela Lugosi (in Tod Brownings „Dracula“,
1931), Christopher Lee (in Terence Fishers „Dracula“, 1958),
Frank Langella (in John Badhams „Dracula“, 1979) und Klaus
Kinski (in Werner Herzogs „Nosferatu – Phantom der Nacht“, 1979)
gespielt. 1992 gesellte sich Gary Oldman in Francis Ford Coppolas
„Bram Stokers Dracula“ auf eindrucksvolle Weise in die Reihe charismatischer
Darsteller des Grafen Dracula hinzu.
Inhalt:
1462. Nach dem Fall von Konstantinopel stürmt unter dem
Banner des Islam eine gewaltige türkische Streitmacht nach Europa und fällt
dabei auch über Rumänien her, bedroht dabei auch die Christenheit. In
Transsilvanien stellt sich den Eroberern der rumänische Fürst Vlad Dracula (Gary
Oldman) vom Heiligen Orden des Drachen entgegen und besiegt die türkische
Armee. Das Schlachtfeld ist übersät mit auf Lanzen aufgespießten Leichen. Die
Türken rächen sich bitter. Sie lassen Draculas geliebter Braut Elisabeta (Winona
Ryder) die Nachricht zukommen, er sei ums Leben gekommen, woraufhin die
Gegrämte sich aus dem Fenster in den Fluss stürzt und stirbt. Dracula ist nach
seiner Rückkehr nicht nur entsetzt, sondern verflucht Gott für dieses
Schicksal, rammt sein Schwert in das Kreuz und trinkt von dem Blut, das
angesichts dieses Frevels in seinem Schloss in Transsylvanien aus allen Ecken
fließt. Ab diesem Zeitpunkt irrt Dracula als Untoter durch die Weltgeschichte.
1897. Der junge Anwalt Jonathan Harker (Keanu Reeves),
auf dem besten Weg, Karriere zu machen, soll nach Rumänien reisen, um mit einem
Grafen die Verträge für dessen Grundstückskäufe in England auszuhandeln. Mit
einem erfolgreichen Geschäft wäre Harkers Zukunft in der Kanzlei gesichert.
Direkt nach seiner Rückkehr aus Transsilvanien würde er seine aus wohlhabendem
Haus stammende Verlobte Mina (Winona Ryder) endlich heiraten können. Der
um mehr als 400 Jahre gealterte Graf Dracula hält Harker gefangen, nachdem er
ein Bild von dessen Verlobter gesehen hat, ist sie Draculas verblichener
Elisabeta doch wie aus dem Gesicht geschnitten. Er setzt nun alles daran, Harkers
Mina habhaft zu werden. Erst machen sich seine drei attraktiven, aber
nichtsdestotrotz blutgierigen Bräute (u.a. Monica Bellucci in ihrer
ersten Rolle in einer US-Produktion) über den zunächst noch ahnungslosen
Jonathan her, der nur knapp ihrem Durst entkommt. Dann macht sich Dracula in
einem Sarg voller einheimischer Erde mit dem Schiff nach England auf. In London
angekommen, umgarnt Dracula Mina in Gestalt des jungen, charismatischen Prinzen
Vlad von Székel. An ihrer besten Freundin Lucy Westenra (Sadie Frost)
jedoch stillt er erbarmungslos seinen Hunger und macht auch sie zum Vampir.
Selbst der Beistand des berühmten Professors Abraham van Helsing kann sie nicht
retten. Schließlich wird sie unter seiner Anleitung von ihrem Verlobten Lord
Arthur Holmwood getötet. Die ist gerade
damit beschäftigt gewesen, mit ihrer äußerst sehenswerten Freundin Lucy ein paar
klassische Darstellungen des Geschlechtsakts anzuschauen.
Draculas Ankunft in London ruft den Arzt und Vampirjäger
Professor Abraham van Helsing (Anthony Hopkins) auf den Plan. Mit seinen
Helfershelfern Dr. Seward (Richard E. Grant) und Quincey (Bill
Campbell) kann er allerdings nicht verhindern, dass Dracula Lucy auf dem
Friedhof beißt.
Harker kann sich inzwischen aus dem rumänischen Schloss
befreien und Mina eine Nachricht zukommen lassen. Die ist hin- und hergerissen
zwischen dem gelifteten Grafen und ihrem jungen Geliebten. Als sie sich nach
Rumänien begibt, um Harker dort zu ehelichen, ist Dracula vor Gram gebeugt und schlägt
Mina seine Zähne in den Hals. Abraham, Harker und die anderen begeben sich mit
dem Zug nach Transsylvanien, um dem Spuk ein Ende zu machen ...
Kritik:
Spätestens mit seiner bahnbrechenden Mafia-Trilogie „Der
Pate“ hat Francis Ford Coppola sein Faible für bildgewaltige Epen erfolgreich
zum Ausdruck gebracht. Seine Adaption von Bram Stokers vielfach
verfilmten Schauer-Klassiker „Dracula“ knüpft an diese Inszenierungswucht
nahtlos an. Das beginnt mit der als Schattenspiel illustrierten Schlacht
zwischen Draculas Männern und der türkischen Armee und setzt sich mit seiner
unheilvollen Rückkehr ins heimische Schloss zu den Füßen seiner verstorbenen Geliebten
Elisabeta fort. Coppola und sein Drehbuchautor James V. Hart („Hook“,
„Der Klang des Herzens“) halten sich recht eng an die literarische Vorlage
und legen den Fokus auf Draculas betrübliches Schicksal, den Tod seiner großen
Liebe nie verwinden zu können. Dabei inszeniert Coppola mit den grandios
opulenten Bildern von Michael Ballhaus („GoodFellas“, „Die
fabelhaften Baker Boys“) das Drama nicht nur als blutigen, sondern
lustvoll-sinnlichen Reigen, bei dem Minas Freundin Lucy die Hauptrolle zukommt.
Dass dabei die Logik des Plots und die Figurenzeichnung zu kurz kommt, ist
geschenkt. Coppolas „Dracula“ präsentiert sich vor allem als Fest
für die Sinne, mit einem großartigen Gary Oldman („Slow Horses“, „Léon
– Der Profi“) in der sehr wandlungsfähigen Rolle der tragischen Titelfigur.








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