Shades of Blue - Staffel 1

Obwohl Jennifer Lopez über eine bereits recht umfangreiche Filmografie verfügt, hat sie ihre Popularität in erster Linie immer noch ihrer imponierenden Karriere als Sängerin zu verdanken, für die sie 2014 sogar mit den Billboard Music Awards für ihr Lebenswerk ausgezeichnet worden ist. Als Produzentin und Hauptdarstellerin in der Cop-Drama-Serie „Shades of Blue“ versucht J.Lo nun ein weiteres Mal, die Kritiker von ihrer Schauspielkunst zu überzeugen. Zwar ist sie erwartungsgemäß ein echter Hingucker, doch sehenswert ist die erste Staffel der von NBC produzierten Serie vor allem wegen Charakter-Darsteller Ray Liotta („Cop Land“, „Crossing Over“).
Für die alleinerziehende Polizistin Harlee Santos (Jennifer Lopez) ist ihr Vorgesetzter Lieutenant Matt Wozniak (Ray Liotta) wie ein Vater, ihr Team auch für ihre Teenager-Tochter Cristina (Sarah Jeffery) wie eine Familie. Um das Schulgeld für Cristina bezahlen zu können, reicht das Gehalt eines Detective allerdings nicht aus. Während Wozniak bereits seit längerer Zeit krumme Geschäfte nebenbei macht, hat sich Harlee bislang von unlauteren Tätigkeiten ferngehalten. Doch als sie mit ihrem neuen Kollegen Loman (Dayo Okeniyi) die Wohnung eines mutmaßlichen Drogendealers stürmt und Loman den unbewaffneten Verdächtigen erschießt, muss Harlee schon eine sinnige Geschichte erfinden, um den Frischling zu decken. Allerdings gerät sie nach einem inszenierten Deal ins Visier von FBI Agent Stahl (Warren Kole), der als leitender Ermittler in der Anti-Korruptions-Abteilung seiner Dienststelle Wozniak an den Kragen will.
Harlee muss fortan für das FBI ihren Freund und Kollegen ausspionieren, um selbst ungestraft aus der Geschichte herauszukommen. Allerdings hat Wozniak selbst auch schon Wind davon bekommen, dass es in seiner Abteilung einen Maulwurf gibt, gegen den er in aller Härte vorzugehen gedenkt … Polizeikorruption ist nach wie vor ein gesellschaftlich und politisch brisantes Thema, das auch von den Medien immer wieder dankbar aufgegriffen wird, denn was könnte schändlicher sein, als wenn die Organe, die für Sicherheit, Ordnung und Einhaltung der Gesetze sorgen sollen, selbst auf die Seite der Gangster wechseln.
Showrunner Adi Hasak („3 Days To Kill“, „From Paris With Love“) liegt mit seiner neuen Schöpfung „Shades of Blue“ also voll im Trend und konnte mit Ray Liotta und Jennifer Lopez auch zwei große Namen gewinnen, dazu stand Hollywood-Routinier Barry Levinson („Good Morning, Vietnam!“, „Rain Man“) für zwei Folgen hinter der Kamera.
Allerdings verwenden die Autoren wenig Mühe darauf, einen glaubwürdigen Korruptionsfall zu entwickeln. Die Art und Weise, wie Harlee Santos vom FBI als Spitzel gegen ihren Lieutenant „angeworben“ wird, ist leider recht plump inszeniert, was übrigens für einen Großteil des beschriebenen Polizeialltags und der dunklen Machenschaften gilt, die der Serie ihr Spannungspotenzial bescheren sollen. Damit Harlee nicht enttarnt wird, ihre Tochter in Sicherheit auch vor ihrem unrechtmäßig inhaftierten, nun aber auf freien Fuß gesetzten Vater bleibt und Wozniak keinen Verdacht schöpft, muss sie immer wieder riskante Aktionen initiieren und schon mal für die eine oder andere sexuelle Gefälligkeit hinhalten.
Jennifer Lopez („Manhattan Love Story“, „Out Of Sight“) sieht zwar auch nach gewalttätigen Auseinandersetzungen und Autounfällen immer gut aus, kann ihrer Figur aber keine glaubwürdige Tiefe verleihen, was den Spagat zwischen Familiensinn, Teamgeist und die Zusammenarbeit mit dem FBI angeht. Dagegen ist es eine wahre Freude, Ray Liotta als Lieutenant zu erleben, der für sein Team wie ein Vater ist, aber jede Illoyalität hart bestraft und doch sichtlich dabei leidet, wenn er einzelnen Leute seines Teams (auch tödliche) Gewalt antun muss, um seine Truppe zu beschützen. Trotz der kniffligen Ausgangslage fällt den Autoren wenig ein, um die daraus entstehenden Situationen und Krisen spannungsreich auszuschmücken und den Figuren Charakter zu verleihen. So bietet die erste Staffel von „Shades of Blue“ mit ihren 13 Folgen routiniert inszenierte, aber recht konstruierte, leidlich spannende Genre-Kost mit illustrer Besetzung, die sich allerdings in überwiegend eindimensional gezeichneten Rollen wiederfindet. Immerhin ist die Serie mit so viel Action ausgestattet, dass die dramaturgische Hausmannskost dennoch weithin zu unterhalten versteht.
"Shades of Blue" in der IMDb

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