Tödlicher Segen

Nachdem Wes Craven mit seinen ersten beiden Horrorfilmen „The Last House On The Left“ (1972) und „The Hills Have Eyes” (1977) als erfrischend neue Stimme im Genre wahrgenommen wurde, inszenierte er 1981 mit „Deadly Blessing“ einen weitaus subtileren Schocker, der nichtsdestotrotz mit einigen wohldosierten Slasher-Elementen aufwartet und diverse bekannte Gesichter aus Film und Fernsehen präsentiert. Nun erscheint der Film unter dem deutschen Titel „Tödlicher Segen“ über KochMedia erstmals auf Blu-ray.
Ähnlich wie die Amish lebt die strenggläubige Farmersekte der Hittites wie in einem anderen Jahrhundert, verweigert sich jeglichem technischen Fortschritt und hält alles für Teufelswerk, was sich nicht mit ihrem Gottesglauben vereinbaren lässt. Entsprechend besorgt ist Martha Schmidts (Maren Jensen) Ehemann Jim (Douglas Barr) über seinen Austritt aus der Sekte.
Ausgerechnet an ihrem ersten Hochzeitstag entdeckt die gerade erst schwangere Martha im Schuppen, wie Jim offensichtlich vom eigenen Traktor tödlich zerquetscht worden ist. Marens beste Freundinnen Lana (Sharon Stone) und Vicky (Susan Buckner) sollen sie wieder aufmuntern, doch als sich Vicky in den John (Jeff East), den Sohn von Sektenführer Isaiah (Ernest Borgnine), verguckt, sind weitere Probleme vorprogrammiert …
Bevor Wes Craven mit „Nightmare – Mörderische Träume“ (1984) eine der erfolgreichsten Horror-Franchises ins Leben rufen und mit „Scream“ (1996) über eine Dekade später das bis dahin schon wieder dahinsiechende Genre erfolgreich wiederbeleben sollte, präsentierte er sich bei „Tödlicher Segen“ als virtuoser Meister auf der Klaviatur des Grauens. So setzt er sehr gezielt die subjektive Kamera ein, die den Zuschauer mit den Augen des Killers sehen lässt, dessen Identität aber sogleich geschickt geheim gehalten wird. Auf der anderen Seite sind die Slasher-Szenen sehr akzentuiert in Szene gesetzt, für voyeuristische Blicke auf nackte Haut wird ebenfalls gesorgt.
Craven vermeidet eine allzu deutliche Verteufelung der Sekte, aus deren Reihe der Killer vermutet wird, und legt überraschend viel Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen, sowohl zwischen den drei Freundinnen als auch bei den Begegnungen zwischen Hittites-Anhängern und vermeintlich Ungläubigen. Welche Rolle Marthas Nachbarn, Louisa (Lois Nettleton) und ihre Tochter Faith (Lisa Hartman), in dem Drama spielen, wird geschickt bis zum Finale offengehalten.
Was ein Vierteljahrhundert nach Filmstart besonders vergnüglich zu beobachten ist, sind die frühen Auftritte vom späteren Hollywood-Star Sharon Stone („Basic Instinct“, „Casino“) und den Fernseh-Prominenten Lisa Hartman („Fantasy Island“, „Unter der Sonne Kaliforniens“), Douglas Barr („Ein Colt für alle Fälle“) und Lois Nettleton („In der Hitze der Nacht“) sowie den Kult-Stars Ernest Borgnine („Die Klapperschlange“, „The Wild Bunch“) und Michael Berryman („Einer flog über das Kuckucksnest“, „The Devil’s Rejects“), dazu gefällt der atmosphärische Horror-Score des späteren „Titanic“-Komponisten James Horner.
Die Schlusssequenz indes ist weniger geglückt, aber auf Drängen der Produzenten gedreht worden, die eine gänzlich andere Ausrichtung des Films geplant hatten. Davon abgesehen überzeugt „Tödlicher Segen“ als handwerklich sauber inszenierter, mit dosierten Slasher- und Erotikszenen ausgestatteter Horrorfilm, der auch im Rückblick weit über dem Durchschnitt vergleichbarer Werke anzusiedeln ist.
 "Tödlicher Segen" in der IMDb

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