The Book Of Henry
Wenn sich Regisseure in einem Film nicht auf ein Genre festlegen wollen und sogar gleich mehrere miteinander vermischen, sorgt das oftmals nicht nur für Verwirrung beim Publikum, dessen Sehgewohnheiten empfindlich gestört werden, sondern auch für Unbehagen bei den Kritikern. Doch obwohl Colin Trevorrow („Jurassic World“) mit „The Book Of Henry“ in dieser Hinsicht fast schon eine Bruchlandung hingelegt hat und ihm Walt Disney den Regiejob für den bislang unbetitelten neunten „Star Wars“-Film wieder entzog, bietet der wunderbar besetzte und gespielte Film mit Drama-, Comedy-, Psycho-Thriller- und Familienfilm-Elementen merh als nur unterhaltsame Qualitäten.
Die alleinerziehende Susan Carpenter (Naomi Watts) arbeitet als Bedienung in einem Diner, obwohl ihr hochbegabter, elfjähriger Sohn Henry (Jaeden Lieberher) mit seinen Börsengeschäften längst für ein ausreichendes Familieneinkommen gesorgt hat. Überhaupt nimmt sich Henry nicht nur der Buchhaltung und aller wirtschaftlichen Belange im Haushalt an, sondern kümmert sich auch rührend um seinen drei Jahre jüngeren Bruder Peter (Jacob Tremblay). Die heile Welt der Carpenters bekommt allerdings Risse, als der gewissenhafte und moralisch überaus reife Henry eines Abends beobachtet, wie seine Klassenkameradin und Nachbarin Christina (Maddie Ziegler) von ihrem ebenfalls alleinstehenden Stiefvater Glenn Sickleman (Dean Norris) missbraucht wird.
Da Sickleman aber der örtliche Polizeichef ist, entwickelt Henry einen ausgefeilten Plan, mit dem Christina aus den Fängen ihres Peinigers befreit werden kann …
Trevorrow nimmt sich viel Zeit, die charmante Carpenter-Familie vorzustellen. Dazu zählt nicht nur Susans Arbeitsumfeld, in dem Susan mit ihrer Freundin und Kollegin Sheila (Sarah Silverman) Witze über imaginäre Probleme wie die Reparatur ihrer Luxus-Wagen macht, sondern auch die Schule, die Peter und Henry besuchen, auf der Henry trotz seines Hochbegabten-Status bleiben möchte, um nicht nur auf seinen Bruder aufpassen zu können, sondern auch den Kontakt zu seinem alltäglichen sozialen Umfeld nicht zu verlieren.
Vor allem wird aber das Leben im Carpenter-Heim humorvoll und warmherzig beschrieben, die komplexen Experimente, die Henry in seinem imposanten Baumhaus veranstaltet, Susans Abreagieren mit Ego-Shooter-Spielen im Wohnzimmer und ihre Überforderung im Umgang mit finanziellen Dingen, die aber entspannt in Henrys Händen liegen, sowie die einfühlsam inszenierten Gute-Nacht-Rituale.
Der Ton der Filmerzählung ändert sich erst, als Henry den Missbrauch seiner Klassenkameradin durch ihren Stiefvater entdeckt, und nachdem in anderen Situationen vorher deutlich geworden ist, dass Henry über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden verfügt, steht außer Frage, dass diesem Verbrechen entgegengewirkt werden muss. Und schließlich wird Henry eine schwere Krankheit diagnostiziert, was dem Film nach der Thriller-Komponente auch einen sehr tragischen Aspekt verleiht.
Wie Henrys Plan dann doch noch umgesetzt werden soll, wirkt etwas sehr konstruiert, bei Henrys sorgfältiger Charakterisierung aber auch folgerichtig. Auf jeden Fall nimmt „The Book Of Henry“ hier sehr originelle Züge an, die in der Stimmung zwar einen deutlichen Bruch zur ersten Filmhälfte darstellen, aber durch die überzeugenden Darsteller letztlich glaubwürdig genug transportiert werden. Vor allem die Leistungen der Jung-Darsteller Jaeden Lieberher („Es“, „Midnight Special“), Jacob Tremblay („Raum“, „Before I Wake“) und Maddie Ziegler machen „The Book Of Henry“ zu einem Sehvergnügen. Auch wenn Trevorrow vielleicht etwas zu viel auf der Klaviatur der Gefühle herumspielt, bietet „The Book Of Henry“ emotional aufwühlende Unterhaltung, bei der der Zuschauer nie so recht vorausahnen kann, in welche Gefilden und Genres der Film in den nächsten zehn Minuten abdriftet.
"The Book Of Henry" in der IMDb
Die alleinerziehende Susan Carpenter (Naomi Watts) arbeitet als Bedienung in einem Diner, obwohl ihr hochbegabter, elfjähriger Sohn Henry (Jaeden Lieberher) mit seinen Börsengeschäften längst für ein ausreichendes Familieneinkommen gesorgt hat. Überhaupt nimmt sich Henry nicht nur der Buchhaltung und aller wirtschaftlichen Belange im Haushalt an, sondern kümmert sich auch rührend um seinen drei Jahre jüngeren Bruder Peter (Jacob Tremblay). Die heile Welt der Carpenters bekommt allerdings Risse, als der gewissenhafte und moralisch überaus reife Henry eines Abends beobachtet, wie seine Klassenkameradin und Nachbarin Christina (Maddie Ziegler) von ihrem ebenfalls alleinstehenden Stiefvater Glenn Sickleman (Dean Norris) missbraucht wird.
Da Sickleman aber der örtliche Polizeichef ist, entwickelt Henry einen ausgefeilten Plan, mit dem Christina aus den Fängen ihres Peinigers befreit werden kann …
Trevorrow nimmt sich viel Zeit, die charmante Carpenter-Familie vorzustellen. Dazu zählt nicht nur Susans Arbeitsumfeld, in dem Susan mit ihrer Freundin und Kollegin Sheila (Sarah Silverman) Witze über imaginäre Probleme wie die Reparatur ihrer Luxus-Wagen macht, sondern auch die Schule, die Peter und Henry besuchen, auf der Henry trotz seines Hochbegabten-Status bleiben möchte, um nicht nur auf seinen Bruder aufpassen zu können, sondern auch den Kontakt zu seinem alltäglichen sozialen Umfeld nicht zu verlieren.
Vor allem wird aber das Leben im Carpenter-Heim humorvoll und warmherzig beschrieben, die komplexen Experimente, die Henry in seinem imposanten Baumhaus veranstaltet, Susans Abreagieren mit Ego-Shooter-Spielen im Wohnzimmer und ihre Überforderung im Umgang mit finanziellen Dingen, die aber entspannt in Henrys Händen liegen, sowie die einfühlsam inszenierten Gute-Nacht-Rituale.
Der Ton der Filmerzählung ändert sich erst, als Henry den Missbrauch seiner Klassenkameradin durch ihren Stiefvater entdeckt, und nachdem in anderen Situationen vorher deutlich geworden ist, dass Henry über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden verfügt, steht außer Frage, dass diesem Verbrechen entgegengewirkt werden muss. Und schließlich wird Henry eine schwere Krankheit diagnostiziert, was dem Film nach der Thriller-Komponente auch einen sehr tragischen Aspekt verleiht.
Wie Henrys Plan dann doch noch umgesetzt werden soll, wirkt etwas sehr konstruiert, bei Henrys sorgfältiger Charakterisierung aber auch folgerichtig. Auf jeden Fall nimmt „The Book Of Henry“ hier sehr originelle Züge an, die in der Stimmung zwar einen deutlichen Bruch zur ersten Filmhälfte darstellen, aber durch die überzeugenden Darsteller letztlich glaubwürdig genug transportiert werden. Vor allem die Leistungen der Jung-Darsteller Jaeden Lieberher („Es“, „Midnight Special“), Jacob Tremblay („Raum“, „Before I Wake“) und Maddie Ziegler machen „The Book Of Henry“ zu einem Sehvergnügen. Auch wenn Trevorrow vielleicht etwas zu viel auf der Klaviatur der Gefühle herumspielt, bietet „The Book Of Henry“ emotional aufwühlende Unterhaltung, bei der der Zuschauer nie so recht vorausahnen kann, in welche Gefilden und Genres der Film in den nächsten zehn Minuten abdriftet.
"The Book Of Henry" in der IMDb
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