Snowden

Seit Mitte der 1980er Jahre, als er mit "Salvador", "Platoon" und "Geboren am 4. Juli" in kurzer Abfolge gleich drei (Anti-)Kriegsfilme ins Kino gebracht hatte, zählt der amerikanische Drehbuchautor, Produzent und Regisseur Oliver Stone zu den meist diskutierten und streitbaren Filmemacher in Hollywood. Mit seinem aktuellen Biopic "Snowden" inszenierte er im vergangenen Jahr nicht nur das Biopic des wohl berühmtesten Whistleblowers der Welt, sondern gewährt auch verstörende Einblicke in die Arbeit der amerikanischen Geheimdienste, denen die Privatsphäre nicht nur der US-Bürger alles andere als heilig ist.
Am 03. Juni 2013 trifft sich der NSA-Mitarbeiter Edward Snowden (Joseph Gordon-Levitt) in einem Hotel in Hongkong heimlich mit den britischen Journalisten Glen Greenwald (Zachary Quinto) und Ewen MacAskill (Tom Wilkinson) sowie der Dokumentarfilmerin Laura Poitras (Melissa Leo), um sie darüber zu informieren, mit welchen Mitteln die NSA im Zusammenschluss mit anderen Geheimdiensten die Privatsphäre aller Menschen auf der Welt auszuspähen in der Lage ist und dies auch flächendeckend tut.
Da Snowden von der Unrechtmäßigkeit dieser umfassenden Ausspähung von Privatpersonen überzeugt ist, opfert er sogar seine eigene Freiheit, um die Öffentlichkeit über diesen Missstand zu informieren. Er berichtet den Journalisten, wie er im Jahre 2004 zunächst bei den Special Forces versucht hat, seinem großartigen Land zu dienen, aber mit seiner körperlichen Konstitution das Trainingslager nicht erfolgreich absolvieren konnte. Stattdessen besteht der junge Mann das Bewerbungsgespräch mit dem CIA-Ausbilder Corbin O'Brian (Rhys Ifans) und überzeugt auch ohne Highschool-Abschluss mit seinen Qualitäten auf dem IT-Sektor. Er verliebt sich in die liberale Fotografin Lindsay Mills (Shailene Woodley) und baut sich mit ihr ein Leben auf, das das junge Paar schließlich nach Japan und Hawaii führt, ohne dass Lindsay je erfährt, was ihr Lebensgefährte beruflich so genau macht. Doch genau dieses Manko wird zur zunehmenden Belastungsprobe für die Beziehung, in der Lindsay sich nicht selbst verwirklichen kann ...
Nicht nur mit seinen Kriegsfilmen, sondern mit seinen Filmen "JFK", "Nixon" und "World Trade Center" hat sich Oliver Stone Meilensteinen der amerikanischen Geschichte auseinandergesetzt, ohne dafür von allen Seiten patriotischen Applaus zu erhalten. Mit "Snowden" ist Stone das Kunststück gelungen, nicht nur das Leben des berühmten Whistleblowers Edward Snowden in den Jahren zwischen 2004 und 2013 nachzuzeichnen und dabei die Beweggründe seines Protagonisten aufzuzeigen, geheime Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sondern dabei auch die fast selbstverständliche Praxis der US-Geheimdienste aufzudecken, sämtliche persönliche Daten, die ein privater Anwender im Internet hinterlegt, auszuspionieren, wobei eben nicht nur verdächtige Personen in dieses Schema fallen, sondern tatsächlich jede Person.
Wer die Berichterstattung über Edward Snowdens Enthüllungen und sein Leben im russischen Exil nicht so aufmerksam verfolgt haben sollte, bekommt mit "Snowden" eine kompakte Zusammenfassung, die auf persönlicher Ebene berührt, auf der sachlichen einfach nur schockiert. Hervorzuheben ist vor allem Joseph Gordon-Levitt ("Inception", "Looper") akzentuierte Darstellung Snowdens, der im Finale sogar persönlich ein paar Statements abgibt, aber auch die von Shailene Woodley ("Divergent"-Reihe), die als extrovertierte Freundin Lindsay einen interessanten Kontrast zu ihrem Liebsten bildet. Das gilt übrigens auch für Snowdens überzeugten Mentor O'Brian und dem von Nicolas Cage souverän locker gespielten CIA-Außenseiter Hank Forrester.
Weniger kontrastreich ist dagegen die eher konventionelle Inszenierung ausgefallen, so dass sich der Film ganz auf das persönliche Schicksal seines Helden und die entlarvten Geheimdienst-Techniken konzentriert, in dieser Hinsicht aber voll punktet.
"Snowden" in der IMDb

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