Free State of Jones

Der für seine Drehbücher zu „Big“, „Seabiscuit“ und „Dave“ Oscar-nominierte Gary Ross konnte bislang auch als Regisseur von Filmen wie „Pleasantville“, „Die Tribute von Panem – The Hunger Games“ und „Seabiscuit“ erfolgreiche Akzente setzen. Mit seinem Bürgerkriegs-Epos „Free State of Jones“, das nun über EuroVideo als Heimkinopremiere in Deutschland zu sehen ist, hat sich der US-Amerikaner allerdings etwas verhoben. Der Film bildet eine wenig bekannte historische Anekdote des amerikanischen Bürgerkriegs ab, die Auflehnung des armen Farmers Newton Knight gegen die Armee der Konföderierten und die unter seiner Leitung proklamierten Gründung des „Free State of Jones“.
Als sein junger Neffe eingezogen und im Sezessionskrieg zwischen der Konföderation der Südstaaten und den Nordstaaten der Union getötet wird, hat der aus Mississippi stammende medizinische Helfer Newton Knight (Matthew McConaughey) endgültig genug vom Krieg der Reichen, den die Armen austragen müssen, und kehrt zu seiner Frau Serena (Keri Russell) und ihrem Sohn auf die heimische Farm zurück. Das hohe Fieber des erkrankten Kindes wird durch die als Heilerin bekannte Sklavin Rachel (Gugu Mbatha-Raw) geheilt. Doch der Krieg holt Newton auch zuhause schnell ein. Da sich Newton nicht damit abfindet, dass die Südstaaten-Armee die umliegenden Farmen plündert, um ihre Soldaten mit Mais und Kleidung zu versorgen, schreckt er auch vor bewaffnetem Widerstand nicht zurück, weshalb sich der Deserteur in den Sümpfen versteckt. Dort macht er die Bekanntschaft des entflohenen Sklaven Moses Washington (Mahershala Ali) und trifft auch Rachel wieder. Gemeinsam mit Gleichgesinnten nehmen sie den Kampf gegen die Südstaaten-Armee auf und proklamieren nach erfolgreicher Verteidigung ihres Countys den Free State of Jones.
Gleich in der beeindruckenden Eröffnungssequenz demonstriert Gary Ross die Schrecken des Krieges mit all seiner blutigen Zerstörungskraft, wenn Gewehre und Kanonen die Reihen der tapfer in ihr Unglück marschierenden Soldaten lichten. Da das unter Präsident Abraham Lincoln in Kraft getretene „Zwanzig-Neger-Gesetz“ jedem Weißen, der mindestens zwanzig Sklaven besaß, vom Wehrdienst fernzubleiben gestattete, waren es die Ärmsten, die für die Baumwoll-Interessen der Großgrundbesitzer in den Krieg ziehen mussten.
Gegen diese Ungerechtigkeit zog von 1863 bis 1865 der furchtlose Farmer Newton Knight (1837-1922) zu Felde und zog dabei immer mehr ehemalige Sklaven und gleichgesinnte Weiße auf seine Seite. Mit Charakterdarsteller Matthew McConaughey („Dallas Buyers Club“, „True Detective“) hat Gary Ross die Hauptrolle des charismatischen Rebellen-Anführers passend gewählt. Der Oscar-Preisträger verkörpert die Figur des kämpferischen Farmers in jeder Szene mit ausdrucksstarker Darstellungskunst. Allerdings fokussiert Ross das Geschehen zu sehr auf die Kampfhandlungen und tödlichen Auseinandersetzungen, während das Vorgehen des Ku-Klux-Klans gegen die Schwarzen und einige interessante politische Entwicklungen wie die zwischenzeitliche Beendigung der Sklaverei wie eine Randnotiz abgehandelt werden.
Auch die 1948 angesiedelte Nebenhandlung, in der Newtons Nachfahre Davis (Brian Lee Franklin) vor einem Gericht in Mississippi um die Rechtmäßigkeit seiner Ehe kämpfen muss, weil er zu einem Achtel Negerblut in sich tragen soll, bekommt viel zu wenig Raum, um einen nachhaltigen Eindruck bei der erzählten Geschichte zu hinterlassen.
So überzeugt das 140 Minuten lange Epos zwar in Sachen bildgewaltiger Atmosphäre und starker Darstellungskunst, neigt aber zu einer unreflektierten Glorifizierung des Bürgerkriegs-Robin-Hood im Kampf gegen die schlicht böse gezeichnete Südstaaten-Armee.
 "Free State of Jones" in der IMDb

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