American Diner

So wie Martin Scorsese und Woody Allen beispielsweise viele ihrer Filme in ihrer Heimatstadt New York spielen lassen, weil sie sich der besonderen Lebensweisen, Milieus und Stimmungen dort bewusst sind, hat Barry Levinson mehrere seiner Filme in Baltimore angesiedelt, so auch sein Regiedebüt „American Diner“ (1982), das gleich mehreren Jungdarstellern den Weg in eine Hollywood-Karriere ebnete: Mickey Rourke, Ellen Barkin, Steve Guttenberg, Kevin Bacon, Daniel Stern und Timothy Daly.

Inhalt:

Als sich die fümf Freunde Laurence „Shrevie“ Schreiber (Daniel Stern), William „Billy“ Howard (Tim Daly), Robert „Boogie“ Sheftell (Mickey Rourke), Timothy Fenwick (Kevin Bacon) und Edward „Eddie“ Simmons (Steve Guttenberg) zwischen Weihnachten und Silvester 1959 in Baltimore treffen, kommt dafür nur das Diner in Frage, in dem die jungen Männer einen Großteil ihrer High-School-Zeit verbracht haben. Hier sprechen sie über ihre Träume und Zukunftspläne, vor allem aber über Frauen. Diesbezüglich hat der bereits verheiratete Shrevie bei Diskussionen immer einen leicht melancholischen Zug um die Mundwinkel, denn wenn Sex jederzeit verfügbar ist, verliert er seine Faszination. Seine Erinnerungen an die Jugend stehen in Form seiner Schallplattensammlung im heimischen Plattenregal, wo seine Frau Beth (Ellen Barkin) die Ordnung zu seinem Ärger immer wieder durcheinanderbringt. Boogie, studiert Jura und jobbt als Friseur. Um seine immensen Spielschulden bei Tank (John Aquino) zurückzuzahlen, schließt er mit seinen Jungs Wetten auf seine Verführungskünste ab. Eddie will seine Verlobte erst heiraten, sobald sie ausreichende Kenntnisse über Football erworben hat. Dies will er mit einem 140-Fragen-Football-Quiz überprüfen. Zwar denkt auch in New York studierende Billy ans Heiraten, aber seine schwangere Freundin Barbara zeigt mehr Interesse an ihrer Karriere beim Fernsehen. Einzig bei Fenwick, dem Problemfall der Clique, entlädt sich die latente Unzufriedenheit von Zeit zu Zeit in makabren Scherzen, blinder Aggression oder exzessivem Alkoholkonsum, wenn er zum Beispiel seinen Freunden einen Autounfall vortäuscht oder zur Weihnachtszeit die Krippenfiguren der Heiligen Drei Könige verprügelt…

Kritik:

Mit „American Diner“ hat Barry Levinson erstmals seine eigene Geschichte verfilmt, nachdem er zuvor für Comedy-Shows im Fernsehen und die Drehbücher für „Mel Brooks letzte Verrücktheit – Silent Movie“ (1976), „… und Gerechtigkeit für alle“ (1979) und „Inside Moves“ (1980) geschrieben hatte. Es fällt nicht schwer, in „American Diner“ einen nostalgischen Rückblick auf Berry Levinsons eigene Zeit des Erwachsenwerdens zu sehen. Die von passender Rock’n’Roll-Musik untermalte Coming-of-Age-Geschichte erzählt vor allem von der Notwendigkeit einzusehen, dass sich das Leben weiterdreht, dass man alt genug ist, wegweisende Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und sich dabei von allzu eingeschränkten Sichtweisen zu lösen, wie es vor allem bei Shrevie mit seinem ausgeprägten Musikverständnis und Eddie mit seiner Begeisterung für Football zu sehen ist. Am schwersten scheint es ausgerechnet derjenige zu haben, der von Haus aus am wohlhabendsten ist, aber keine Ahnung hat, was er mit seinem Leben anfangen soll. „American Diner“ mag kein großer Film sein, aber die pointierten Dialoge, Levinsons gute Schauspielführung und die gut aufgelegte Jungdarsteller machen das nostalgische Drama auch heute noch sehenswert.

Kommentare

Beliebte Posts