Aus nächster Nähe
Mit der einfühlsamen Verfilmung von Fannie Flaggs
Bestseller „Grüne Tomaten“ gelang dem früheren Theater-Produzenten Jon
Avnet 1991 ein zweifach Oscar-nominierter Debüterfolg. Nachdem sein
nächster Film „Das Baumhaus“ mit Kevin Costner Schiffbruch erlitten
hatte, vereinte er 1996 die Hollywood-Stars Robert Redford und Michelle
Pfeiffer für die Romanze „Aus nächster Nähe“ vor der Kamera.
Inhalt:
Die junge und naive Sallyann „Sally“ Atwater (Michelle
Pfeiffer) ist in einer kleinen Bergarbeiterstadt in Nevada aufgewachsen und
verdiente sich ihren Lebensunterhalt in einem Spielcasino in Reno, doch träumte
sie von Beginn an von einer Karriere beim Fernsehen. Nach ein paar Kursen am
städtischen College Abendkurse nahm sie ein gefälschtes Demoband auf und bewarb
sich bei verschiedenen Fernsehstationen, bis sie von einem lokalen
Fernsehsender in Miami als Assistentin engagiert wird. Der Nachrichtenchef ist
Warren Justice (Robert Redford), ein ehemaliger Korrespondent im Weißen
Haus. Sie überzeugt ihn nach diversen Aushilfstätigkeiten, ihr die Rolle der
Wetterfee anzuvertrauen. Obwohl sie sich bei ihrem ersten Auftritt nicht mit
Ruhm bekleckert und als „Tally Atwater“ vorgestellt wird, sieht Justice in ihr
das „gewisse Etwas“. Fortan wird sie unter diesem Namen nicht nur von ihm als
Reporterin eingesetzt und gefördert, sondern die beiden verlieben sich auch
ineinander.
Nachdem sie es als Co-Moderatorin bis in die Nachrichten
geschafft hat, bringt Tally ein während der Sendung geführter Streit mit
Moderator Rob Sullivan bei den Verantwortlichen in Misskredit. Sie lernt
daraufhin den einflussreichen Agenten Bucky Taranova (Joe Mantegna) kennen,
der sie als Reporterin bei einem großen Fernsehsender in Philadelphia
unterbringt. Dort beginnt Tally unter der Missgunst der etablierten
Fernsehmoderatorin Marcia McGrath (Stockard Channing) zu leiden. Da Umfragen
beim Publikum ergeben, dass Tally als neue Reporterin nicht angenommen wird, unterzieht
sie sich auf Rat der Berater einem Imagewechsel. Warren Justice folgt ihr auf
Bitten von Taranova nach Philadelphia und unterstützt Tally, woraufhin Tally wieder
zu ihrem alten Selbstbewusstsein zurückfindet und die Stelle von Marcia als
Nachrichtenmoderatorin übernimmt.
Durch einen Hintergrundbericht über die Haftbedingungen in
amerikanischen Gefängnissen lernt Tally auch die gefährliche Seite ihres Berufs
kennen…
Kritik:
Ursprünglich war geplant, das Leben von Jessica Savitch
zu erzählen, die Ende der 1970er Jahre Anchorwoman bei den Nachrichten der NBC gewesen
war und nach persönlichen Schicksalsschlägen und einer angeblichen Drogensucht im
Alter von 36 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.
Das Projekt zog sich allerdings über Jahre hin, und nachdem
verschiedene Regisseure wie John Frankenheimer, Penny Marshall und Tony
Richardson und Schauspielerinnen wie Meg Ryan, Kathleen Turner und Robin
Wright im Gespräch waren, übernahm schließlich Jon Avnet die Regie
und verlieh der ursprünglichen Geschichte einen humorvolleren und romantischeren
Ton. Das erklärt, warum der Aufstieg der zunächst völlig unbegabt erscheinenden
Sally Atwater zur angesagtesten Reporterin des Landes so unkompliziert und die
Liaison mit ihrem zwanzig Jahre älteren Mentor so rasch erfolgt ist. Während
der Beginn von „Aus nächster Nähe“ recht nah am Kitsch inszeniert ist
und nur durch die stimmige Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern gerettet
wird, vollzieht sich der Mittelteil mit wechselnden Stationen in Tallys Karriere
eher zäh, bis das Finale die Schattenseiten des Fernseh-Journalismus nach dem schmalzigen
Beginn ungewöhnlich spannend geraten ist. Während der Plot eine recht kuriose
Wandlung durchläuft, sorgen Redford, Pfeiffer und der bis in die
Nebenrollen gut besetzte Cast ebenso für eine konstant gute Qualität wie der
einfühlsame Score von Thomas Newman („Grüne Tomaten“, „Road to
Perdition“) und die souveräne Kameraarbeit von Karl Walter Lindenlaub
(„Stargate“, „Independence Day“).
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