Frances Ha

Seit sie in Noah Baumbachs Comedy-Drama „Greenberg“ an der Seite von Ben Stiller die notorisch unglückliche Florence gespielt hat, scheint die amerikanische Schauspielerin und Filmemacherin Greta Gerwig auf diese Art von Rolle abonniert zu sein. Nachdem sie 2012 sowohl in Woody Allens „To Rome With Love“ als auch Daryl Weins „Lola gegen den Rest der Welt“ überzeugen konnte, besetzte sie Baumbach auch in seinem nächsten Film „Frances Ha“, der einmal mehr auf heiter-melancholische Weise von den schwierigen Selbstfindungsprozessen eines Twentysomethings erzählt.
Über die Rolle einer Zweitbesetzung kommt die 27-jährige Tänzerin Frances (Greta Gerwig) seit Jahren nicht hinaus, so dass sie nun aus der Dance Company zu fliegen droht. Wo soll aber das Geld für die Miete des Apartments herkommen, das sie mit ihrer besten Freundin Sophie (Mickey Sumner) in New York bewohnt, zumal diese mit ihrem Verlobten nach Japan auswandert?
Die Suche nach einem neuen Job verläuft ebenso unbefriedigend wie das Ausprobieren neuer Wohngemeinschaften, deren hippe Mitbewohner ihr stets das Gefühl vermitteln, dass sie selbst nichts auf die Reihe bekommt. Der Besuch bei ihren Eltern bringt sie dabei ebenso wenig weiter wie ein Kurztrip nach Paris. Dennoch lässt sich Frances nicht unterkriegen …
Greta Gerwig ist zusammen mit Regisseur Noah Baumbach für das Drehbuch zu „Frances Ha“ verantwortlich und hat sich die Rolle der irgendwie verpeilten, aber absolut liebenswürdigen Frances auf den Leib geschrieben. Tatsächlich verkörpert sie die Protagonistin in diesem bei allen thematisierten Rück- und Fehlschlägen stets amüsanten Selbstverwirklichungs-Trip so überzeugend und charismatisch, dass die vielen weiteren wunderbaren Zutaten für die gelungene Inszenierung weitaus weniger ins Gewicht fallen. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist nicht nur die klare Schwarz-Weiß-Ästhetik, die sowohl an die Nouvelle Vague als auch Woody Allens „Manhattan“ und „Schatten und Nebel“ erinnert, sondern auch der starke Soundtrack, der problemlos Kompositionen französischer Altmeister wie Georges Delerue, Maurice Jaubert und Antoine Duhamel mit Party-Krachern von T-Rex, David Bowie und den Rolling Stones stilvoll miteinander verbindet.
Doch wirklich sehenswert ist „Frances Ha“ vor allem wegen Greta Gerwigs charismatischer Darstellung einer jungen New Yorker Frau, die als Endzwanzigerin noch immer nicht so recht weiß, wie sie sich im Leben behaupten soll. Ihre persönlichen Beziehungen – auch zu ihrer besten Freundin Sophie – gestalten sich schwierig, ihre beruflichen Träume lassen sich nicht verwirklichen. Wie sie sich aber ebenso unsicher wie charmant durch die Irrungen und Wirrungen der Selbstfindung und Überlebensstrategien manövriert, bietet neben dem reinen Unterhaltungswert auch ein hohes Maß an Authentizität. Nur das Filmfinale wirkt etwas zu hastig erzählt. Zwar ist Baumbach dafür bekannt, seine Filme kürzer als die üblichen 90 Minuten zu halten, aber hier hätte ein paar mehr Bilder und Episoden von Frances‘ Weg zum selbstbestimmten Glück gutgetan. 
"Frances Ha" in der IMDb

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