The Young Pope - Staffel 1
Bereits 2008 hat der aus Neapel stammende Drehbuchautor, Produzent und Regisseur Paolo Sorrentino mit "Il Divo - Der Göttliche" hinter die Kulissen der Macht geblickt. Sezierte er darin noch die korrupten Machenschaften des früheren italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti, dringt er mit der von Sky und HBO produzierten Serie "The Young Pope" in die höchsten Kreise der katholischen Kirche vor und präsentiert mit dem grandios von Jude Law verkörperten - fiktiven - Papst Pius XIII nicht nur den ersten amerikanischen, sondern auch jüngsten und vor allem geheimnisvollsten Papst in der Geschichte des Vatikans. Nun sind die zehn Folgen der ersten Staffel über Polyband auch auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Eigentlich haben die altehrwürdigen Kardinäle den aus New York stammenden, gerade mal die Vierzig überschrittenen jungen Erzbischof Lenny Belardo (Jude Law) zum Papst gewählt, um ihn als fügige Marionette für ihre eigenen Interessen zu missbrauchen. Doch schon bei dem ersten Gespräch zwischen dem jüngsten Papst aller Zeiten und dem Strippenzieher Cardinal Voiello (Silvio Orlando) zeigt sich, dass Pius XIII ganz eigene Vorstellungen von der Ausübung seines Amtes besitzt. Er missachtet genüsslich das von einem seiner Vorgänger erlassene Rauchverbot in den Dienstzimmern des Vatikans, beruft seine Schwester Mary (Diane Keaton), unter deren Fittichen er als Waisenkind aufgewachsen ist, als seine persönliche Beraterin und schockiert die eloquent auftretende Marketing-Chefin Sofia (Cécile de France) mit der Ankündigung, weder sein Portrait für Merchandising-Artikel zur Verfügung zu stellen, noch sein Antlitz bei öffentlichen Auftritten zu präsentieren.
Als der ebenso adrette wie eigenwillige Papst auch noch mit alten Regeln und Glaubensgrundsätzen bricht, geraten die Kardinäle in Panik, beginnen ihren Chef auszuspionieren, um ihn möglichst bald wieder absetzen zu können. Doch der Cherry Coke Zero trinkende Papst lässt sich bei seinem Tun nicht aus der Ruhe bringen, gesteht in der Beichte sogar, dass er gar nicht an Gott glaube, um diese Aussage sogleich als Witz abzutun. Allerdings wift sein Verhalten nicht nur in dieser Hinsicht weitere Fragen auf, die für eine tiefe Verunsicherung unter seinem Hofstaat, seinem spirituellen Berater Cardinal Michael Spencer (James Cromwell), Schwester Mary, den Medien und schließlich den Gläubigen sorgen.
Paolo Sorrentino ("La Grande Bellezza - Die große Schönheit", "Ewige Jugend", "Cheyenne - This Must Be the Place") präsentiert mit seiner außergewöhnlichen Serie "The Young Pope" nicht nur den jüngsten und bestaussehenden Papst Pius XIII der Kirchengeschichte, sondern wirft damit auch einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen des Vatikans.
Obwohl er dort nicht drehen durfte, gaben sich die Serienschöpfer alle Mühe, die eindrucksvolle Atmosphäre der päpstlichen Dienststelle so authentisch wie möglich abzubilden. In den sonnendurchfluteten und stilvoll eingerichteten Räumen wirkt Pius XIII selbst wie eine Lichtgestalt, und wenn er in Träumen die glücklichen Momente mit seinen Hippie-Eltern erinnert oder fantasiert, bevor sie ihn in die Obhut von Schwester Mary gegeben haben, oder durch innige Gespräche mit Gott Wunder zu wirken scheint, fällt es nicht schwer, in ihm den würdigen Vertreter Gottes auf Erden zu sehen.
Doch in seinem Innern sieht es gar nicht so sonnig und klar aus. Immer wieder sucht er Rat bei seinem spirituellen Führer, der sich selbst gern als Papst gesehen hätte und sich nun mit Selbstmordgedanken herumträgt, hadert mit seinem Glauben, sieht sich sinnlichen Versuchungen - vor allem in Gestalt der schönen Esther (Ludivine Sagnier) - ausgesetzt. Immer wieder stößt er Medienvertreter, die Kardinäle und seine engsten Vertrauten vor den Kopf, hegt ketzerische Gedanken (die besonders in der ersten Sequenz der Auftaktfolge großartig in Szene gesetzt werden) und hält sich nie an die Konventionen der päpstlichen Geschäfte. Sorrentino und sein Stamm-Kameramann Luca Bigazzi bleiben bei aller inneren Unruhe, die die Figuren in der Serie umtreibt, aber stets bei gut ausgeleuchteten, ruhigen, oft in Zeit- oder Superzeitlupe inszenierten Bildern, die vor allem Macht, Reichtum, Bildung, Eleganz und Ruhe suggerieren.
Die interessanten Kontraste entstehen dabei einerseits durch die inneren Widersprüche, die den Papst selbst quälen, und durch die ständigen Auseinandersetzungen zwischen ihm und vor allem Voiello, die gleichsam für den Konflikt zwischen Tradition und Aufbruch stehen, für die eigentlich dringend notwendige Öffnung der katholischen Kirche gegenüber den akuten Bedürfnissen der Gläubigen, in der aber wiederum die Gefahr liegt, die Wurzeln der katholischen Lehre zu verraten. Diese innerkirchlichen Widersprüche, die sich in der Geisteshaltung der höchsten katholischen Würdenträger widerspiegelt, sind so großartig von dem Ensemble gespielt, optisch einschmeichelnd in Szene gesetzt und musikalisch abwechslungsreich untermalt, dass man es gar nicht erwarten kann, mehr über den widersprüchlichen und geheimnisvollen Papst Pius XIII zu erfahren.
"The Young Pope" in der IMDb
Eigentlich haben die altehrwürdigen Kardinäle den aus New York stammenden, gerade mal die Vierzig überschrittenen jungen Erzbischof Lenny Belardo (Jude Law) zum Papst gewählt, um ihn als fügige Marionette für ihre eigenen Interessen zu missbrauchen. Doch schon bei dem ersten Gespräch zwischen dem jüngsten Papst aller Zeiten und dem Strippenzieher Cardinal Voiello (Silvio Orlando) zeigt sich, dass Pius XIII ganz eigene Vorstellungen von der Ausübung seines Amtes besitzt. Er missachtet genüsslich das von einem seiner Vorgänger erlassene Rauchverbot in den Dienstzimmern des Vatikans, beruft seine Schwester Mary (Diane Keaton), unter deren Fittichen er als Waisenkind aufgewachsen ist, als seine persönliche Beraterin und schockiert die eloquent auftretende Marketing-Chefin Sofia (Cécile de France) mit der Ankündigung, weder sein Portrait für Merchandising-Artikel zur Verfügung zu stellen, noch sein Antlitz bei öffentlichen Auftritten zu präsentieren.
Als der ebenso adrette wie eigenwillige Papst auch noch mit alten Regeln und Glaubensgrundsätzen bricht, geraten die Kardinäle in Panik, beginnen ihren Chef auszuspionieren, um ihn möglichst bald wieder absetzen zu können. Doch der Cherry Coke Zero trinkende Papst lässt sich bei seinem Tun nicht aus der Ruhe bringen, gesteht in der Beichte sogar, dass er gar nicht an Gott glaube, um diese Aussage sogleich als Witz abzutun. Allerdings wift sein Verhalten nicht nur in dieser Hinsicht weitere Fragen auf, die für eine tiefe Verunsicherung unter seinem Hofstaat, seinem spirituellen Berater Cardinal Michael Spencer (James Cromwell), Schwester Mary, den Medien und schließlich den Gläubigen sorgen.
Paolo Sorrentino ("La Grande Bellezza - Die große Schönheit", "Ewige Jugend", "Cheyenne - This Must Be the Place") präsentiert mit seiner außergewöhnlichen Serie "The Young Pope" nicht nur den jüngsten und bestaussehenden Papst Pius XIII der Kirchengeschichte, sondern wirft damit auch einen faszinierenden Blick hinter die Kulissen des Vatikans.
Obwohl er dort nicht drehen durfte, gaben sich die Serienschöpfer alle Mühe, die eindrucksvolle Atmosphäre der päpstlichen Dienststelle so authentisch wie möglich abzubilden. In den sonnendurchfluteten und stilvoll eingerichteten Räumen wirkt Pius XIII selbst wie eine Lichtgestalt, und wenn er in Träumen die glücklichen Momente mit seinen Hippie-Eltern erinnert oder fantasiert, bevor sie ihn in die Obhut von Schwester Mary gegeben haben, oder durch innige Gespräche mit Gott Wunder zu wirken scheint, fällt es nicht schwer, in ihm den würdigen Vertreter Gottes auf Erden zu sehen.
Doch in seinem Innern sieht es gar nicht so sonnig und klar aus. Immer wieder sucht er Rat bei seinem spirituellen Führer, der sich selbst gern als Papst gesehen hätte und sich nun mit Selbstmordgedanken herumträgt, hadert mit seinem Glauben, sieht sich sinnlichen Versuchungen - vor allem in Gestalt der schönen Esther (Ludivine Sagnier) - ausgesetzt. Immer wieder stößt er Medienvertreter, die Kardinäle und seine engsten Vertrauten vor den Kopf, hegt ketzerische Gedanken (die besonders in der ersten Sequenz der Auftaktfolge großartig in Szene gesetzt werden) und hält sich nie an die Konventionen der päpstlichen Geschäfte. Sorrentino und sein Stamm-Kameramann Luca Bigazzi bleiben bei aller inneren Unruhe, die die Figuren in der Serie umtreibt, aber stets bei gut ausgeleuchteten, ruhigen, oft in Zeit- oder Superzeitlupe inszenierten Bildern, die vor allem Macht, Reichtum, Bildung, Eleganz und Ruhe suggerieren.
Die interessanten Kontraste entstehen dabei einerseits durch die inneren Widersprüche, die den Papst selbst quälen, und durch die ständigen Auseinandersetzungen zwischen ihm und vor allem Voiello, die gleichsam für den Konflikt zwischen Tradition und Aufbruch stehen, für die eigentlich dringend notwendige Öffnung der katholischen Kirche gegenüber den akuten Bedürfnissen der Gläubigen, in der aber wiederum die Gefahr liegt, die Wurzeln der katholischen Lehre zu verraten. Diese innerkirchlichen Widersprüche, die sich in der Geisteshaltung der höchsten katholischen Würdenträger widerspiegelt, sind so großartig von dem Ensemble gespielt, optisch einschmeichelnd in Szene gesetzt und musikalisch abwechslungsreich untermalt, dass man es gar nicht erwarten kann, mehr über den widersprüchlichen und geheimnisvollen Papst Pius XIII zu erfahren.
"The Young Pope" in der IMDb
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