James Cameron hat bereits mit „Terminator 2: Tag der
Abrechnung“ (1991) bewiesen, dass er Sequels noch protziger zu inszenieren
vermag als den bereits technisch wegweisenden Originalfilm. Brauchte er damals „nur“
sieben Jahre, um den Krieg zwischen Menschen und Cyborgs auf ein neues filmtechnisches
Level zu katapultieren, nahm er sich ganze dreizehn Jahre Zeit, um mit „Avatar - The Way of Water“ eine noch spektakulärere Capture-Performance-Show zu präsentieren,
die bereits „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ (2009) darstellte. Allerdings
werden tatsächlich nur Fans des ersten Teils bei Camerons CGI-Feuerwerk
auf ihre Kosten kommen.
Inhalt:
Zwar haben sich die Na’vi auf ihrem Planeten Pandora der von
Oberst Quaritch (Stephen Lang) angeführten menschlichen Invasion
erwehren können, doch sein ehemaliger Zögling Jake Sully (Sam Worthington)
sieht sich bald neuen Gefahren gegenüber. Jake wurde von den Na’vi aufgenommen und
hat mit Neytiri (Zoe Saldana) mittlerweile drei leibliche Kinder, die
Jungen Neteyam (Jamie Flatters) und Lo'ak (Britain Dalton) sowie
deren jüngere Schwester Tuk (Trinity Jo-Li Bliss), außerdem kümmern sie
sich wie Eltern um die Teenagerin Kiri (Sigourney Weaver), die einst aus
dem toten Avatar-Körper der Anthropologin Dr. Grace Augustine (ebenfalls Sigourney
Weaver) geboren wurde. Die Familienidylle wird allerdings empfindlich
gestört, als die Menschen mit noch effektiveren Waffen nach Pandora
zurückkehren. Dabei geht es nicht nur um den Abbau wertvoller Mineralien,
sondern vor allem darum, die gesamte menschliche Rasse mittelfristig von der
sterbenden Erde hierher umzusiedeln. Zwar kann Jake die Invasionsarmee mit
Anschlägen auf ihre Infrastruktur zunächst noch in Schach halten, doch die
Generalin Ardmore (Edie Falco) hat einen perfiden Plan entwickelt:
Einige der gefallenen Soldat*innen, darunter auch Oberst Quaritch, wurden auf
der Erde inzwischen als Na’vi geklont – und sollen nun Jagd auf Sully machen.
Da das Killerkommando dabei die DNA der Na’vi in sich trägt, werden sie von den
natürlichen Abwehrkräften des Planeten in Ruhe gelassen. Um nicht ihren
kompletten Stamm in Lebensgefahr zu bringen, sehen sich Neytiri, Jake und ihre
Familie gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen und beim Na‘vi-Stamm der Metkayina
Zuflucht zu suchen, der an den Küsten und Meeren des Mondes Pandora lebt und
von der schwangeren Ronal (Kate Winslet) und ihrem Mann Tonowari (Cliff
Curtis) angeführt wird…
Kritik:
Dass James Cameron so viele Jahre mit der ersten
Fortsetzung von „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ auf sich warten ließ,
lag weniger an der Entwicklung einer interessanten Geschichte – die ist wie
bereits im ersten Teil fast schon nebensächlich -, sondern an der Verwirklichung
seiner Vision, die 3D-Technik auf bahnbrechende Weise weiterzuentwickeln. Es
ist vor allem seine Faszination für Unterwasserwelten, die der Filmemacher bereits
in „Abyss - Abgrund des Todes“ (1989) und „Titanic“ (1997) sowie
den beiden Dokumentarfilmen „Die Bismarck“ (2002) und „Die Geister
der Titanic“ (2003) zum Ausdruck gebracht hat. Die kriegerische
Auseinandersetzung zwischen den menschlichen Invasionen und der Pandora-Ureinwohner
hat Cameron nämlich aus den Wäldern in die Wasserwelten der Metkayina verlegt. Die
Geschichte strotzt dabei wie schon im Vorgänger vor Kolonialismus- und Kapitalismus-Kritik,
Nächstenliebe und Naturmystik, wobei die Grenze zum Kitsch mehr als nur berührt
wird. Doch die dünne, dramatisch aufgebauschte und actionüberladene Story dient
ohnehin nur als Vehikel für die tatsächlich erstaunlichen Welten, die Cameron
erneut mit der neuseeländischen Effektschmiede Weta („Der Herr der Ringe“, „King
Kong“) Leben erweckt hat. Da entstehen nicht nur fantastische Meerestiere
und leuchtende mystische Wesen, sondern auch das Eintauchen in diese
Unterwasserwelt stellt schon ein Spektakel dar, dessen Sogkraft man sich kaum
entziehen kann. Wer auf eine hintergründige Story verzichten kann und sich ganz
an den großartigen Bilderwelten berauschen will, kommt bei „Avatar – The Way
of Water“ noch mehr auf seine Kosten als beim ersten Film. Da fragt man
sich schon jetzt, wie James Cameron das in den weiteren Fortsetzungen noch
toppen will…
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