The Big Short

Bis heute bleibt es für viele Finanzlaien nach wie vor ein Rätsel, wie es 2008 zum Bankrott der Bank Lehman Brothers und der globalen Finanzkrise kam, bei der Tausende Amerikaner ihre Eigenheime und Jobs verloren. In dem mehrfach Oscar-nominierten, schließlich in der Kategorie „Bestes adaptiertes Drehbuch“ auch ausgezeichneten Drama „The Big Short“ hat Adam McKay („Ant-Man“) die haarsträubende wie leider auch wahre Geschichte des Börsen-Crashs nach Michael Lewis‘ Buch „The Big Short“ in ein packendes Finanzwelt-Drama gepackt, das mit einem gut aufgelegten Ensemble und herrlich satirischen Spitzen überzeugt.
Der ehemaliger Mediziner Michael Burry (Christian Bale) hat als erfolgreicher Hedgefonds-Manager schon immer einen guten Riecher für künftige Entwicklungen auf dem Finanzsektor gehabt. Als er 2005 aber entdeckt, dass die großen Banken dicke Geschäfte mit windigen Immobilienfinanzierungen machen und sich eine Katastrophe anbahnt, schenkt ihm niemand Glauben. Burry ist dermaßen irritiert von der ignoranten Selbstverliebtheit bei den führenden Banken, dass er kurzerhand den Spieß umdreht und darauf wettet, dass die Blase mit den künstlich aufgeblähten, nicht abgesicherten Hypothekengeschäften bald platzt.
Der kuriose Deal spricht sich an der Wall Street schnell herum. Vor allem der desillusionierte Trader Steve Eisman (Steve Carell) geht den Dingen auf den Grund und ist zunehmend entsetzt über die bewusst kriminellen Praktiken in der Bankenwelt. Als die jungen Banker Charles Geller (John Magaro) und Jamie Shipley (Finn Wittrock), denen noch das nötige Startkapital fehlt, um bei den Großen mitspielen zu dürfen, zufällig auf Burrys Berechnungen stoßen, ködern sie den ehemaligen Superinvestor Ben Rickert (Brad Pitt), um mit seinen Kontakten und Finanzreserven ebenso wie Burry auf den Kollaps wetten. Sollten sie Recht behalten, machen sie zwar unglaubliche Gewinne, dafür bezahlen Tausende von Amerikanern mit ihren Eigenheimen, deren Hypotheken sie nicht mehr zahlen werden können, und ihren Jobs …
Im Zeitraffer skizziert McKay, wie sich die Finanzwelt im 20. Jahrhundert zu dem geschäftigen Markt entwickeln konnte, der Anfang dieses Jahrhunderts so aufgebläht war, dass es nur eine Frage der Zeit sein musste, bis er zusammenbrach. Um noch mehr Geld zu machen, haben sich windige Finanzexperten dazu entschlossen, schlecht bewertete Hypotheken neu zu bündeln und als höherwertige Pakete zu veräußern. Damit die Strategie auch Zuschauern verständlich wird, die nicht regelmäßig den Wirtschaftsteil ihrer Tageszeitung lesen, blendet McKay Definitionen der Schlüsselbegriffe als Textblöcke ein oder lässt Starlets und Köche die Zusammenhänge an konkreten Beispielen aus dem Alltag erläutern. Spätestens bei diesen Exkursen wird deutlich, mit welcher Skrupellosigkeit und krimineller Energie die großen Banken ihre Gewinne maximiert haben.
Vor allem Steve Carrell („Crazy, Stupid, Love“, „Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt“) brilliert als entrüsteter Trader, der zu verstehen versucht, wie geldgierige Investmentbanker wider besseres Wissen im großen Stil renditenstarke, aber unseriöse Geschäfte abwickeln. Aber auch der für seinen Part Oscar-nominierte Christian Bale („Batman Begins“, „American Psycho“) als etwas durchgeknallt wirkender Mahner macht eine gute Figur und rundet mit Brad Pitt und Ryan Gosling ein starkes Ensemble ab, das verschiedene Persönlichkeiten im Finanzzirkus repräsentiert. Zwar dürften auch nach diesem herrlich sarkastisch angehauchten Lehrstück noch viele Fragen offen bleiben, doch mit „The Big Short“ haben Adam McKay und sein Co-Autor Charles Randolph einen ebenso aufschlussreichen wie spannenden Börsen-Thriller kreiert, der vor allem deutlich macht, dass trotz aller Regulierungsversuche durch den Staat der nächste Börsencrash vorprogrammiert ist.

"The Big Short" in der IMDb

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