Gelegentlich verschlägt es die zweifache Oscar-Preisträgerin
Jodie Foster (für ihre Hauptrollen in „Angeklagt“ und „Das
Schweigen der Lämmer“) auch hinter die Kamera. Nach ersten Einsätzen in den
Fernsehserien „Stephen King’s Golden Tales“ und „Geschichten aus der
Schattenwelt“ präsentierte Foster 1991 mit „Das Wunderkind Tate“ ihr
vielbeachtetes Langfilm-Regiedebüt, auf das 1995 die romantische Komödie „Familienfeste
und andere Schwierigkeiten“ und 2011 schließlich das Drama „Der Biber“
folgte, das vor allem dem in Hollywood wegen seiner antisemitischen,
homophoben, frauenfeindlichen und verschwörungsideologischen Äußerungen in
Ungnade gefallenen Mel Gibson endlich wieder einen überzeugenden
Auftritt beschert.
Inhalt:
Walter Black (Mel Gibson) sollte eigentlich
überglücklich sein. Er ist Ehemann und Vater zweier Söhne, sowie der Geschäftsführer
einer erfolgreichen Spielzeugfirma, die er von seinem Vater geerbt hat. Doch
Walter leidet an schweren Depressionen und hat – ohne Erfolg - verschiedene
Heilmethoden, Medikamente und Therapien ausprobiert, auch seine liebevolle
Ehefrau Meredith (Jodie Foster) kann ihn nicht aus seiner depressiven
Lebenserstarrung reißen, bis auch ihr der Geduldsfaden reißt und sie Walter
vor die Tür setzt. Klaglos zieht Walter in eine eigene Wohnung und versucht
vergeblich, sich das Leben zu nehmen. Dank einer flauschigen Biberhandpuppe,
die Walter aus dem Müll fischt und die plötzlich zu ihm spricht, gewinnt wieder
eine lebendige, zupackende und optimistische Seite in Walters Persönlichkeit
die Oberhand, die ihm in der Folge alle Türen öffnet, die sich aufgrund seiner
Starre geschlossen hatten. Er werkelt plötzlich mit seinem jüngeren Sohn Henry (Riley
Thomas Stewart) herum, er schläft wieder lustvoll mit seiner Frau und
erobert seine skeptischen Firmenmitarbeiter zurück und startet beruflich
durch: alles mit einer Biberhandpuppe am Arm, die auch bei einem Fernseh-Interview
aus seinem Mund spricht, ihn auch unter die Dusche und beim Sex und Joggen begleitet,
aber als scheinbar eigenständiges Wesen mitreißende kommunikative Fähigkeiten
hat. Allein sein fast schon erwachsener Sohn Porter (Anton Yelchin) traut
dem Ganzen nicht und führt akribisch eine Liste mit allen an seinem Vater
entdeckten Macken, die er selbst tunlichst zu vermeiden versucht. Einen Ausweg
bietet ihm seine Klassenkameradin Norah (Jennifer Lawrence), für die er
die Abschlussrede schreiben soll. Auch sie trägt eine Last mit sich herum, die
sie noch niemandem anvertraut hat…
Kritik:
Wie sehr Handpuppen die Psyche ihres Besitzers im Griff
haben, demonstrierten bereits Michael Redgrave im Episoden-Horrorfilm „Traum
ohne Ende“ (1945) und Anthony Hopkins in „Magic – Die Puppe des
Grauens“ (1978). Etwas subtiler geht Jodie Foster in ihrer dritten
Regiearbeit vor, wenn sie die niedliche, auf jeden Fall ungefährlich
erscheinende Biber-Handpuppe als veritable Therapie bei depressiven
Erkrankungen einsetzt. Dass es dabei nicht immer todernst zugehen muss,
demonstrieren im Vorfeld bereits Walters Slapstick-artigen Selbstmordversuche,
und auch die Rückkehr in die Firma mit der für ihn sprechenden Puppe an der
Hand zeugt von der humorvollen Herangehensweise in „Der Biber“, auch
wenn der Umstand, dass die arg in Schieflage geratene Firma ausgerechnet durch
einen Biberbausatz wieder Erfolge verbucht, etwas arg konstruiert wirkt, ebenso
wie die überraschend schnelle Annäherung zwischen Walter und Meredith nach
seinem Auszug und dem Entdecken der Biber-Handpuppe als Wundermittel gegen die
Depression. Es ist vor allem dem einfühlsamen Spiel Mel Gibsons zu
verdanken, dass das Konzept dennoch aufgeht und zum Nachdenken anregt. Etwas
bodenständiger, wenn auch für einen Nebenplot zu ausführlich geraten, wirkt die
romantische Annäherung zwischen Walters Ältestem und der Cheerleader-Schönheit
Norah, wohingegen das kitschige Ende den redlichen Bemühungen, depressiven
Erkrankungen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, fast schon wieder zunichtemacht.
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