The Visit

Mit seinem Überraschungserfolg „The Sixth Sense“ (1999) hat Drehbuchautor, Produzent und Regisseur M. Night Shyamalan frischen Wind ins angestaubte Mystery-Genre bringen und blieb sich mit seinen nachfolgenden Werken „Unbreakable“, „Signs“ und „The Village“ durchaus treu. Doch seither wollte dem durchaus talentierten Filmemacher kein richtiger Erfolg mehr gelingen, so dass er seinen neuen Film „The Visit“ mit weitaus kleinerem Budget realisierte. Dem Found-Footage-Horror hat diese Maßnahme durchweg gut getan, denn „The Visit“ kommt ohne namhafte Darsteller und die vertraute musikalische Untermalung von James Newton Howard aus, dafür ist die Story und die Inszenierung absolut sehenswert.
Damit ihre alleinerziehende Mutter (Kathryn Hahn) eine Kreuzfahrt mit ihrem neuen Freund unternehmen kann, fahren die beiden Teenager-Geschwister Rebecca (Olivia DeJonge) und Tyler (Ed Oxenbould) mit dem Zug für eine Woche zu ihren Großeltern auf eine abgeschieden gelegene Farm. Die 15-jährige Rebecca nutzt die Zeit für ein Filmprojekt und will mit Hilfe von Interviews mit Nana (Deanna Dunagan) und Pop Pop (Peter McRobbie) auch herausfinden, warum ihre Mutter vor 15 Jahren überstürzt ihr Zuhause verlassen hat. Doch weder ihre Mutter noch Nana lassen sich zu diesem Thema aus. Verlaufen die Tage auf der Farm recht unbeschwert, sind die Kinder durch die merkwürdigen Geräusche in der Nacht etwas beunruhigt. Dazu tragen auch die mit Exkrementen gefüllten Windeln unter dem Haus bei. Doch was zunächst mit Inkontinenz und Demenz erklärt wird, entwickelt sich für die beiden Geschwister zunehmend zu einem echten Horror-Trip …
Mit „The Visit“ verlässt Shyamalan die vertrauten Gefilde der elegant inszenierten und atmosphärisch dichten Schauermärchen und begibt sich in die Regionen von „Blair Witch Project“ und „Paranormal Activity“. Der Clou ist allerdings, dass das Grauen, das sich immer deutlicher bemerkbar macht, nicht auf übernatürliche Phänomene zurückzuführen ist, sondern rein menschlicher Natur ist. Daran lässt der Filmemacher vom ersten Gruselschock-Moment an keine Zweifel. Doch wie Shyamalan die Spannungsschraube ab der zweiten Filmhälfte kräftig anzieht, ist schon bemerkens- und sehenswert. Dabei kann er sich auf seine vier Hauptdarsteller ebenso verlassen wie auf ein packendes Drehbuch, das schließlich wieder mit einer berühmten Shyamalan-Wendung aufwartet und einen ungewöhnlichen, stark inszenierten und gespielten, letztlich auch bitterbösen Horrorfilm ausmacht.
"The Visit" in der IMDb

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