Gold: Gier hat eine neue Farbe

Bevor Stephen Gaghan im Jahr 2002 mit seinem Spielfilmdebüt „Abandon - Ein mörderisches Spiel“ ins Regiefach wechselte, hat er sich einen Namen als Drehbuchautor für Fernsehserien wie „Project Sleepwalker“ und „American Gothic“, dann für die Kinofilme „Rules – Sekunden der Entscheidung“ und „Traffic – Die Macht des Kartells“ (wofür er sogar einen Oscar bekam) gemacht.
Nach dem thematisch äußerst komplexen Nahost-Thriller-Drama „Syriana“ (2005) legt Gaghan nun mit „Gold“ ein weiteres Drama vor, das seine Protagonisten in die weite Welt hinauszieht. Nachdem es in „Syriana“ um das ‚schwarze Gold‘ Öl ging, schickt Gaghan Oscar-Preisträger Matthew McConaughey („Dallas Byers Club“) nach Indonesien auf der Suche nach dem Edelmetall.
Die von seinem Großvater gegründete Washoe Mining Corporation mit Sitz in Reno, Nevada, steht 1988, sieben Jahre nach dem Tod von Kenny Wells‘ Vater und Firmenpatriarch (Craig T. Nelson), vor dem Abgrund. Sein eigenes Haus musste er bereits verkaufen, so dass er bei seiner Freundin Kaylene (Bryce Dallas Howard) wohnen muss, wo er seinen Frust im Alkohol ertränkt. Als er im Vollrausch davon träumt, auf der Insel Borneo einen Goldschatz zu finden, bringt er Kaylenes Schmuck zum Pfandleiher und nimmt die nächste Maschine nach Jakarta, um den renommierten Geologen Mike Acosta (Édgar Ramirez) für seine Idee zu begeistern. Doch um das Gold zu finden, müssen erst einmal Investoren gefunden und dafür wiederum vielversprechende Bodenproben genommen werden. Das Projekt hat gerade erst Fahrt aufgenommen, da erkrankt Kenny an Malaria und bekommt gar nicht mit, dass die Proben immer bessere Resultate ergeben. Auf einmal scheint Kenny das Glück wieder zur Seite zu stehen, doch der Traum hält nicht allzu lange an …
„Gold“ wirbt mit der Aussage, dass der Film auf Geschichte basiert, die eigentlich zu gut ist, um wahr zu sein. Tatsächlich wirkt der Film wie ein verrücktes Abenteuer, das zwischenzeitlich sogar auf irrwitziges Happy End hinauszulaufen scheint, ehe die schnöde Wirklichkeit den Traum vom großen Geld und vor allem Goldaufkommen zerplatzen lässt. Doch mehr als die Geschichte an sich fasziniert die charismatische, alles überstrahlende Darstellungskunst von Matthew McConaughey („True Detective“, „Interstellar“), der mit seinem ausgeprägten Bauch und fliehender Stirn nicht nur Mut zur Hässlichkeit beweist, sondern auch überzeugend das Durchschreiten emotionaler Täler und Höhenflüge verkörpert.
Den versoffenen Unternehmer am wirtschaftlichen wie seelischen Abgrund nimmt man ihm ebenso ab wie den begeisterungsfähigen Träumer, der mit seinen Visionen Menschen für sich zu gewinnen versteht. Der weitere, durchaus illustre Cast (Bryce Dallas Howard, Stacey Keach, Craig T. Nelson) kommt gegen McConaugheys imponierender One-Man-Show nicht gegen an, vermag nicht mal Akzente zu setzen. Das ist insofern deshalb schade, weil der Film es so versäumt, persönlichen Beziehungen zwischen den Akteuren Raum zu geben. Allein die Geschäftsbeziehung zwischen Kenny und Mike wird zwangsläufig etwas tiefer ausgelotet. Selbst die Konfrontationen zwischen dem träumenden, begeisterten, oft auch angetrunkenen Kenny und den Investoren in ihren Anzügen dienen nur dazu, die Interessen beider Seiten aufzuzeigen, wobei es den Investoren nur um Profite, Kenny aber tatsächlich um das Gold geht.
Trotz der Fokussierung auf Kenny Wells und seinen unerschütterlichen Glauben an das große Goldvorkommen unterhält „Gold“ als temporeiches, emotional packendes Abenteuer-Drama vor exotischer Kulisse und mit einem wieder einmal grandiosen Matthew McConaughey
"Gold: Gier hat eine neue Farbe" in der IMDb

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