Good Kill - Tod aus der Luft

Seit seinem Drehbuch- und Regiedebüt „Gattaca“ (1997) hat der neuseeländische Filmemacher Andrew Niccol nicht nur das Drehbuch zu Peter Weirs „Die Truman Show“ geschrieben, sondern auch so unterschiedliche Filme wie die Cyber-Love-Story „S1m0ne“, die Stephenie-Meyer-Verfilmung „Seelen“ und den Sci-Fi-Action-Thriller „In Time“ kreiert. Mit „Lord Of War - Händler des Todes“ setzte er sich bereits 2006 mit einem persönlichen Nebenschauplatz des Krieges auseinander. Rang damals Nicolas Cage zwischen seinen Rollen als liebender Familienvater und internationaler Waffenhändler, schickt Niccol in „Good Kill - Tod aus der Luft“ nun Ethan Hawke in die persönlichen und moralischen Wirren des Krieges.
Der US-Air-Force-Offizier Thomas Egan (Ethan Hawke) sehnt sich danach zurück, wieder ein echtes Flugzeug zu steuern, statt jeden Tag in die Kaserne bei Las Vegas in den Container zu steigen und per Knopfdruck Raketen in 7000 Kilometer Entfernung auf mutmaßliche Terroristen zu steuern. Seinen Frust, den er täglich mit einer ordentlichen Portion Wodka betäubt, bekommt nicht nur sein Vorgesetzter Lt. Colonel Jack Johns (Bruce Greenwood) zu spüren, sondern auch seine Frau Molly (January Jones), der sich auch mental Tausende von Kilometern von ihr entfernt hat. Die Situation verschlimmert sich, als sich Egans Truppe Befehlen von der CIA fügen muss. Auf einmal werden auch bewusst Kollateralschäden in Kauf genommen und Zweitanschläge angeordnet, die die Helfer vor Ort eliminieren.
„Good Kill“ intonieren die Kampfdrohnenschützen, wenn sie ihr Ziel sauber getroffen haben, doch in Andrew Niccols neuem Kriegsdrama sorgen die eben nicht so sauberen Bombardierungen für tiefe moralische Zweifel, die die Schützen auch in der Familie nicht mehr so recht beheimatet fühlen lassen. In der dritten Zusammenarbeit zwischen Niccol und Hawke nach „Gattaca“ und „Lord Of War“ werden die moralischen Zweifel der militärischen Befehlsempfänger zwar ebenso thematisiert wie die Art und Weise, wie die einzelnen Protagonisten damit umgehen, aber wirklich in die Tiefe geht die Darstellung der psychischen Schieflage, in die vor allem Ethan Hawkes Figur gerät, nicht. Der Alkoholkonsum, die entspannenden Besuche in den schillernden Casinos von Las Vegas und der fehlende Sex in der Beziehung müssen als markante Eckpunkte genügen, um die seelische Not des verhinderten Piloten zu charakterisieren. Irritierend ist dabei vor allem der Umstand, dass Thomas Egan gar kein Problem mit dem Töten an sich hat, sondern dass er dieses nur per Computer tun darf und ihm so das prickelnde Angstgefühl beim Fliegen abhandenkommt. Zu der fehlenden Tiefe gesellt sich leider auch eine allzu unspektakuläre Inszenierung, die ohne dramatische Höhepunkte auskommen muss und eher dazu dient, die Einöde des soldatischen Alltags zu illustrieren. Doch die soliden Schauspielerleistungen nicht nur von Ethan Hawke, sondern auch von Bruce Greenwood („I, Robot“, „Star Trek: Into Darkness“), January Jones („Mad Men“, „Pakt der Rache“) und Zoë Kravitz („Die Bestimmung“, „After Earth“) und die stimmige Kameraarbeit von Amir Mokri („Man of Steel“, „Transformers 3“ und „Transformers 4“) machen „Good Kill“ immerhin sehenswert.
"Good Kill" in der IMDb

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