Quiz Show

In der heutigen Zeit, in der Streaming-Angebote jederzeit und überall auf dem Handy abgerufen werden können, lässt sich kaum noch nachvollziehen, dass das Fernsehen, als es in den 1950er Jahren Einzug in die Wohnzimmer hielt, im wahrsten Sinne des Wortes als „Straßenfeger“ fungierte, wenn sich Millionen von Menschen für eine populäre Show vor der Flimmerkiste versammelten. Dass dieses Phänomen auch zum Missbrauch durch Sponsoren und Sendeanstalten verleitete, beschrieb Richard N. Goodwin in seinem Buch „Remembering America: A Voice from the Sixties“, das Robert Redford 1994 mit seiner vierten Regiearbeit „Quiz Show“ verfilmte.

Inhalt:

In den 1950er Jahren zählt die Quiz-Show „Twenty-One“ zu den populärsten Sendungen in den USA und lockt regelmäßig Millionen Zuschauer vor den Fernseher. Dabei treten zwei Kandidaten gegeneinander an müssen in schalldichten Boxen Fragen beantworten, wobei sie nach Bekanntgabe der Kategorie wählen dürfen, wie viele Punkte sie für eine bestimmte Frage einsetzen: Beantworten sie die Frage richtig, erhalten sie die Punkte, beantworten sie sie falsch, wird ihnen die Punktzahl abgezogen. Wer zuerst 21 Punkte hat, gewinnt, wobei die beiden Kontrahenten den Punktestand des jeweils anderen nicht kennen. Der Gewinner einer Show darf in der nächsten Sendung gegen einen neuen Herausforderer antreten.
Die Millionen Zuschauer vor dem Fernsehschirm verfolgen den seit Wochen andauernden Siegeszug von Herbie Stempel (John Turturro). Der schüchterne Jude hat einen Herausforderer nach dem anderen besiegt und schon kleines Vermögen an Preisgeldern verdient. Doch auf Dauer wird das dem Publikum zu langweilig. Als die Einschaltquoten zu stagnieren beginnen, wird Herbie von den Machern der Show angewiesen, eine Frage falsch zu beantworten, was ihn besonders beschämt, weil es sich um eine vermeintlich einfache Frage handelt. Sein Kontrahent in der entscheidenden Sendung ist der junge und eloquente Charles Van Doren (Ralph Fiennes), Literaturdozent an der Columbia-Universität und Mitglied einer bekannten Intellektuellenfamilie. Herbie beantwortet die Frage wie angegeben falsch, während Charles als entscheidende Frage eine erhält, die er bereits bei seinem Vorstellungstest beantworten musste – für die Macher ist Charles der neue Quotengarant, für den sie nichts dem Zufall überlassen wollen.
Produzent Dan Enright (David Paymer) schanzt Van Doren die Fragen vor der Sendung zu, Stempel wird mit dem falschen Versprechen abgespeist, eine eigene Fernsehshow zu bekommen. Während Van Doren, der smarte Sieger der manipulierten Game-Show in den folgenden Wochen als neuer TV-Star und Medienliebling verkauft wird und sogar auf dem Cover des „Time Magazine“ landet, packt der betrogene Stempel aus, um die mediale Farce zu beenden. Der junge Anwalt Dick Goodwin (Rob Morrow) beginnt, zu ermitteln…

Kritik:

Robert Redford ist mit der Verfilmung des ersten großen Skandals der Fernsehgeschichte ein bemerkenswerter Film gelungen. Wie gewohnt erzählt er in gemächlichem Tempo, gibt den Figuren Zeit, sich dem Publikum vorzustellen, bereitet das Thema sorgfältig vor. Dabei fängt er die besondere Ära ein, in der die Leute nicht mehr draußen im Garten oder auf der Veranda saßen, sondern sich vor den schwarzweißen Bildschirmen versammelten, um mit den Kandidaten der Quiz-Shows mitzuraten, vor allem aber mitzufiebern. Für die beteiligten Sponsoren war dieses Spektakel natürlich ein absoluter Glücksfall, weil sehr zuverlässig Millionen von Menschen auf ihre Produkte aufmerksam gemacht wurden. „Quiz Show“ zeigt sehr eindrücklich auf, wie die Fernsehsender - in diesem Fall NBC – dieses Momentum auf die Spitze treiben wollten, denn je besser die Quoten, umso größer die Werbeeinnahmen. Dass dafür auch mit unlauteren Mitteln gespielt wurde und den beliebten Kandidaten nicht nur in den Proben beigebracht wurde, wie sie sich auf die Lippe zu beißen und die Stirn abzutupfen hätten, sondern denen auch die Antworten vor der Show bekanntgeben wurden, zeigt der Film ebenso auf wie die Art und Weise, mit der die vom Sender geschassten oder gerade hofierten Kandidaten mit der immensen Popularität bzw. deren Verlust umgehen. 

Kommentare

Beliebte Posts