Blink - Tödliche Augenblicke

Der britische Filmemacher Michael Apted hat sich in den 1980er Jahren mit dem biografischen Musikdrama „Nashville Lady“ (1980), der romantischen Komödie „Zwei wie Katz und Maus“ (1981), dem Spionage-Thriller „Gorky Park“ (1983) und dem Dian-Fossey-Biopic „Gorillas im Nebel“ (1988) als vielseitiger Vertreter seines Fachs etabliert und später mit „Nell“ (1994) und dem James-Bond-Film „Die Welt ist nicht genug“ (1999) seine erfolgreichsten Werke vorgelegt. Dazwischen lieferte er mit „Blink“ (1993) einen sehr kurzweiligen Thriller ab, der vor allem durch die beiden Hauptdarsteller Madeleine Stowe („12 Monkeys“, „Wir waren Helden“) und Aidan Quinn („Haunted“, „Legenden der Leidenschaft“) überzeugt.
Weil sie im Alter von acht Jahren von ihrer Mutter misshandelt wurde, ist Emma (Madeleine Stowe) zwar blind, aber trotzdem geht sie selbstbewusst mit ihrem Schicksal um und verdient ihren Lebensunterhalt als Violinistin in der Folk-Rock-Band The Drovers. Eines Tages erhält sie einen Anruf von ihrem Augenarzt Dr. Ryan Pierce (Peter Friedman), der ihr die Möglichkeit eröffnet, durch eine Transplantation ihr Augenlicht zurückzubekommen.
Emma ist zunächst total glücklich, als sie wieder sehen kann, aber ebenso frustriert darüber, dass sie alles nur verschwommen wahrnimmt und offenbar auch erst zeitlich versetzt realisiert. Als sie Dr. Pierce erzählt, dass gerade eine Frau mit Blumen und Mütze in ihrem Krankenzimmer gewesen sei, weist er seine Patientin darauf hin, dass es sich um ihre Freundin und Band-Kollegin Candice (Laurie Metcalf) handelte, die Emma aber einen Tag zuvor besuchte. Offenbar braucht das Gehirn nach der lang anhaltenden Blindheit mehr Zeit, um die von den neuen Augen aufgenommenen Bilder zu verarbeiten.
Eines Abends glaubt Emma einen Mörder im Treppenhaus gesehen zu haben und geht mit ihrem Verdacht zu Detective John Hallstrom (Aidan Quinn), der sich aber schnell davon überzeugt, dass Emma alles andere als eine zuverlässige Augenzeugin ist. Als Hallstrom und sein Kollege Ridgley (James Remar) aber eine Frauenleiche in Emmas Nachbar-Apartment auffinden, wird Emma als Zeugin immer wichtiger, denn der Killer setzt sein Werk in anderen Städten des Landes fort …
Allein durch die besondere Krankengeschichte von Emma erhält der Plot von „Blink – Tödliche Augenblicke“ einen außergewöhnlichen Ansatz, der auch auf anderen Ebenen überzeugend fortgeführt wird. Vor allem die beiden Hauptfiguren entsprechen nicht den gängigen Rollen-Klischees. Während Emma trotz ihrer Behinderung ein ganz selbstständiges Leben führt und ihre Männerbekanntschaften dazu nutzt, ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ist Detective John Hallstrom alles andere als der coole Macho-Cop, sondern ein ganz bodenständiger, witziger Typ.
Neben der Jagd nach dem Killer bildet die ungewöhnliche Love-Story zwischen dem Cop und der Musikerin den zweiten Part des Plots, wobei das erotische Knistern und die Reibereien glaubwürdig Hand in Hand gehen. Die Aufklärung des Falls gerät dabei manchmal zu sehr in den Hintergrund und nimmt immer erst dann wieder an Fahrt auf, wenn neue Hinweise auftauchen.
Durch die unterkühlten Bilder von Kameramann Dante Spinotti („Heat“, „Roter Drache“), der vor allem Emmas Sehschwäche gekonnt in Szene gesetzt hat, und den elektronischen Score von Brad Fiedel („The Terminator“, „True Lies“) wirkt „Blink – Tödliche Augenblicke“ auch handwerklich gut gemacht und bietet so kurzweilige, psychologisch und atmosphärisch stimmige Thriller-Unterhaltung. 
"Blink" in der IMDb

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