Sydney Pollack hat seine Regiefertigkeiten in den
1960er Jahren bei unzähligen Fernsehserien erworben und schon mit seinem
Leinwanddebüt „Stimme am Telefon“ (1965) auf sich aufmerksam gemacht.
Die darauffolgende Tennessee-Williams-Adaption von „Dieses Mädchen
ist für alle“ (1966) markierte den Anfang einer langjährigen Zusammenarbeit
zwischen Pollack und Hollywood-Star Robert Redford, die 1985 mit
dem siebenfach Oscar-prämierten Drama „Jenseits von Afrika“ ihren
Höhepunkt fand.
Inhalt:
Als Karen Dinesen (Meryl Streep) 1913 ihren verarmten
Vetter Baron Bror Blixen-Finecke (Klaus Maria Brandauer) heiratet, dann
nicht aus großer Liebe. Denn eigentlich wollte sie mit dessen Bruder Hans
(ebenfalls Klaus Maria Brandauer) zusammen sein, der sie allerdings abgewiesen
hatte. Sie wandert für die Heirat nach Kenia aus, wo Bror bereits einige Monate
zuvor angekommen ist, um von Karens Geld eine Molkerei aufzubauen. Stattdessen
hat er die ihm zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel aufgebraucht, um
eine Kaffeeplantage zu erwerben, auf der allerdings wegen seines Faibles für
die Großwildjagd nie zu sehen ist. Also übernimmt Karen die Leitung der
Plantage, die erst in einigen Jahren Früchte tragen wird. Trotz der
unterschiedlichen Lebensauffassungen findet Karen Gefallen an ihrem Mann,
weshalb sie umso enttäuschter ist, als sie von seinen Seitensprüngen erfährt, worauf
Karen sich die Syphilis einfängt. Während Bror kaum Symptome hat, kehrt Karen
für eine Arsphenamin-Kur nach Dänemark zurück.
Nach ihrer Genesung und Rückkehr nach Afrika trennt sie sich
von ihrem Ehemann und beginnt eine intensive Romanze mit Denys George Finch
Hatton (Robert Redford), einem britischen Abenteurer und Freigeist. Doch
nach vielen misslungenen Versuchen, ihre Affäre in eine dauerhafte Beziehung zu
wandeln, eventuell sogar in eine Ehe, muss Karen einsehen, dass Denys genauso
wenig gezähmt werden kann wie die afrikanischen Wildtiere…
Kritik:
Sydney Pollack, der bereits 1966 für die Tennessee-Williams-Adaption
„Dieses Mädchen ist für alle“ erstmals mit Robert Redford
zusammengearbeitet hatte, verfilmte mit „Jenseits von Afrika“ nicht nur Blixens
autobiografischen Roman „Afrika, dunkle lockende Welt“, sondern vielmehr
die von Judith Thurman verfasste Biografie „Tania Blixen. Ihr Leben
und Werk“, die den dramaturgischen Rahmen um die einzelnen Episoden bildet,
die Meryl Streeps Figur als Erzählerin aus dem Off zusammenbringt. Auch
wenn „Jenseits von Afrika“ bisweilen den missionarischen Eifer der
weißen Kolonialisten thematisiert, wenn sich Karen Blixen für eine Schule und
die ärztliche Versorgung der Schwarzen einsetzt, doch Pollack und
Kameramann David Watkin („Die Stunde des Siegers“, „Yentl“)
fokussieren sich lieber auf die Postkarten-Panoramen der kenianischen Savanne,
bringen mit Angriffen von Löwen etwas exotische Spannung in die amourösen
Verwicklungen und erzählen lieber von Karen Blixens Versuchen, die Plantage
ebenso wie ihr Liebesleben auf die Reihe zu bekommen, als sich um die Probleme der
Ureinwohner zu kümmern, die ihr Leben als Ziegenhüter und Diener der Weißen
verbringen. Bei so vielen Schauwerten, die von John Barrys
Oscar-prämierter Musik schwelgerisch untermalt werden, kommen nicht nur die
tiefergehenden Spannungen zwischen den Kulturen, sondern auch die Charakterisierungen
zu kurz. Karen Blixen erscheint als zutiefst von der Liebe enttäuschte Frau,
die nicht nur als Erzählerin brilliert, sondern auch anzupacken versteht. Meryl
Streep („Sodbrennen“, „Sophies Entscheidung“) verkörpert diese
resolute wie leidenschaftliche und immer wieder enttäuschte Frau ebenso
überzeugend wie Robert Redford („Der Clou“, „Der große Gatsby“)
den eigensinnigen Jäger, der so wenig gemein mit den weißen Kolonialisten hat
und sich auch von einer interessanten Frau wie Karen nicht zähmen lässt.
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