Mel Gibson hat sich als launiger Action-Held in der „Mad
Max“-Trilogie und der „Lethal Weapon“-Reihe ebenso einen Namen gemacht
wie in Komödien („Ein Vogel auf dem Drahtseil“) und Romanzen („Forever
Young“, „Was Frauen wollen“). Mittlerweile ist Gibson auch als
Regisseur sehr erfolgreich, wenn auch nicht unumstritten. Sein Debüt hinter der
Kamera feierte er 1993 mit dem ungewöhnlich einfühlsamen Drama „Der Mann
ohne Gesicht“.
Inhalt:
Ende der 60er Jahre in einem Küstenstädtchen in Maine: Der
ehemalige Lehrer Justin McLeod (Mel Gibson) führt ein Leben in
Zurückgezogenheit, seit sein Gesicht bei einem Unfall halbseitig entstellt
wurde. Den Ansässigen als „Matschbirne“ bekannt, ist er Gegenstand vieler
Gerüchte und wilder Geschichten. Der zwölfjährige Chuck (Nick Stahl),
ein Junge aus der Nachbarschaft, möchte seinem verstorbenen Vater nacheifern
und später mal Pilot bei der Air Force werden. Zu Hause fehlt ihm die
autoritäre Führung und elterliche Zuneigung, seine Mutter (Margaret Whitton)
hingegen hat es zustande gebracht, drei Kinder von drei verschiedenen Männern
zu gebären. Da seine Noten für die Aufnahme an der Militärakademie bei weitem
nicht ausreichen, will Chuck die Sommerferien mit Lernen verbringen. Auf der
Suche nach einem Nachhilfelehrer begegnet er McLeod, der durch die Bekanntschaft
mit dem Jungen langsam wieder beginnt, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Gemeinsam versuchen sie, mit der Welt zurecht
zu kommen, die sich gegen sie verschworen zu haben scheint...
Kritik:
Mel Gibson hat „Der Mann ohne Gesicht“ nach einem
Roman von Isabelle Holland und dem Drehbuch von Malcolm MacRury („Cra$h
& Burn“, „Departure – Wo ist Flug 716?“) inszeniert und dabei geschickt
den Fokus auf das Zusammenspiel der beiden aus unterschiedlichen Gründen zum Außenseiter
gewordenen Freunde legt. Während der zwölfjährige Chuck in seiner eigenen
Familie nicht zurechtkommt, weil er weder von seiner Mutter noch von seinen
Halbschwestern die nötige Zuwendung erhält, fühlt sich ehemalige Lehrer Justin
McLeod nach dem Autounfall, bei dem auch ein Junge sein Leben verlor, von der
ganzen Gesellschaft ausgeschlossen, weshalb er seit mehreren Jahren ein
abgeschiedenes Leben in dem kleinen Küstenstädtchen führt. Diese Ruhe wird
durch die innige, aber argwöhnisch beäugte Freundschaft zu Chuck empfindlich
gestört. Eindringlich macht Gibson darauf aufmerksam, wie fehlerhaft
kolportierte Ereignisse aus der Vergangenheit, Gerüchte und bösartiger Tratsch zur
Tortur an sich unbescholtener Bürger werden können, aber behutsam zeigt der
Filmemacher auch auf, wie Vertrauen und Ehrlichkeit einen Ausweg aus dieser
Isolation anbieten.
Das ist wunderbar gespielt, von James Horner („Legenden
der Leidenschaft“, „Avatar“) einfühlsam musikalisch untermalt und mit tollen
Landschaftsbildern versehen.
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