Suite Française - Melodie der Liebe

Bereits mit ihren ersten beiden Romanen „David Golder“ und „Le Bal“ wurde die 1903 in Kiew geborene, 1919 mit ihrer Familie nach Paris geflohene Irène Némirovsky so bekannt, dass beide Werke 1931 erstmals verfilmt worden sind. Erst 1996 tauchten zwei von insgesamt fünf geplanten Teilen des Romans „Suite Française“ auf, dessen zweiter Teil durch den britischen Regisseur Saul Dibb („Die Herzogin“) verfilmt worden ist. Allerdings überzeugt das Liebesdrama, das während der Besetzung Frankreichs durch die Nazis auf dem Land vor Paris angesiedelt ist, nur in der prächtigen Ausstattung, nicht aber als tiefergehende Auseinandersetzung mit dem schwierigen Verhältnis zwischen den deutschen Besatzern und den französischen Opfern. Stattdessen bietet „Suite Française“ eine recht uninspirierte Liebesgeschichte ohne echte Höhepunkte.
Während die junge Lucille (Michelle Williams) auf die Rückkehr ihres Mannes Gaston aus dem Krieg wartet, treibt sie 1940 zusammen mit ihrer herrschsüchtigen Schwiegermutter (Kristin Scott Thomas) Geld von den Pächtern ein, wobei Madame Angellier weit weniger Skrupel an den Tag legt als ihre einfühlsame Schwiegertochter. Ihr durch den Krieg geprägter Alltag gerät völlig aus den Fugen, als Flüchtlinge aus Paris und wenig später die deutschen Besatzer in ihrem Dorf eintreffen, das den deutschen Soldaten Unterschlupf gewähren soll. Die Angelliers werden aufgefordert, den deutschen Offizier Bruno von Falk (Matthias Schoenaerts) bei sich unterzubringen.
Nach anfänglicher Skepsis fühlt sich Lucille zunehmend zu dem kultivierten Offizier hingezogen, der nicht nur ihre Liebe zur Musik teilt. Doch die zarte wie geheime Romanze zwischen den beiden steht unter keinem guten Stern. Schließlich steht vor allem Lucille unter steter Beobachtung von Madame, die sich zudem in ihrer gesellschaftlichen Position bedroht sieht.
Es liegt sicher nicht an den bemühten Darstellern, dass der Funke zwar zwischen Lucille und Bruno, aber nicht auf den Zuschauer überspringt. Nur selten gelingt es Dibb, der auch das Romanfragment adaptiert hat, die angespannte Stimmung in dem französischen Dorf einzufangen. In verschiedenen nicht weiter ausgeführten Nebenhandlungen und Episoden wird allenfalls angedeutet, wie schwierig es gerade für die ärmere Landbevölkerung ist, in Besatzungszeiten zu überleben und sich mit dem Feind zu arrangieren, aber bevor der Film hier in die Tiefe gehen kann, rücken schon wieder Lucille und ihr deutscher Offizier in den recht kitschig inszenierten Mittelpunkt.
Kristin Scott Thomas („Die Affäre“, „Bel Ami“) gelingt es, mit wenig Aufwand das spröde Familienoberhaupt zu spielen, während Michelle Williams („Blue Valentine“, „My Week with Marilyn“) und Matthias Schoenaerts („Der Geschmack von Rost und Knochen“, „The Drop – Bargeld“) durch die sperrigen Dialoge das Potenzial ihrer Rollen kaum ausschöpfen können.
Von den Nebenrollen kann einzig Sam Riley („Control“, „On The Road“) als flüchtiger Bauer für Akzente sorgen, während Heino Ferch, Tom Schilling, Alexandra Maria Lara und Margot Robbie nahezu kaum in Erscheinung treten.
Die eine oder andere Nebenhandlung wäre hier interessanter gewesen als die uninspirierte Romanze zwischen Lucille und Bruno. Diese dramaturgischen Schwächen vermag selbst die elegante Kameraarbeit von Eduard Grau („A Single Man“, „Buried – Lebendig begraben“) nicht aufzuwiegen.
"Suite Française" in der IMDb

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