Hannibal - Staffel 1

Bestseller-Autor Thomas Harris hat mit Dr. Hannibal Lecter eine der faszinierendsten Figuren im Serienkiller-Universum geschaffen, die durch die kongeniale Verkörperung durch Sir Anthony Hopkins auch in Hollywood ihren Siegeszug feiern durfte. Nach gleich zwei Verfilmungen des Auftaktromans „Roter Drache“ folgten mit „Das Schweigen der Lämmer“, „Hannibal“ und „Hannibal Rising“ nicht nur diverse Adaptionen von Harris‘ großartigen Romanvorlagen, der amerikanische Sender NBC begann 2012 die Produktion einer 13 Folgen umfassenden ersten Staffel von „Hannibal“, einer Serie, die die außergewöhnliche Beziehung zwischen dem bekannten Psychiater Dr. Hannibal Lecter und dem äußerst empathischen FBI-Sonderermittler Will Graham in den Mittelpunkt stellt.
„Hannibal“-Schöpfer Bryan Fuller („Heroes“, „Pushing Daisies“) macht dabei nicht den Fehler, die Romanhandlungen für das Serienformat zu adaptieren und aufzublähen, sondern wie der Vorspann bereits proklamiert, basiert die Serie nur auf den Charakteren, die Thomas Harris in „Roter Drache“ entwickelt hat. Diese Freiheit nutzt er für geschickte und interessante Variationen. So wird aus Dr. Alan Bloom, der in den Filmen kaum eine Rolle spielt, die attraktive Dr. Alana Bloom, die romantische Gefühle für Will Graham entwickelt, sich aber auf keine Beziehung mit ihm einlassen kann, solange er psychisch so instabil ist. Und der schmierige Boulevard-Journalist Freddie Lounds erfährt hier eine Reinkarnation als bildhübsche und clevere Online-Journalistin Fredricka „Freddie“ Lownes, die durchaus Sympathien für sich beanspruchen kann. Interessant ist aber vor allem die Ausgangssituation in „Hannibal“. Will Graham (Hugh Dancy), Dozent an der FBI-Akademie, der seinen Dozenten Einblick in die Psyche von Serienkillern gewährt, wird von Jack Crawford (Laurence Fishburne) um Mithilfe bei einer Reihe von grausamen Morden gebeten, bei der junge Studentinnen auf Hirschgeweihe gespießt werden. Doch Graham ist nicht der einzige Profiler, der an dieser Sache arbeitet. Ihm zur Seite stehen Dr. Alana Bloom (Caroline Dhavernas), die mehr als nur ein berufliches Interesse an Graham teilt, und der Psychiater Dr. Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen), der Graham immer wieder zu Sitzungen einlädt, damit dieser wieder in die Spur zurückgebracht wird. Denn laut Lecter fühlt sich Graham dermaßen in die Psyche der Täter ein, dass er selbst daran zu zerbrechen droht. Überhaupt gehören die verschiedenen Konversationen zu psychischen Befindlichkeiten zu den herausragenden Stärken der Serie, die gerade ihre Spannung daraus bezieht, dass alle irgendwie eine Meinung zu Will Grahams fragiler Psyche zu haben scheinen, aber Dr. Lecter stets nur als Analytiker in Betracht kommt, nicht als der Killer, der seinen Gästen immer wieder die exotischsten Leckereien aus Menschenfleisch serviert.
Lecter analysiert aber nicht nur Graham, auch Jack Crawford und schließlich dessen Frau konsultieren den Seelenklempner, von dem der Zuschauer von Beginn immer kleine Häppchen seine Gräueltaten präsentiert bekommt.
Zwar bilden immer neue außergewöhnliche Morde den Ausgangspunkt für jede der dreizehn Folgen, doch gewisse Storyfäden ziehen sich von Beginn an durch das weitere Geschehen und sorgen so für anhaltende Spannung. Die ersten 13 Folgen von „Hannibal“, die nun auch auf DVD/Blu-ray erhältlich sind, zählen zum Besten, was das Serien-Format derzeit hergibt. Das liegt nicht nur an den erstklassigen, interessant besetzten DarstellerInnen, sondern vor allem an den klug konzipierten Drehbüchern und der stimmigen Inszenierung. Auf die weitere Entwicklung darf man mehr als gespannt sein!
"Hannibal" in der IMDb

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