Aus der Mitte entspringt ein Fluss

Vor allem als Regisseur hat Hollywood-Star Robert Redford sich für Geschichten und eine langsame Erzählweise interessiert, die im Filmgeschäft selten geworden sind. Nach seinen ersten, bereits hochgelobten Regiearbeiten „Eine ganz normale Familie“ (1980) und „Milagro - Der Krieg im Bohnenfeld“ (1988) erwies er sich mit seinem dritten Film „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ (1992) bereits als Meister der Inszenierung eindringlicher Stimmungen.

Inhalt:

Mitten in der wunderschönen Natur von Missoula, Montana, führt John Maclean (Tom Skerritt) als Pfarrer der presbyterianischen Kirche mit seiner Frau (Brenda Blethyn) sowie seinen beiden Söhnen Norman (Craig Sheffer) und Paul (Brad Pitt) ein von Gottesehrfurcht und der Natur geprägtes, in der Gemeinschaft angesehenes Leben. Wenn er sich in seinem Arbeitszimmer nicht mit seinen Büchern beschäftigt, geht der passionierte, auf Perfektion bedachte Fliegenfischer mit seinen Söhnen zum Black River, um sie in die Wissenschaft des Fliegenfischens einzuweisen. Trotz ihres unterschiedlichen Temperaments sind die Brüder unzertrennlich, bis der introvertierte Bücherwurm Norman am Dartmouth College ein Literatur-Studium absolviert und Paul nach dem Collegeabschluss als Lokalreporter arbeitet. Als Norman nach sechs Jahren auf der Universität nach Missoula zurückkehrt, sieht er die Gemeinde mit ganz anderen Augen und muss sich entscheiden, was er nun mit seinem Abschluss anfangen will. Im Gegensatz zu seinem Vater konfrontiert Paul seinen Bruder nicht mit Fragen nach seinen Zukunftsplänen, sondern nimmt ihn mit auf verschiedene Feste und Anlässe in der Gemeinde, was dazu führt, dass Norman schließlich Jessie Burns (Emily Lloyd) kennenlernt und sich in sie verliebt, während sich Paul mit seinem lockeren Lebensstil, einem ausgeprägten Hang zu Trinkgelagen, Glücksspielen und zahlreichen Frauengeschichten nicht nur Freunde macht…

Kritik:

Robert Redford hatte schon viele Jahre lang Interesse an der Verfilmung von Norman Macleans autobiografischem Roman „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ bekundet, doch brauchte es einige Überredungskünste, um die entsprechenden Verfilmungsrechte vom Autor zu erhalten. Dass sich die Geschichte weniger durch eine stringente Handlung als durch die Beschreibung der Natur und des fast schon religiös anmutenden Rituals des Fliegenfischens auszeichnet, spielt einem Filmemacher wie Redford nur in die Hände. Die zurecht mit einem Oscar ausgezeichnete Kameraarbeit von Philippe Rousellot („Diva“, „Sommersby“) schwebt immer wieder bedächtig über die wunderbaren Wälder, Berge und den Black River, um die Atmosphäre der 1920er und 1930er Jahre, in denen Norman und Paul aufwachsen und erwachsen werden, einzufangen. Darüber legt sich oft genug einfach Norman Macleans poetische Sprache, um die emotionale Entwicklung der beiden so unterschiedlichen Brüder zu beschreiben, statt sich über die Handlung zu erschließen. Das mag für konventionelle Kinobesucher über die zwei Stunden Laufzeit etwas langweilig wirken, aber wer sich auf das kongeniale Zusammenspiel von berauschenden Naturbildern und eindringlicher Sprache einlässt, wird mit einem sehr sinnlichen Filmerlebnis belohnt, das von Mark Ishams („Nell“, „Quiz Show“) einfühlsamer Musik getragen wird. Da rücken die guten Darstellerleistungen des noch sehr jungen Brad Pitt („Legenden der Leidenschaft“, „World War Z“), Craig Sheffer („Cabal – Die Brut der Nacht“, „Ist sie nicht wunderbar?“), Tom Skerritt („Alien“, „Contact“) und Emily Loyd („Ich wollte, du wärst hier“, „Cookie“) fast schon in den Hintergrund.

 

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