Der Eissturm

Anfang der 70er Jahre ist die sexuelle Revolution auch in der amerikanischen Provinz von New Canaan, Connecticut, angekommen. Spießige Mittelschichtpaare suchen bei leicht verkrampften Schlüsselpartys neue sexuelle Erfahrungen, befreundete Nachbarn üben sich in Affären. Da Ben Hood (Kevin Kline) seiner Frau Elena (Joan Allen) nicht mehr beiwohnen darf, vergnügt er sich mit der resoluten Janey Carver (Sigourney Weaver), während Elena ihre Defizite als Kleptomanin zu absorbieren versucht. 
Doch die Affäre kommt ebenso ans Tageslicht wie die frühreifen Sexualerkundungen der 14-jährigen Hood-Tochter Wendy (Christina Ricci) mit den beiden Carver-Söhnen Mikey (Elijah Wood) und Sandy (Adam Hann-Byrd). Der angekündigte Eissturm bringt allerdings nicht nur glatte Straßen, sondern eine ungeahnte Katastrophe mit sich ... 
Der taiwanesisch-amerikanische Filmemacher Ang Lee ("Tiger & Dragon", "Brokeback Mountain") nimmt in "Der Eissturm" die amerikanische Durchschnittsfamilie in der Zeit von Nixons Watergate-Affäre unter die Lupe und entlarvt das Experimentieren mit den Formen der freien Liebe als unbeholfenes Ausbrechen aus bürgerlichen Normen, was den Protagonisten allerdings nicht die erhoffte Befreiung bringt. Stattdessen begeben sie sich in die Abhängigkeit neurotischer Verhaltensweisen und zerstören ihr Familienglück. 
Ang Lee portraitiert in seiner Verfilmung des gleichnamigen Romans von Rick Moody eine gut situierte, aber angesichts neuer Freiheiten auch unsichere Gesellschaft, deren Figuren er mit viel Sympathie zeichnet. Humor und Dramatik gehen in "Der Eissturm" Hand in Hand und sorgen für ein vielschichtiges, nuanciert erzähltes Glanzstück, in dem die erstklassige Darstellerriege ebenso brilliert wie die stimmungsvolle Fotografie von Frederick Elmes ("Wild at Heart", "Broken Flowers") und der einfühlsame Score von Mychael Danna ("Die Frau des Zeitreisenden", "Moneyball"). 

Kommentare

Beliebte Posts