Ödipussi

Seit den 1950er Jahren hat Vicco von Bülow alias Loriot eine vielseitige Karriere als Cartoonist, Schauspieler, Drehbuchautor, Trickfilmer, Moderator, Regisseur sowie Bühnen- und Kostümbildner absolviert und sich mit seinen Gags vor allem in die Herzen des deutschen Fernsehpublikums gespielt. 1988 inszenierte Loriot mit „Ödipussi“ seinen ersten Spielfilm und vereinte vor der Kamera ein aus seinen unzähligen TV-Sketchen bekanntes Ensemble.

Inhalt:

Paul Winkelmann (Vicco von Bülow) ist seit seiner Geburt vor 56 Jahren sehr eng mit seiner Mutter Louise (Katharina Brauren), dessen Foto nach wie vor auf seinem Nachtschrank steht. Vor drei Jahren hat er die Leitung des familieneigenen Möbel- und Dekorationsgeschäfts übernommen und sich eine eigene Wohnung zugelegt – sehr zum Missfallen seiner herrischen Mutter, die ihm nach wie vor die Hemden bügelt und ihn bekocht. Als er auch noch die ebenfalls nicht mehr ganz junge, alleinstehende Diplom-Psychologin Margarethe Tietze (Evelyn Hamann) kennenlernt und sie mit nach Italien auf Geschäftsreise nimmt, hängt der Haussegen richtig schief. Mutter hat sich in seiner Abwesenheit einen Musiker als Untermieter besorgt, mit dem sie ihre eingerostete Gesangskarriere wieder zu beleben versucht. Nach dem harmonischen Wochenende, das Paul und Margarethe in einem italienischen Luxushotel verbracht haben, wagen die beiden so eng mit ihrer jeweiligen Familie verbandelten Turteltauben den nächsten Schritt. Margarethe lädt Paul zum nachmittäglichen Tee in das Elternhaus ein, Paul revanchiert sich mit einer Einladung in sein Elternhaus. Doch die Zusammenführung der Familien Tietze und Winkelmann führt nicht zum gewünschten Erfolg, sondern endet in einer gesellschaftlichen Katastrophe…

Kritik:

Szenen aus dem Alltag ganz gewöhnlicher Menschen, die Loriots Fernsehsketche geprägt haben, liefern auch den Stoff für Loriots ersten Film „Ödipussi“. Zwar bildet das zaghafte Kennenlernen zweier nicht mehr so taufrischer Menschen vor dem Hintergrund besitzergreifender Eltern den roten Faden der Geschichte, aber Loriot hangelt sich eher an einzelnen Szenen durch den Plot. Zum großen Teil bestehen die Gags aus Wiederholungen von Ungeschicklichkeiten wie dem rüttelnden Aufziehen klemmender Kommodenschubladen oder dem Verwechseln der Wohnungstür mit den Nachbarn in der darunterliegenden Etage, aber auch der typisch feinsinnige Dialoghumor kommt nicht zu kurz. Das trifft vor allem auf die Vereinstreffen, in denen Paul mit seinen Mitstreiter:innen über den Vereinsnamen zur Zusammenführung von Karneval, Frauen und Umwelt diskutiert, und die von Missverständnissen geprägte Zusammenarbeit des Dekorateurs mit der Psychologin bei der Veränderung der Inneneinrichtung eines älteren Paares zu, das sich auseinandergelebt hat und durch frische Grün- oder Gelbtöne zu mehr Lebensfreude animiert werden soll. Loriot zeichnet mit „Ödipussi“ das Bild einer von mehr oder weniger psychischen Störungen und Macken geprägten Gesellschaft, die individuelle Entwicklungsmöglichkeiten im Keim erstickt. Das ist wunderbar gespielt und inszeniert, funktioniert aber eher als Sketchparade denn als eigenständiger Film.

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