Mord im Orient-Express

Mit dem belgischen Meisterdetektiv Hercule Poirot und der altjüngferlichen Britin Miss Marple hat die britische Schriftstellerin Agatha Christie (1890-1976) zwei der populärsten Figuren der Kriminalliteraturgeschichte kreiert, die auch in vielen Bühnenadaptionen und Verfilmungen zum Leben erweckt wurden. In den 1970er und 1980er Jahren entstanden die wohl populärsten Verfilmungen mit Hercule Poirot. Den Startschuss für das unterhaltsame Poirot-Franchise gab Sidney Lumet mit dem prominent besetzten „Mord im Orient-Express“.

Inhalt:

Im Jahre 1930 wird in den USA ein kleines Mädchen namens Daisy Armstrong entführt. Obwohl ihre wohlhabenden Eltern ohne Zögern das Lösegeld bezahlen, wird sie kurze Zeit später tot aufgefunden, worauf die Mutter des Mädchens zunächst durch den Schock eine Fehlgeburt erlitt, dann selbst verstarb, während sich Daisys Vater das Leben nahm. Ein Dienstmädchen, das fälschlicherweise der Mittäterschaft verdächtigt wurde, beging ebenfalls Suizid.
Fünf Jahre später macht sich der berühmte Orient-Express im winterlichen Istanbul auf den Weg nach London. Mit an Bord ist auch der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot (Albert Finney), der gerade in Jordanien einen Fall abgeschlossen hat und die Türkei schnellstmöglich verlassen will. Nachdem ihm sein Freund, Signor Bianchi (Martin Balsam), Direktor der Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL), im ausgebuchten Zug noch einen Platz im Schlafwagen besorgen konnte, wird Poirot im Speisewagen von dem amerikanischen Multimillionär Samuel Ratchett (Richard Widmark) angesprochen. Dieser erhält seit einigen Wochen regelmäßig Morddrohungen und bietet dem berühmten Detektiv stolze 15.000 Dollar, wenn er sich bereit erklärt, für seine Sicherheit zu sorgen.
Poirot lehnt desinteressiert ab, wird aber wenig später mit der Tatsache konfrontiert, dass Ratchett ermordet in seinem Abteil aufgefunden wird. Da niemand den im Schnee feststeckenden Zug verlassen kann, muss der Mörder noch im Orient-Express sein. Poirot stellt schnell fest, dass etliche Passagiere, aber auch der Schaffner ein Motiv für den Mord gehabt haben. Der Tathergang lässt sich aufgrund der verwirrenden Zeugenaussagen schwer nachvollziehen…

Kritik:

Bevor Peter Ustinov den belgischen Meisterdetektiv in „Tod auf dem Nil“ (1978), „Das Böse unter der Sonne“ (1982) und „Rendezvous mit einer Leiche“ (1983) verkörperte, inszenierte Meisterregisseur Sidney Lumet („Die 12 Geschworenen“, „Serpico“) den bereits 1934 veröffentlichten Agatha-Christie-Roman „Mord im Orient-Express“ mit Albert Finney in der Rolle des etwas kauzig-spleenigen Detektivs. Bei der populären literarischen Vorlage, dem exotisch angehauchten Schauplatz des berühmten Zuges und dem exquisiten Ensemble konnte Sidney Lumet letztlich nicht viel falsch machen. Hollywood-Stars wie Lauren Bacall, Martin Balsam, John Gielgud, Ingrid Bergman, Jacqueline Bisset, Jean-Pierre Cassel, Sean Connery, Vanessa Redgrave, Anthony Perkins, Michael York und Richard Widmark geben sich hier buchstäblich die Klinke in die Hand, haben aber kaum Gelegenheit, sich zu profilieren. So wirkt Anthony Perkins wie ein Abklatsch seiner legendären Rolle in „Psycho“. Einzig Albert Finney, der für seine Darstellung auch für einen Oscar nominiert wurde, darf hier seiner Figur ein aussagekräftiges Profil verleihen. Das Rätselraten um die Umstände der Ermordung des allseits verhassten Ratchett nimmt zum sehr ausgedehnten Finale etwas arg konstruierte Züge an und macht den zuvor so sorgsam aufgebauten Plot leider die Spannung. Davon abgesehen stellt diese Poirot-Verfilmung einen nostalgischen Krimispaß mit vielen Stars dar.
"Mord im Orient-Express" in der IMDb

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