Walter Hill hat in den 1970er Jahren als Drehbuchautor für
Action-Filme und Thriller wie „Magnum Heat“, „The Getaway“, „Der Mackintosh
Mann“ und „Unter Wasser stirbt man nicht“ auf sich aufmerksam
gemacht, bevor er 1975 mit dem Charles-Bronson-Actioner „Ein stahlharter
Mann“ anfing, seine Geschichten auch selbst zu verfilmen – mit Erfolg, wie
seine nachfolgenden Werke „Driver“ und „Die Warriors“ bewiesen. 1980
verfilmte er schließlich mit „Long Riders“ die fast schon zum Kulturschatz der Amerikaner
zählende Geschichte des Gesetzlosen Jesse James und seiner Bande.
Inhalt:
Nachdem Jesse James (James Keach), sein Bruder Frank
(Stacy Keach), die Brüder Ed und Clell Miller (Dennis Quaid und Randy
Quaid) sowie die Younger-Brüder Cole (David Carradine), Jim (Keith
Carradine) und Bob (Robert Carradine) im Sezessionskrieg als Guerilla gegen
die Unionstruppen gekämpft haben, verdienen sie nun gemeinsam ihren
Lebensunterhalt durch Überfälle auf Banken und Züge. Nachdem Ed bei einem
Banküberfall ohne Not eine der Geiseln erschossen hat, wird er von Jesse aus
der Bande verstoßen, während Clell weiterhin mit Jesse reitet. Mittlerweile
haben sich die Banken auf die Überfälle eingestellt und Tresore mit Zeitschaltschlössern
ausgestattet, was die Spannungen innerhalb der Bande ansteigen lässt. Die
Tatsache, dass auch die Pinkerton-Detektive Jagd auf die James-Younger-Bande
machen, treibt Jesse und seine Männer zunehmend in die Enge…
Kritik:
Im Gegensatz zu vielen anderen Verfilmungen wie Henry
Kings „Jesse James, Mann ohne Gesetz“ (1939), Fritz Langs „Rache
für Jesse James“ (1940), Les Mayfields „American Outlaws“
(2001) und zuletzt Andrew Dominiks „Die Ermordung Jesse James durch
den Feigling Robert Ford“ (2007) hält sich Walter Hills, von den
Hauptdarstellern Stacy Keach und James Keach co-produzierten Western
zwar auch weitgehend an die historischen Fakten, hält sich aber nicht mit der
Vorgeschichte der drei Brüder-Konstellationen auf, die gemeinsam als
James-Younger-Bande ebenso für Furcht wie Bewunderung gesorgt haben. Zwar fokussiert
sich „Long Riders“ vor allem auf die Überfälle, nimmt sich aber auch
Zeit, die von Spannungen gezeichneten Beziehungen zwischen den
Bandenmitgliedern auszuloten, aber auch private Ereignisse wie die Hochzeiten
von Frank und Jesse James sowie Cole Youngers Beziehung zur Prostituierten
Belle Star (Pamela Reed) finden Berücksichtigung. Am eindringlichsten
bleibt aber der meist in Sam-Peckinpah-mäßiger Zeitlupe gedrehte Showdown
in Erinnerung, wenn sich die Bande von allen Seiten angegriffen sieht und die
Kugeln bemerkenswerte Löcher in die Körper der Banditen schlagen. Das ist
routiniert und stark in Szene gesetzt sowie von Ry Cooder mit teils
historischen Instrumenten wunderbar musikalisch untermalt. Und mit der
Besetzung der Younger-James-Miller-Ford-Brüder durch tatsächliche Brüder ist Walter
Hill ein besonderer Coup gelungen, wobei James Keach als Jesse James
leider nicht die Präsenz verkörpert, die einer der anderen Darsteller in die
Rolle gelegt hätte. Doch davon abgesehen ist „Long Riders“ ein
packender, dreckiger Spät-Western gelungen, der Walter Hills Faszination
für das Genre gerecht wird.
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