Ewige Jugend

Bei jedem Film des italienischen Regisseurs Paolo Sorrentino darf man sich auf ein audiovisuelles Feuerwerk der Extraklasse freuen. Vor seinem Oscar-prämierten Meisterwerk „La Grande Bellezza“ (2017) präsentierte der Kinomagier mit „Ewige Jugend“ (2015) nicht nur erneut einen ähnlich berauschenden Bilderreigen mit stimmungsvoller musikalischer Untermalung, sondern ebenso eine melancholische wie ernüchternde Auseinandersetzung mit dem Lebensabend alternder Künstler.
Nachdem sich der Komponist und Star-Dirigent Fred Ballinger (Michael Caine) zur Ruhe gesetzt hat, erholt er sich mit seiner Tochter und persönlichen Assistentin Lena (Rachel Weisz) in einem exklusiven Hotel in den Schweizer Alpen, wo sein alter Freund Mick Boyle (Harvey Keitel) mit einem jungen Team von Drehbuchautoren an der Endfassung seines neuen Films feilt.
Doch auch Fred kommt nicht wirklich zur Ruhe, denn ein Abgesandter des britischen Königshauses drängt darauf, dass der Maestro ein Konzert für die Queen dirigiert. Fred ist allerdings viel mehr daran interessiert, sich mit seinem alten Freund über die jeweiligen Prostatabeschwerden und mögliche Affären mit schönen Frauen in der Vergangenheit auszutauschen oder mit dem jungen Schauspieler Jimmy Tree (Paul Dano) über die Bedeutung der eigenen Kunst zu philosophieren, mit der das Publikum einen assoziiert.
Davon abgesehen muss Lena die Tatsache verkraften, dass ihr Mann, Micks Sohn Julien (Ed Stoppard), sie für eine jüngere Popsängerin (Paloma Faith in einem Cameo-Auftritt) verlassen hat. Mick plagt deshalb ein schlechtes Gewissen, aber so richtig aus der Bahn geworfen wird er durch den überraschenden Besuch seiner alten Freundin Brenda Morel (Jane Fonda), mit der er in über 50 Jahren bereits elf Filme realisiert hat. Für sie hat er nämlich auch die weibliche Hauptrolle in seinem neuen Film vorgesehen …
Sorrentino hat mit dem zweistündigen Drama „Ewige Jugend“ einen recht unbeschwerten Weg eingeschlagen, sich mit so elementaren Themen wie Kunst und Schönheit, Jugend und Alter, Wahrnehmung und Bedeutung, Freude und Leid auseinanderzusetzen. Mit den großartigen Darstellern Michael Caine („Der stille Amerikaner“, „Mr. Morgans letzte Liebe“) und Harvey Keitel („Bad Lieutenant“, „Pulp Fiction“) hat Sorrentino die Idealbesetzungen für zwei alternde Kunstschaffende gefunden, die sich auf die eine oder andere Weise damit abfinden müssen, dass sie ihren Zenit längst überschritten haben. Während Fred deshalb seine Karriere beendet hat, wird Mick auf die harte Tour mit dieser bitteren Wahrheit konfrontiert.
Doch bei aller melancholischen Rückschau und wenig optimistischer Zukunftsaussichten bewahrt der Film auch seinen heiteren Ton und lässt die Jugend in aufmunternder Weise Einzug halten. Besonders eindringlich ist hier beispielsweise die Szene, in der Jimmy Tree mit einem jungen Mädchen ins Gespräch kommt, die den Schauspieler aus einem Film kennt, den eigentlich niemand gesehen hat, oder in einem weiteren Gespräch zwischen Jimmy und der Miss Universum, die – natürlich – gern als Schauspielerin beweisen möchte, dass sie mehr zu bieten hat als nur ihre Schönheit.
Zu den wunderbaren Dialogen über das Leben, die Schönheit und die Kunst passen die tollen Kulissen der Schweizer Alpen, der großzügigen Hotelanlage, in der Ex-Fußball-Star Diego Maradona eine tolle Szene auf dem Tennisplatz hat, der Wellness-Oasen und der Swimming Pools, und ein abwechslungsreicher Soundtrack aus Rock- und Technoklängen, Klassik und Chormusik. 
"Ewige Jugend" in der IMDb

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