Die Wonder Boys

Seit seinem ersten Erfolg mit dem Thriller „Das Schlafzimmerfenster“ (1987) hat sich der 2016 verstorbene Curtis Hanson mit „Todfreunde – Bad Influence“ (1990), „Die Hand an der Wiege“ (1992), „Am wilden Fluss“ (1994) und „L.A. Confidential“ (1997) zum veritablen Spannungs-Regisseur gemausert. Um nicht auf das Thriller-Genre festgelegt zu werden, stieß Hanson bei der Suche nach einem leichteren Stoff auf Michael Chabons Roman „Die Wonder Boys“, den er im Jahr 2000 mit Michael Douglas, Tobey Maguire und Robert Downey Jr. in den Hauptrollen zwar nicht erfolgreich, aber absolut sehenswert verfilmte.

Inhalt:

Der fünfzigjährige Grady Tripp (Michael Douglas) ist Englischprofessor für kreatives Schreiben an einem College in Pittsburgh und leidet unter einer anhaltenden Schreibblockade. Sein vor sieben Jahren erschienener Roman „Die Tochter des Brandstifters“ fand bei Kritikern großen Beifall und wurde mit dem renommierten PEN/Faulkner-Preis ausgezeichnet. Doch das Schreiben eines nennenswerten Nachfolgers gestaltet sich schwierig. 2600 Seiten hat er bereits geschrieben, und ein Ende ist nicht in Sicht. Dass sich seine junge Ehefrau Emily (Elisabeth Granli) nach mehreren Trennungsversuchen endgültig von ihm getrennt hat, übersteht Grady nur durch den Konsum von Marihuana.
Am Wochenende des Wordfests, einer mehrtägigen literarischen Veranstaltung, wird er zur Eröffnungsfeier in das Haus der Kanzlerin des Colleges, Sara Gaskell (Frances McDormand), und ihres Ehemannes Walter (Richard Thomas), eingeladen. Walter, der auch Gradys Chef ist, weiß nicht, dass Grady und Sara eine lang andauernde, heimliche Affäre miteinander verbindet. Als Sara ihm auf der Party eröffnet, von ihm schwanger zu sein, will er sich auf ihren Vorschlag, dass beide ihre derzeitigen Lebensgefährten verlassen und eine gemeinsame Zukunft beginnen, nicht ein. Zum Wordfest kommt auch Gradys bisexueller Lektor Terry Crabtree (Robert Downey Jr.), der kurz davorsteht, seinen Job zu verlieren, und seine Hoffnung auf Gradys neuen Roman legt. Während Grady auch noch Gefühle für seine attraktive Studentin Hannah Green (Katie Holmes) hegt, macht ihm der höchst begabte, allerdings etwas eigensinnige Student James Leer (Tobey Maguire) zu schaffen, der fortan für viel Aufregung in Gradys Leben sorgt. Als Grady zufällig auf das Manuskript von James’ erstem Roman „Die Liebesparade“ stößt, könnte sich einiges zu seinen Gunsten ändern…

Kritik:

Bereits der turbulente Auftakt von „Die Wonder Boys“ deutet an, dass sich die Geschichte zwar im intellektuellen Milieu der Literatur und des Universitätslebens abspielt, die Figuren aber alles andere als vernünftige Vertreter ihres jeweiligen Berufsstandes darstellen. Aus der irrwitzigen Konstellation eines frisch getrennten, einer langjährigen, aber unverbindlichen Affäre verfolgenden Literatur-Professors mit krasser Schreibblockade, eines bisexuellen, dringend auf einen Erfolg angewiesenen Lektor und zwei jungen, sehr unterschiedlichen Studenten entwickelt sich eine temporeiche Farce, die vor intelligentem Dialogwitz und einem bestens aufgelegten Ensemble nur so strotzt. Michael Douglas („Basic Instinct“, „The Game“) verkörpert den unverbindlich und erfolglos durch sein drogeninduziertes Leben stolpernden Literatur-Dozenten ebenso glaubwürdig wie Robert Downey Jr. („Iron Man“, „Sherlock Holmes“) den hektischen Lektor und Tobey Maguire („Seabiscuit“, „Spider-Man“) den talentierten, aber durchgeknallten Studenten. Der passende Soundtrack und die stimmungsvolle Kameraarbeit von Dante Spinotti („L.A. Confidential“, „Insider“) runden diese wundervoll temperamentvolle, kuriose Farce mit Screwball-Elementen wunderbar ab. Schade, dass dem Film an den Kinokassen kein Erfolg beschieden war.

Kommentare

Beliebte Posts