Light Sleeper
Mit seinen Drehbüchern zu Kritiker-Lieblingen wie „Yakuza“
(1974), „Taxi Driver“ (1976), „Schwarzer Engel“ (1976) und „Der
Mann mit der Stahlkralle“ (1977) hat sich Paul Schrader nicht nur in
die erste Autoren-Liga in Hollywood katapultiert, sondern sich auch den Weg
dafür geebnet, seine Stoffe künftig selbst zu verfilmen. Nach ersten Erfolgen
mit „Blue Collar“ (1978), „Hardcore“ (1979), „Ein Mann für
gewisse Stunden“ (1980), „Katzenmenschen“ (1982) und „Mishima“
(1985) inszenierte Schrader 1992 mit „Light Sleeper“ ein Drama, das
nicht von ungefähr an die Geschichte von „Taxi Driver“ und „Ein Mann
für gewisse Stunden“ erinnert. Für den Filmemacher selbst gehören diese
drei Filme zu seiner „Ein Mann in einem Raum“-Reihe.
Inhalt:
Zwar hat John LeTour (Willem Dafoe) vor zwei Jahren selbst
den Drogen abgeschworen, doch als einer von zwei Kurieren für die Drogenhändlerin
Ann (Susan Sarandon), die sich in New York auf die Belieferung eines gut
betuchten Kundenstamms speziell im Finanz- und Bankensektor spezialisiert hat,
bleibt er der Szene nach wie vor verbunden, um seinen Lebensunterhalt zu
finanzieren. Dabei sind Hausbesuche bei den exklusiven Kunden durchaus die
Regel. Nun steht der an Schlaflosigkeit leidende LeTour aber vor der
Herausforderung, sich eine neue Betätigung zu suchen, denn Ann hat vom Drogengeschäft
genug und will in Zukunft eine eigene Kosmetiklinie auf den Markt bringen.
Eines Nachts begegnet LeTour Marianne Jost (Dana Delany),
mit der er eine lange, aber selbstzerstörerische, weil von Drogenkonsum
gezeichnete Beziehung hatte. Ebenso wie LeTour konsumiert auch Marianne keine
Drogen mehr, hat aber zu viele schlechte Erinnerungen an die Beziehung mit
LeTour, um sie wieder aufleben zu lassen. Trotzdem lässt sie sich auf eine gemeinsame
Nacht mit ihm ein, sieht aber am nächsten Morgen ein, dass es ein Fehler war,
zumal ihre auf der Intensivstation liegende Mutter in der Nacht verstorben ist.
LeTour wird von Marianne nicht nur lautstark angegangen, als er die Trauerfeier
besucht, sondern gerät auch ins Visier der Polizei, weil eine junge Frau, die mit
Tis (Victor Garber), einem Schweizer Kunden von Ann, Kontakt hatte, ums
Leben gekommen ist. Wenig später trifft LeTour auch Marianne bei Tis an…
Kritik:
Einmal mehr erzählt Paul Schrader eine Geschichte von
einem Mann in New York, der sich nicht von seinen Dämonen lösen kann und meist
nachts einsam durch die Straßen zieht.
„Die Hauptfigur ist älter geworden, so wie ich älter
geworden bin. Als er in seinen Zwanzigern war, war er wütend. In seinen
Dreißigern war er narzisstisch. Jetzt ist er vierzig, und er sorgt sich. Ich
finde, die Zeiten haben eine ähnliche Entwicklung durchgemacht. Ich habe unter
anderem versucht, eine persönliche und eine gesellschaftliche Entwicklung in
ihm zu vereinen. Ich finde, wir leben in sehr sorgenvollen Zeiten, und die
Hauptfigur entspricht dem“, sagt Paul Schrader selbst über die Gemeinsamkeiten
zwischen „Taxi Driver“, „Ein Mann für gewisse Stunden“ und „Light
Sleeper“. Willem Dafoe („Leben und Sterben in L.A.“, „Van Gogh“) verkörpert
einen Mann, dem es nicht gelingt, jenseits seiner Kuriertätigkeit für seine
Freundin und Chefin Ann ein eigenes Leben aufzubauen. In seinem Apartment
schreibt er Tagebücher, die er wegwirft, sobald sie voll sind. Es ist die
einzige Sache, die er für sich macht. Alles andere hängt am seidenen Faden,
seine Zukunft ebenso wie die zerbrechliche Beziehung zu seiner Ex Marianne, die
schon wieder zu Ende ist, bevor sie wieder angefangen hat. Es ist eine zutiefst
deprimierende Geschichte, die von Michael Beens etwas arg aufdringlichen
Soundtrack untermalt wird und in der Willem Dafoe mit seinem
eindringlichen Spiel für sehenswerte Momente in diesem Neo-Noir sorgt.








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