Sowohl Regisseur Sydney Pollack als auch Schauspieler
Robert Redford hatten Anfang der 1960er Jahre bereits viel fürs
Fernsehen gearbeitet, ehe sie Mitte des Jahrzehnts Gelegenheit bekamen, sich im
Kino zu etablieren. Ihr erster gemeinsamer Film war „Dieses Mädchen ist für alle“, die Tennessee-Williams-Verfilmung
„This Property Is Condemned“ (1966), bei der Redford allerdings
noch in zweiter Reihe hinter Hollywood-Star Natalie Wood stand.
Inhalt:
Das kleine
Südstaaten-Nest Dodson, Mississippi, lebt vom Eisenbahngeschäft, und viele
Eisenbahner sind in der Pension von der 43-jährigen Hazel Starr (Kate Reid)
untergebracht, die gerade Bier für ihre Geburtstagsgäste geholt hat, als der
gutaussehende Owen Legates (Robert Redfort) mit dem Zug eintrifft und von
Starrs jüngster Tochter Willie (Mary Badham) ein Zimmer in der Pension
vermittelt bekommt. Nach seiner Ankunft dort beobachtet er das lautstarke, leutselige
Treiben auf der provisorisch eingerichteten Tanzfläche und stellt fest, dass
Willies erwachsene Schwester Alva (Natalie Wood) im Mittelpunkt steht
und von sämtlichen Männern zum Tanzen aufgefordert wird. Alvas Mutter ist aber
vor allem daran interessiert, dass sich Alva um den gutbetuchten, wenn auch
schon älteren Mr. Johnson (John Harding) kümmert. Doch Alva ist nicht
daran interessiert, sich auf eine Zweckbeziehung einzulassen, nur um für den
Lebensunterhalt ihrer Mutter zu sorgen. Sie hat schon genug damit zu tun, sich
den Liebhaber ihrer Mutter, J.J. (Charles Bronson), vom Leib zu halten
und von einem glamourösen Leben in einer Großstadt wie Memphis oder Chicago zu
träumen. Sie ist allerdings ebenso entsetzt, dass Legates nur nach Dodson
gekommen ist, um einen Großteil der Eisenbahner zu entlassen, da viele Strecken
in Mississippi in Folge der Wirtschaftskrise stillgelegt werden sollen.
Trotzdem lässt sie sich auf eine Affäre mit dem Mann ein, der sich den Unmut
der Bevölkerung zugezogen hat und auch einige Prügel von den frustrierten
Männern einstecken muss.
Kritik:
Der damals noch junge Francis Ford Coppola („Der
Pate“, „Es war einmal in Amerika“) hat zusammen mit Fred Coe und Edith
Sommer das einaktigeTheaterstück von Tennessee Williams aus dem
Jahre 1946 zu einem Melodram geformt, das die teils bedrückende, dann wieder
völlig losgelöste Stimmung während der Großen Depression in den 1920er Jahren einfängt
und von den Menschen erzählt, die unmittelbar von der Weltwirtschaftskrise
betroffen sind. Das betrifft vor allem die Eisenbahner, die auf einmal auf die
Straße gesetzt werden und keine Idee haben, wie sie zukünftig ihren
Lebensunterhalt bestreiten sollen. Immerhin hat Owen Legates Rücksicht auf
Verheiratete mit Kindern genommen… Die schöne, lebenshungrige und verträumte
Alva glaubt dagegen, dass ihr die Welt zu Füßen liegt, schließlich kann sie von
den Männern alles bekommen, was sie sich wünscht. Dabei wird sie von ihrer
hartherzigen Mutter vor allem als Unterhaltssicherung betrachtet und beobachtet
kritisch, wenn sich Alva zu sehr ihren Träumereien von einem Leben in der
Großstadt hingibt und die Nöte des Alltags ignoriert. Natalie Wood („…denn
sie wissen nicht, was sie tun“, „West Side Story“) brilliert in der tragenden
Rolle der von allen Seiten begehrten Frau, die nur zu gern dem Elend der Kleinstadt
entfliehen will, während Robert Redford die Rolle des ungeliebten
Fremden zufällt, der im Auftrag seines Unternehmens viele Eisenbahner entlassen
muss. Sydney Pollack gelingt es überzeugend, die Ängste und Sehnsüchte
einer Kleinstadtgemeinde einzufangen und vom Scheitern der einfachsten Träume
zu erzählen.
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