Der Gott des Gemetzels

Zwei Elfjährige prügeln sich im New Yorker Brooklyn Bridge Park, zwei Zähne fliegen, die Eltern versuchen, die Wogen zu glätten. Dieses Szenario ist Ausgangspunkt und zugleich Plot des Vier-Personen-Stücks "Der Gott des Gemetzels" aus der Feder von Yasmina Reza, das seit 2006 weltweit große Erfolge auf den Theaterbühnen feiert. Roman Polanski ("The Ghostwriter", "Chinatown") hat dieses moralische Lehrstück mit starker Besetzung eindrucksvoll für die große Leinwand adaptiert. 
Nach dem Streit zwischen ihren Kindern, bei dem nachhaltige körperliche Blessuren zurückgeblieben sind, treffen sich die Eltern zu einem Schlichtungsgespräch in der Wohnung von Michael (John C. Reilly) und Penelope Longstreet (Jodie Foster). Sie haben sich mit den Eltern des Schlägers, Alan (Christoph Waltz) und Nancy Cowen (Kate Winslet), gerade auf eine gemeinsame schriftliche Erklärung geeinigt, da laden sie ihre Gäste, die sich schon verabschieden wollen, auf Tee und Kuchen ein. Was folgt, ist eine erneute Auseinandersetzung über Schuld und Sühne, Werte und Normen. 
Es ist nicht viel, was Roman Polanski braucht, um seine Leinwandadaption des populären Theaterstücks mit Leben zu füllen. Eine überschaubare Wohnung, die durch einen Blick aus dem Fenster in New York verortet ist, als alleinige Bühne, ganze 79 Minuten Spielzeit, ein wenig Musik von Alexandre Desplat in der Eröffnungsszene und im Abspann sowie vier glänzend aufgelegte, aber ganz unterschiedliche Akteure. Da ist vor allem der vielbeschäftigte Anwalt (Christoph Waltz), der ständig angerufen wird und dem Geschehen schon fast genervt folgt und mit seinen zynischen Kommentaren immer wieder Öl ins Feuer gießt. Seine Frau versucht immer wieder, auf diplomatische Weise die aufkommenden Wogen zu glätten, doch gerade die von Jodie Foster so glänzend dargestellte Penelope lässt es auf einen Schlagabtausch ankommen. 
Polanski inszeniert diese Duelle pointiert und mit aller Schärfe zwischen den Protagonisten und gibt so die scheinheilige Fassade bürgerlicher Wohlanständigkeit der Lächerlichkeit preis. Es macht einfach Spaß, die vier grandiosen Akteure bei ihrem Meinungsaustausch zu beobachten, der sich zu einem hitzigen Wortgefecht entwickelt, bei dem der zu diskutierende Vorfall irgendwann nicht mehr wirklich relevant ist. 

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