El Niño – Jagd vor Gibraltar

Daniel Monzón zählt nicht unbedingt zu den produktivsten Filmemachern in Spanien, doch wenn er alle drei, vier, fünf Jahre mit einem neuen Werk zu sehen ist, darf man gewiss sein, dass er für den einen oder anderen Filmpreis zumindest nominiert wird. Das trifft nach seinem 1999 entstandenen Debüt „El corazón del guerrero“ ebenso zu wie für seinen letzten Film „Celda 211“ (2009) und sein neues Werk „El Niño“ (2014), das nun über Studio Hamburg Enterprises und StudioCanal endlich auch hierzulande für den Heimkinomarkt erhältlich ist.

El Niño (Jesús Castro) und sein Freund Compi (Jesús Carroza) sind es leid, ihr Leben damit zu verbringen, für wenig Geld Motorboote in der spanischen Kleinstadt La Línea de la Concepción zu reparieren. Als sie auf einer Party den jungen Halil (Saed Chatiby) kennenlernen, scheint sich das Blatt allerdings zum Besseren für sie zu wenden, denn Halils Onkel Rachid (Moussa Maaskri) macht gutes Geld mit Drogen, die er von Afrika über die Meerenge von Gibraltar nach Spanien einschmuggeln lässt.
El Niño und Compi sollen ihre Fähigkeiten als Drogenkuriere bei einem Testlauf mit ihrem Speedboot unter Beweis stellen, bei dem sie gleich ins Visier des Cops Jesús (Luis Tosar) und seiner Kollegin Eva (Bárbara Lennie) gelangen. Sie sind schon seit einiger Zeit hinter einem mysteriösen Engländer (Ian McShane) hinterher, bei dem die Fäden des Drogenhandels zusammenzulaufen scheinen …
Zunächst scheint es, als würde Co-Autor und Regisseur Daniel Monzón seine beiden jungen Protagonisten El Niño und Compi als oberflächliche Hedonisten zu etablieren, denen es nur darum geht, möglichst viele Frauen zu erobern und auf leichte Weise viel Geld zu verdienen. Erst im Verlauf des 130 Minuten langen Krimi- und Milieu-Dramas wird deutlich, dass der erste Eindruck trügt, dass vor allem El Niño auch bereit ist, Verantwortung für eine nicht so einfache Beziehung zu übernehmen. Ähnlich verhält es sich auf der anderen Seite mit dem eingespielten Cop-Team Jesús und Eva, die nicht nur auf der Suche nach den Hintermännern der lukrativen Afrika-Spanien- Connection sind, die ihre Drogen über die Meerenge von Gibraltar schleusen, sondern auch dem Korruptionsverdacht in den eigenen Reihen nachgehen müssen und so einige Rückschläge im Verlauf ihrer Ermittlungen einstecken müssen.
Dabei ist „El Niño – Jagd vor Gibraltar“ vor allem um Authentizität bemüht, beschreibt den oft frustrierenden Alltag der Polizisten einerseits und die ebenso häufig enttäuschten Träume junger Erwachsener von einem unabhängigen Leben. Das ist stilsicher inszeniert, überzeugt mit soliden Darstellerleistungen, einem dramaturgisch stimmigen Action-Drama-Gleichgewicht und einem ebenso rhythmischen wie ethnisch akzentuierten Score von Roque Baños („Im Herzen der See“, „Don’t Breathe“).

„El Niño – Jagd vor Gibraltar“ in der IMDb