Porto

Mit seiner Doppelbiografie „Double Play“ (2013) über den Dokumentarfilmer James Benning („RR“, „13 Lakes“) und Richard Linklater („A Scanner Darkly“, „Boyhood“) gewann der brasilianische Regisseur Gabe Klinger auf den Filmfestspielen in Venedig den „Award for Best Documentary on Cinema“. Nun legt er mit „Porto“ seinen ersten Spielfilm vor, der auf ungewöhnliche Weise eine ebenso kurze wie intensive Liebesbeziehung thematisiert. Es ist leider auch einer der letzten Filme mit dem russischstämmigen Schauspieler Anton Yelchin („Hearts In Atlantis“, „Star Trek“), der 2016 bei einem Unfall ums Leben kam.
Als sich der amerikanische Auswanderer Jake (Anton Yelchin) und die französische Studentin Mati (Lucie Lucas) erst bei einer Ausgrabungsstätte, dann in einem Café in der portugiesischen Hafenstadt Porto begegnen, ist ihr Schicksal besiegelt. Der an sich eher verschlossene Jake geht in dem Café auf Mati zu, die ihn gleich mit sich nach Hause nimmt, wo Jake erst einmal ihre Umzugskartons aus dem Wagen in ihre Wohnung schleppt, bevor er mit ihr leidenschaftlichen Sex hat und dann wieder und wieder, bis sich ihre Wege schon am nächsten Tag trennen, da Mati mit ihrem Professor verlobt ist und jeden weiteren Kontakt mit Jake unterbindet …
Gabe Klinger, der zusammen mit Larry Gross („Geronimo“, „Ein wahres Verbrechen“) auch das Drehbuch zu „Porto“ verfasst hat, thematisiert in seinem Spielfilmdebüt nur die eine Nacht, in der sich Jake und Mati kennenlernen und lieben. Dabei wird die kurze Geschichte zunächst aus Jakes Perspektive erzählt, beginnend in dem Café, wo er auf Mati zugeht und sie mit ihm sofort zu sich nach Hause geht. Bei der Darstellung aus Matis Perspektive holt Klinger etwas mehr aus, bezieht auch ihre Beziehung zu João (Paulo Calatré) ein, von dem sie sich irgendwann scheiden lässt. Das Vor- und Nachher ist allerdings nicht entscheidend und bleibt ganz der Fantasie des Zuschauers überlassen. Stattdessen erlebt das Publikum zusammen mit dem stürmischen Liebespaar die Stunden der Leidenschaft mit, die Jake und Mati miteinander erleben.
Es ist natürlich der impulsive, für beide so erfüllende Sex, der den 26-jährigen Gelegenheitsjobber und die 32-jährige Doktorandin dazu hinreißen lässt, sich gegenseitig ihre bedingungslose Liebe zu gestehen, aber letztlich geht doch jeder von ihnen anders mit den Erlebnissen dieser einen Nacht um.
Klinger bedient sich dabei unterschiedlicher Filmformate, um die Erzählung immer wieder aufzubrechen, die Erinnerungen und Perspektiven zu wechseln und ihnen eine jeweils eigene Atmosphäre zu verleihen. Die malerische Kulisse der portugiesischen Hafenmetropole, der meditative jazzige Soundtrack und die intensiven Darstellungen der beiden Hauptakteure machen „Porto“ zu einem eindringlichen, ungewöhnlich inszenierten Drama über die besonderen Gesetzmäßigkeiten in der Liebe.
"Porto" in der IMDb

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