Brubaker

Mit „The Amityville Horror“ (1979) und „Der Unbeugsame“ (1967) hat sich Regisseur Stuart Rosenberg einen großartigen Namen gemacht, revitalisierte er mit dem ersten Film doch das Haunted-House-Subgenre des Horrorfilms und lieferte mit dem zweiten einen der eindringlichsten Gefängnisdramen in der Filmgeschichte mit einem Paul Newman in Bestform. 1980 kehrte Rosenberg mit „Brubaker“ ins Gefängnis zurück, um diesmal Robert Redford hinter schwedische Gardinen zu schicken.

Inhalt:

Als der Gouverneur von Arkansas Henry Brubaker (Robert Redford) 1968 zum neuen Direktor des Wakefield-Gefängnisses nominiert, damit dieser dort die neuen Gesetzesreformen durchsetzt, lässt sich Brubaker selbst als Häftling in die Anstalt einschleusen. Der Kriminologe erfährt schnell am eigenen Leib, dass Korruption, Vergewaltigung und Folter zum Gefängnis-Alltag gehören. Auf den Feldern arbeiten die Häftlinge bis zu fünfzehn Stunden am Tag bis zum körperlichen Zusammenbruch. Fassungslos muss Henry Brubaker etwa feststellen, dass Häftlinge weiter im Gefängnis festgehalten werden, obwohl sie ihre Haftzeit bereits längst verbüßt haben. Er macht die Bekanntschaft mit dem selbstgefälligen Holzverarbeiter C.P. Woodward (M. Emmet Walsh), der einen Handel mit dem ehemaligen Direktor hatte und sich daran erfreuen konnte, dass ihm die Verurteilten als Sklaven bei der Arbeit zur Hand gehen konnten. Außerdem macht Brubaker bei einer Rundfahrt auf dem Gelände die Entdeckung, dass auf unerklärliche Weise verschwundene Chili-con-Carne-Dosen „ausgelagert“ wurden, um mit Profit an eine Supermarktkette weiterverkauft zu werden.
Daraufhin entschließt sich Brubaker, den Kampf gegen die Missstände – nicht nur in der von ihm geleiteten Haftanstalt, sondern des amerikanischen Strafvollzugs überhaupt – aufzunehmen.
Bei einer Geiselnahme gibt sich Henry Brubaker als neuer Anstaltsleiter zu erkennen und beginnt, den Kampf gegen die unmenschlichen Zustände auf seine Weise zu führen, indem er korrupte Beamte entlässt und entsprechende Reformen durchführt. Seine Maßnahmen und seine Enthüllungen erregen zusehends das Misstrauen des Gouverneurs und des Gefängnisgremiums, die ihn wegen seiner Tätigkeit mehr und mehr kritisieren. Als Brubaker schließlich ein Massengrab von rund 200 im Lauf der Jahrzehnte unter dubiosen Umständen zu Tode gekommenen Gefangenen exhumieren lässt, ziehen der Senator und der Gefängnisrat die Reißleine…

Kritik:

Das im Junction City Prison in Junction City, Ohio, gedrehte Drama „Brubaker“ basiert auf einem Bericht von Thomas Murton, der zwei Haftanstalten als Leiter reformieren sollte, kurz nach dem Aufdecken massiver Menschenrechtsverletzungen dort aber gefeuert wurde. Robert Redford verkörpert diesen Murton als integren, gut ausgebildeten Mann, der sich inkognito in sein eigenes Gefängnis einschleusen lässt, um aus erster Hand und ganz unverfälscht die Missstände dort kennenzulernen. Hier schreckt Stuart Rosenberg auch nicht vor erschütternden Bildern zurück und zeigt eine Welt auf, in der eigene Gesetze gelten und das Recht des Stärkeren gnadenlos zur Ausübung kommt. Der Ton ändert sich nach Brubakers Outing als neuer Gefängnisdirektor nur unwesentlich, denn alle im Gefängnis streben natürlich danach, ihre Privilegien zu bewahren, während die Geschundenen Brubaker ihr Herz öffnen und auf Besserung hoffen. In diesem Spannungsfeld agiert Robert Redford wie gewohnt sehr souverän und bodenständig, so dass man seiner Figur den Spagat durchaus abnimmt, einerseits für Recht und Ordnung zu sorgen, andererseits aber die korrupten und gewalttätigen Strukturen zu durchbrechen, wofür wiederum eine andere Art von Gewalt nötig ist. Auch wenn Rosenberg mit „Brubaker“ nicht ganz an so grandiose Gefängnisfilme wie „Flucht von Alcatraz“, (1979) „Der Gefangene von Alcatraz“ (1962), „Die Verurteilten“ (1994) heranreicht, ist ihm doch ein emotional packendes Drama mit New-Hollywood-Touch gelungen, das lange nachwirkt.

Kommentare

Beliebte Posts