Moneyball
Die Faszination für Baseball, Nationalsport Nr. 1 in den Vereinigten Staaten Amerikas, lässt sich hierzulande kaum nachvollziehen, fristet er in Deutschland seit jeher ein Schattendasein. Allerdings haben Filme wie "Feld der Träume" oder die eindringliche Szene in "Hearts In Atlantis", als Anthony Hopkins einem kleinen Jungen seine Erinnerungen an ein denkwürdiges Spiel erzählt, durchaus dazu beitragen können, die amerikanische Leidenschaft für diesen Sport nachzuempfinden. Doch mit Gefühlen hat Bennett Millers Baseball-Drama "Die Kunst zu gewinnen - Moneyball" nichts am Hut. Brad Pitt brilliert als unorthodoxer Manager eines Underdog Major-League-Clubs, der nicht mal die Spiele seines Clubs besucht, um ja keine persönliche Beziehung zu den Spielern aufzubauen, die er wie an der Börse kauft und verkauft. Dass dieses Szenario trotzdem zu packen versteht, ist vor allem der starken Besetzung und Aaron Sorkins ("The Social Network", "Der Krieg des Charlie Wilson") ausgefeiltem Drehbuch zu verdanken.
Im US-amerikanischen Baseball geht es ähnlich zu wie in der Fußball-Bundesliga. Finanzstarke Clubs wie der FC Bayern München können sich international die besten Spieler leisten, während "arme" Clubs nur darauf hoffen können, eigene Talente zu fördern und sie dann mit Gewinn an größere Clubs zu verkaufen. Auch Billy Beane (Brad Pitt) muss als Manager des finanzschwachen Clubs Oakland Athletics jede Saison aufs Neue versuchen, sein kleines Budget für Spieler auszugeben, die zumindest das Potential in sich tragen, das Team in obere Regionen zu führen. Als er aber gleich drei starke Spieler für die Saison 2002 ersetzen muss, scheint er am Ende seines Lateins angelangt zu sein. Da lernt er den pummeligen und unscheinbaren Harvard-Absolventen Peter Brand (Jonah Hill) kennen, der Wirtschaft studiert hat und mit Baseball eigentlich wenig am Hut hat. Dafür hat er eine statistische Methode entwickelt, das Potential von Spielern zu berechnen und so Stärken festzustellen, die andere Clubs nicht erkennen.
Von seinem erfahrenen Talent-Scout-Team und Trainer Art Howe (Philip Seymour Hoffman) wird Beane nur belächelt, und tatsächlich steht das Team zur Hälfte der Saison auf dem letzten Platz. Doch dann scheint sich die Strategie auszuzahlen, und die Oakland Athletics setzen zum Höhenflug an.
Man muss kein Baseball-Fan sein, um "Moneyball" sehenswert zu finden, denn der Sport steht nicht mal im Mittelpunk t des Films. Die Kamera hält es wie Billy Beane: sie bleibt den Spielern am liebsten fern. Und so konzentriert sich der Film ganz auf die Problematik, ein Team zur Meisterschaft zu führen, ohne das dafür eigentlich notwendige Kleingeld zu besitzen. Dass der Film so packend unterhält, ist in erster Linie dem Drehbuch zu verdanken, das die unorthodoxe Strategie des Managerteams schnörkellos ins Zentrum der Geschichte setzt. Daneben bleibt nur wenig Raum, um auch Billy Beanes Beziehung zu seiner Ex-Frau (Robin Wright) und seiner zwölfjährigen Tochter zu skizzieren oder die (Miss-)Erfolge auf dem Spielfeld in Szene zu setzen.
Brad Pitt überzeugt als bodenständiger, erfolgsorientierter und unbeugsamer Vereinsmanager, der unkonventionelle Wege beschreitet, um das Unmögliche zu erreichen. Aber auch Jonah Hill ("Superbad", "Männertrip") gefällt als schüchternes Mathe-Genie. Gemeinsam trägt das ungleiche Paar den Film mit einer Präsenz, die alle anderen Figuren nahezu zu Statisten verdammt, Robin Wright ebenso wie Philip Seymour Hoffman. Unterstützt werden sie dabei von Mychael Dannas ("Hearts In Atlantis", "Capote") subtilen Score und Wally Pfisters ("The Dark Knight", "Inception") eleganter Kameraführung.
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