Clan

Um auf interessente Serienkonzepte zu stoßen, muss nicht nur in die USA geschaut werden, wo neue Serien scheinbar täglich wie Pilze aus dem Boden sprießen. Auch in unserer europäischen Nachbarschaft werden sehenswerte Serien produziert, wie der belgische Zehnteiler „Clan“ eindrucksvoll demonstriert, der nach seiner Ausstrahlung bei ZDFneo von Edel:Motion auf DVD veröffentlicht worden ist.
Als Jean-Claude Delcorps (Dirk Roofthooft) beerdigt wird, mischen sich die beiden Versicherungsagenten Matthias (Geert Van Rampelberg) und Thomas DeWitt (Robbie Cleiren) unter die Trauergemeinde, die eigentlich nur aus der Witwe Goedele (Inge Paulussen) und ihren Schwestern Eva (Barbara Sarafian), Veerle (Kristine Van Pellicom), Birgit (Ruth Becquart) und Rebekka (Maaike Neuville) besteht. Zwei Wochen haben die beiden Brüder Zeit, um nachzuweisen, dass die Umstände von Jean-Claudes Tod eine Nichtauszahlung der Versicherungsprämie rechtfertigen. Sonst würde ihnen die Konzession entzogen werden. In den nachfolgenden neun Episoden von „Clan“ wird rekapituliert, warum der Verdacht der Versicherungsagenten durchaus berechtigt ist, denn die vier Goethals-Schwestern hatte jede für sich gute Gründe, ihren Schwager ins Jenseits zu befördern: Eva verlor den Kampf um den Posten des Finanzdirektors in der Firma, in der sie mit Jean-Claude tätig gewesen ist, nachdem er sie beim Chef denunziert hatte, und teilt auch noch ein dunkleres Geheimnis mit ihm. Veerle unterhält eine Affäre mit Ben (Tibo Vandenborre) und wurde von Jean-Claude erpresst, das Verhältnis ihrem Mann zu gestehen, sonst hätte er es ihm erzählt. Rebecca hatte sich Hoffnungen gemacht, einen Privatkredit von Goedele und Jean-Claude zur Eröffnung ihres Massage-Salons zu bekommen, den ihr Jean-Clauder allerdings verwehrte, und Birgit verlor unter Mithilfe ihres Schwagers eins ihrer Augen.
In Rückblenden wird immer deutlicher, dass Jean-Claude so ein widerlicher Mistkerl gewesen ist, dass er quasi darum gebettelt hat, auf unnatürliche Weise das Zeitliche zu segnen. So sehr sich die vier Schwestern aber auch bemühen, den ungeliebten Schwager um die Ecke zu bringen, ohne dass ihre naive Schwester Goedele Wind davon kriegt, so kolossal scheitern sie immer wieder bei ihrem Vorhaben. Ob der Plan tatsächlich gelingt oder vielleicht doch Veerles Liebhaber oder die chinesische Mafia hinter Jean-Claudes Ableben steckt, wird erst in der abschließenden Folge offenbart.
Bis dahin unterhält „Clan - Den perfekten Mord gibt es nicht“ mit einer gelungenen Mischung aus Krimi, Drama und Komödie, wobei vor allem das Miteinander der fünf früh verwaisten Schwestern für großes Kino sorgt. Wie sich die unterschiedlichen Frauen sowohl mit ihrem ganz gewöhnlichen Mittelschichts-Alltag als auch ihren Mordplänen, DeWitt-Verhören und Alibis arrangieren, bietet starke Schauspielkunst und knackige Dialoge, wobei die immer wieder gescheiterten Attentate durchaus für komische Momente sorgen. Aber auch Dirk Roofthoofts Darstellung des verhassten Ehemanns und Schwagers wirkt so überzeugend, dass der Hass der Frauen mehr als nur nachvollziehbar empfunden wird. Sicher wäre es sehenswert, das Leben der fünf Frauen nach Jean-Claudes Ableben weiter zu verfolgen, aber weitere Staffeln sind nach den 2012 produzierten zehn Folgen leider nicht in Auftrag gegeben worden.
"Clan" in der IMDb

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