Love Crime

Wenn es um die Karriere geht, kommen schon mal die Ellbogen zum Einsatz, so die gängige Meinung. Frauen setzen diese offensichtlich auch anders ein als Männer. Diesen Eindruck muss man jedenfalls bei Alain Corneaus neuen Film „Love Crime“ gewinnen, in dem Kristin Scott Thomas und Ludivine Sagnier mit harten Bandagen um den Führungsposten eines multinationalen Konzerns kämpfen.
In ihrem schicken Heim arbeitet Christine (Kristin Scott Thomas) mit ihrer rechten Hand Isabelle (Ludivine Sagnier) am späten Abend die Planung für eine Konferenz in Kairo aus. Es werden Komplimente verteilt und sich einander angenähert. Die beiden Frauen könnten Freundinnen, ja sogar Liebhaberinnen sein, auf jeden Fall ein perfekt eingespieltes Team, wie Christine nicht müde wird zu betonen. Sie schickt die talentierte junge Frau sogar an ihrer statt nach Kairo, wo es Isabelle tatsächlich gelingt, einen Deal unter Dach und Fach zu bringen. Als Isabelle allerdings mitbekommt, dass Christine diesen Erfolg gegenüber dem amerikanischen Mutterkonzern für sich beansprucht, reagiert Isabelle natürlich verdrossen, lässt sich aber zunächst weiterhin von ihrer „Partnerin“ umgarnen. Als sie aber in die Offensive geht und ihre Qualitäten bei den amerikanischen Chefs erkannt werden, lässt Christine keine Gelegenheit aus, ihre junge Kollegin aus der Bahn zu werfen – mit fatalen Folgen …
„Love Crime“ ist vor allem starkes Darsteller-Kino. Wie die beiden charismatischen Frauen Kristin Scott Thomas („Die Schwester der Königin“, „Die Affäre“) und Ludivine Sagnier („Swimming Pool“, „Public Enemy No. 1“) sich zunächst umgarnen und dann mehr oder weniger subtil auszubooten versuchen und bekriegen, ist wunderbar anzuschauen. Während Kristin Scott Thomas allerdings ganz geradlinig die machtbewusste Karrierefrau portraitiert, brilliert Ludivine Sagnier als unberechenbares Chamäleon, das seinen Gegner in falscher Gewissheit zu wiegen versteht. Allein aus diesem spektakulären Machtkampf bezieht „Love Crime“ seine Spannung.
Das Drehbuch offenbart aber einige Schwächen, die das Verhalten der beiden Frauen nicht immer plausibel erscheinen lassen. Aber bei dem leidenschaftlichen Spiel, das die beiden Ausnahmedarstellerinnen hier spannungsreich präsentieren, mag man die etwas kruden Wendungen im letzten Film des 2010 verstorbenen Regisseurs auch gern entschuldigen.
"Love Crime" in der IMDb

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