The Missing - Staffel 1

Seit 2007 sind die beiden britischen Brüder Harry und Jack Williams als Showrunner und Drehbuchautoren von Mini-Serien wie „Roman’s Empire“, „Tripped“ und „One Of Us“ verantwortlich. Aber erst mit ihrer neuen Schöpfung, der von Starz Originals und BBC produzierten Crime-Drama-Serie „The Missing“ scheinen sie auch international Aufsehen zu erregen. Nun ist die 2014 produzierte erste Staffel nach ihrer Ausstrahlung im ZDF auch hierzulande für das Heimkino erhältlich.
Während ihres Frankreich-Urlaubs im Sommer 2006 bleiben Tony Hughes (James Nesbitt), seine Frau Emily (Frances O’Connor) und ihr gemeinsamer fünfjähriger Sohn Oliver (Oliver Hunt) nach einer Autopanne in dem kleinen Städtchen Chalons Du Bois hängen. Um sich die Zeit zu vertreiben, geht Tony mit seinem Sohn ins nahegelegene Schwimmbad und will in der Kneipe auf dem Gelände gerade etwas zu trinken besorgen, als Oliver in der Menschentraube verschwindet, die vor dem Fernseher ein Spiel der Fußball-WM verfolgt.
Zwar sucht die örtliche Polizei umgehend nach dem Jungen, doch selbst der zu den Ermittlungen hinzugezogene und kurz vor seiner Pensionierung stehende Experte Julien Baptiste (Tchéky Karyo) findet keine Spur. Acht Jahre später kehrt Tony auf der Suche nach neuen Spuren nach Chalons Du Bois zurück, wo ihm nach wie vor kostenlos ein Zimmer im Hotel Eden zur Verfügung steht, und entdeckt neue Hinweise, von denen er seine nunmehr Ex-Frau Emily sogleich unterrichtet. Sie steht mittlerweile kurz vor der Hochzeit mit Mark Walsh (Jason Flemyng), der damals als Verbindungsoffizier tätig gewesen war. Auch der mittlerweile pensionierte und hinkende Julien Baptiste kehrt an den Tatort zurück, um den Fall noch einmal aufzurollen. Tatsächlich stoßen Tony und Julien auf einen Ort, an dem Oliver gefangen gehalten worden ist …
Sein Kind zu verlieren und jahrelang nicht zu wissen, was aus ihm geworden ist, ist der wohl größtmögliche Alptraum aller Eltern. Die preisgekrönte britische Serie „The Missing“ nimmt sich dieser Thematik auf erschreckend glaubwürdige Weise an und demonstriert eindrucksvoll, wie ein so dramatischer Vorfall nicht nur eine Ehe zerstört, sondern die Betroffenen auch an den Rand des psychischen Zusammenbruchs bringt.
Die Serienschöpfer halten die Spannung über die acht Folgen geschickt gleichbleibend aufrecht, indem sie nicht nur immer wieder neue Hinweise auf das Schicksal des vermissten Jungen einstreuen, sondern auch durch die Wechsel der Zeitebenen zwischen 2006, 2009 und 2014 immer wieder aufzeigen, was die Zeit aus den beteiligten Personen gemacht hat, wie sich vor allem Tony und Emily einander entfremdet haben, wie aber auch der engagierte Ermittler Baptiste nie aufhört, weiter an dem Fall zu arbeiten.
Vor allem in der Ausgestaltung der Hughes-Charaktere brilliert „The Missing“. Die seelischen Abgründe, in die Olivers Eltern nach seinem Verschwinden gestoßen werden, finden in der glaubwürdigen Darstellung durch James Nesbitt („Der Hobbit“-Trilogie) und Frances O’Connor („A.I. – Künstliche Intelligenz“, „Conjuring 2“) einen berührenden Niederschlag. Die stimmige Dramaturgie, das Auslegen verschiedener Fährten, bei denen auch Polizeibeamte und Journalisten eine bedeutende Rolle spielen, das Wechseln zwischen den Zeitebenen und die emotional ansprechenden Schauspielerleistungen machen „The Missing“ zu einem Serien-Highlight, das auf den Spuren der großartigen Serie „Broadchurch“ wandelt. 
"The Missing" in der IMDb

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