Sling Blade

Als zwölfjähriger Junge hat Karl Childer (Billy Bob Thornton) beobachtet, wie seine Mutter Sex mit einem Rowdy hatte, und beide mit einer Sichel ermordet. Nach 25 Jahren in einer Nervenheilanstalt für Kriminelle steht der geistig leicht zurückgebliebene Karl vor seiner Entlassung. Nur mit ein paar Büchern und etwas Geld im Gepäck macht sich der gottesfürchtige Mann auf den Weg zurück in seine Heimatstadt, wo er zum Glück einen Job als Mechaniker und eine Unterkunft in der Garage findet. 
Er freundet sich mit dem Jungen Frank Wheatley (Lucas Black) an und lernt dessen Mutter (Natalie Canerday) und ihren raubeinigen und cholerischen Freund Doyle (Dwight Yoakam) kennen. Obwohl sich Karl sichtlich unwohl fühlt, wenn es zu Familienstreitigkeiten kommt, weiß er sich zu beherrschen und wird dabei vom homosexuellen Freund der Familie, dem Supermarktleiter Vaughan (John Ritter), unterstützt, der die Wogen immer wieder zu glätten versteht. Dennoch scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Karl wieder seine Sichel schwingt. 
Bevor Angelina Jolies Ex-Mann Billy Bob Thornton mit der Cormac-McCarthy-Verfilmung „All die schönen Pferde“ (2000) auch als Regisseur weithin bekannt wurde, inszenierte der gefeierte Darsteller („The Man Who Wasn't There“, „Ein einfacher Plan“) 1996 mit „Sling Blade – Auf Messers Schneide“ ein über zweistündiges Drama, in dem ein Mann nach 25 Jahren in einer Nervenheilanstalt sein Leben erstmals selbst in die Hand nehmen muss. Billy Bob Thornton hat dabei auch die Hauptrolle des geistig einfältigen, doch gutmütigen Mannes übernommen und trägt mit seiner grandiosen Darbietung nahezu allein den Film, der erfrischend anders mit dem Rehabilitierungs-Thema umgeht. 
Als Karl vor seiner Entlassung von zwei jungen Studentinnen besucht wird und ihnen darlegt, wie er in die Anstalt gekommen ist, bereitet sich der Zuschauer schon auf einen Rückblick vor, in dem die Tat und ihre Vorgeschichte dargelegt werden. Stattdessen wird die Vergangenheit mit Karls kurzem Monolog bereits abgehakt. 
Im weiteren Verlauf konzentriert sich „Sling Blade“ ganz auf den Alltag, in dem sich Karl bewundernswert problemlos einfügt. Er findet Freunde und Anerkennung bei der Reparatur von Rasenmähern und schließlich auch Familienanschluss. Die Frage, ob Karl wieder rückfällig werden könnte, steht zwar recht schnell im Raum, doch spitzt sich ihre Beantwortung ganz langsam zu, woraus sich die Spannung des Films ergibt. Neben dem in seiner Rolle kaum wiederzuerkennenden Billy Bob Thornton gefällt dabei auch das übrige Ensemble in einem berührenden Film der stillen Töne und genauen Beobachtung. 

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